Die G7-Staaten wollen ein Importverbot von Russen-Gold, werden sich aber nach Angaben von Bundeskanzler Olaf Scholz nicht abschließend auf ein Gold-Embargo gegen Russland verständigen können. Dies müsse erst noch in der EU debattiert werden, sagte er am Montag-Morgen in der ARD. Die USA preschten vor und haben bereits angekündigt, dass sie kein Gold mehr aus Russland importieren wollen. Laut US-Präsident Joe Biden würden Russland durch ein Importverbot für russisches Gold Milliardeneinnahmen aus diesem wichtigen Exportgut wegbrechen. Biden schrieb auf Twitter: "Die Vereinigten Staaten haben Putin beispiellose Kosten auferlegt, um ihm die Einnahmen zu entziehen, die er zur Finanzierung seines Krieges gegen die Ukraine benötigt."
Gold ist wichtiges Exportgut
Ein hochrangiger US-Regierungsmitarbeiter sagte am Sonntag in einer Telefonschalte mit Journalisten, die G7-Staaten würden den Importstopp offiziell am Dienstag verkünden, dem letzten Tag des Gipfels auf Schloss Elmau. Damit werde Russland weiter von der Weltwirtschaft isoliert. Gold sei für Russland nach Energie das zweitwichtigste Exportgut. Es seien weitere Schritte zu erwarten, "die den Druck auf Putin und Russland kontinuierlich erhöhen sollen".
US-Außenminister Antony Blinken sagte, der Export von Gold bringe Russland jährlich rund 19 Milliarden US-Dollar (knapp 18 Milliarden Euro) ein, die meisten Einnahmen kämen dabei aus G7-Staaten. Moskau von dieser Einnahmequelle abzuschneiden, sei bedeutsam, sagte Blinken am Sonntag in einem Interview mit dem US-Sender CNN am Rande des G7-Gipfels.
Russland ist zweitgrößter Gold-Produzent
Das Edelmetall ist tatsächlich ein wichtiger Devisenlieferant für Russland. Gemäß der britischen Regierung beliefen sich die Einnahmen Russlands aus dem Goldexport 2021 auf umgerechnet 14,7 Milliarden Euro.
Das Land förderte im vergangenen Jahr laut Daten des World Gold Council (WGC) 331 Tonnen Gold und ist damit weltweit zweitgrößter Goldproduzent. Nur die Minen in China lieferten mit 332 Tonnen noch etwas mehr. Rund zehn Prozent der weltweiten Minenproduktion entfällt auf Russland.
Ein Importverbot für russisches Gold dürfte die Minenproduktion kaum tangieren. Das Angebot bliebe letztlich konstant. Die wegbrechende Nachfrage aus dem Westen könnte für Russland derweil von anderen Ländern ausgeglichen werden. Denn der Handel mit russischem Gold floriert auch an Handelsplätzen wie etwa Dubai, Schanghai oder auch Istanbul. Wichtiger Abnehmer ist auch Indien.
Notenbanken kaufen Gold
Im Westen ist das Edelmetall aus Russland bereits jetzt weitgehend tabu. Ein Importstopp wäre demnach nur eine offizielle Verkündung. Russland ist dabei - anders als etwa bei Rohöl und Erdgas - nicht stark abhängig vom Gold-Absatz in den Westen. Überhaupt spielen die Gold-Käufe von westlichen Notenbanken eine größere Rolle für den Goldpreis. Und die haben ihre Goldreserven zuletzt aufgestockt.
Einmal jährlich führt das WGC unter den Währungshütern eine Umfrage zum Thema Goldreserven durch. Eines der Ergebnisse: Während im Vorjahr lediglich 52 Prozent einen Anstieg der Goldreserven erwartet hatten, rechnen nun 61 Prozent per Saldo mit Nettokäufen. Bei den Erwartungen mit Blick auf die eigene Institution rechnet ein Viertel der befragten Zentralbanker mit einer Aufstockung der Goldreserven (2021: 21 Prozent). Keine einzige Notenbank plant derzeit Gold-Verkäufe.
Als Beweggründe fürs Aufstocken der Goldbestände wurden unter anderem genannt: Höheres Risiko einer globalen Finanzkrise, Erwartung struktureller Änderungen innerhalb des internationalen Währungssystems sowie steigende ökonomische Risiken in den Ländern wichtiger Reservewährungen. Auch die steigende Inflation sowie die Notwendigkeit, Gold als Absicherungsinstrument zu nutzen wurden als Kaufargumente genannt.
Goldpreis strebt tendenziell aufwärts
Der Goldpreis selbst notiert zum Wochenstart bei 1.838 Dollar leicht verbessert. Der Preis für eine Feinunze Gold bewegt sich am Spotmarkt seit etwa vier Jahren tendenziell aufwärts. Seit Frühjahr 2021 hat sich der Aufwärtstrend etwas abgeflacht (siehe Chart). Charttechnisch bedeutsam ist, dass die Zone bei 1.800 Dollar nicht nachhaltig unterschritten wird. Neue Rekorde winken nach einem nachhaltigen Ausbruch über die 2.000-Dollar-Marke hinaus.
BÖRSE ONLINE empfiehlt, bestehende Gold-Bestände aufzustocken und etwa 20 Prozent des Portfolios in dem Edelmetall zu halten.
mmr mit dpa