Der Goldpreis erwacht am Freitag plötzlich zu neuem Leben und setzt seinen kleinen Aufschwung der vergangenen Tage beschleunigt fort. Mehrere Faktoren sind für den höchsten Stand seit einem Monat verantwortlich. Unter anderem sind die Short-Spekulanten auf dem Rückzug. Nun muss noch eine wichtige Chartzone geknackt werden.
Seit Mitte Februar geht es mit dem Goldpreis tendenziell wieder nach oben. Zuletzt hatte die Spekulation auf Zinssenkungen großer Notenbanken im Verlauf des Jahres für Auftrieb beim Goldpreis gesorgt. Da eine Anlage in Gold keine Rendite abwirft, verstärken sinkende Kapitalmarktzinsen die Nachfrage nach dem Edelmetall, was den Preis stützt.
Zwar deuten jüngste Konjunkturdaten nach Meinung von Ökonomen darauf hin, dass eine Zinssenkung in den USA wohl erst im Sommer (nicht vor Juni) stattfinden dürfte. Dies konnte den Goldpreis kurz vor dem Wochenende allerdings nicht bremsen.
Am Freitag-Mittag wurden an der Börse in London für eine Feinunze (rund 31,1 Gramm) 2.057 US-Dollar gezahlt. So teuer war das Edelmetall seit Anfang Februar nicht mehr. Mit dem Anstieg nähert sich der Goldpreis wieder dem Rekordhoch, das er im Dezember im Verlauf eines Tages kurz bei 2.135 Dollar erreicht hatte.
Neuer Ausbruchsversuch voraus
Charttechnisch bedeutsam ist, dass der Goldpreis nach seiner jüngsten Konsolidierung wieder die 50-Tage-Linie (aktuell bei 2.033 Dollar) überwunden hat. In den kommenden Tagen dürfte es nun richtig spannend werden. Wenn die Widerstandszone zwischen 2.060 und 2.080 Dollar überwunden wird, dürften in absehbarer Zeit neue Rekordhöhen folgen.
Edelmetallhändler Dominik Sperzel bei Heraeus erklärt den jüngsten Anstieg mit geopolitischen Spannungen nach jüngsten Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Das Edelmetall wird damit seinem Ruf als sicherer Hafen gerecht", sagte Sperzel. Der Kreml-Chef hat den Westen in seiner Rede zur Lage der Nation am Donnerstag vor dem Einsatz von westlichen Bodentruppen in der Ukraine gewarnt und erneut seine Atomwaffen erwähnt.
China kauft wieder – Shorties reduzieren Positionen
Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank verwies zudem auf Meldungen, die auf eine höhere Nachfrage in China hindeuten. Demnach habe das Land im Januar große Mengen des Edelmetalls aus Hongkong importiert. Die robuste Nachfrage in China dürfte nach Einschätzung von Fritsch ein wesentlicher Grund dafür sein, weshalb der Goldpreis dem Gegenwind aus zurückgehenden Zinssenkungserwartungen weitgehend trotzen konnte.
Das haben möglicherweise auch die großen Spekulanten erkannt. Laut dem jüngsten Commitments-of-Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC hat sich nämlich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) Ende Februar innerhalb einer Woche von 420.800 auf 407.100 Futures reduziert und damit den niedrigsten Stand seit gut fünf Jahren erreicht.
Unter den großen Terminspekulanten (Non-Commercials) hat sich dabei die Stimmung deutlich aufgehellt. Deren Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) hat sich nämlich im Berichtszeitraum von 131.200 auf 140.300 Futures (+6,9 Prozent) verbessert, schrieb "finanzen.net". Auf der Short-Seite gab es einen regelrechten Einbruch um über 15.500 Kontrakte.
Gold auf 3.000 Dollar?
In den großen Analystenhäusern ist man noch gespalten über die weitere Entwicklung von Gold. Zu den größten Optimisten gehört die Citigroup, die im Februar unter bestimmten Voraussetzungen in den kommenden 12 bis 18 Monaten einen Goldpreis von 3.000 Dollar prognostizierte. Auch BÖRSE ONLINE rät Privatanlegern zu einem Anteil von bis zu 20 Prozent in Gold. (Mit Material von dpa-AFX)
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