Das bestehende Überangebot lastet auf dem Kupferpreis. Mittel- bis langfristig zeichnen sich aber extrem große Defizite ab. Das sollten Anleger jetzt wissen
Viele Teilnehmer des 35. Gold Forum Americas in Colorado Springs dürften sich vor wenigen Wochen die Frage gestellt haben, ob sie denn tatsächlich gerade eine der wichtigsten Goldmessen des Jahres besuchen. Beim jährlichen Branchentreffen, an dem dieses Mal mehr als 150 Minenunternehmen aus dem Edelmetallsektor teilgenommen haben, wurden in den Vorträgen natürlich wieder die neuesten Entwicklungen im Goldsektor präsentiert. Auf den Fluren und in kleineren Meetings war aber ein anderer Rohstoff omnipräsent: Kupfer, dessen fundamentale Rahmenbedingungen klar für einen bevorstehenden Bullenmarkt sprechen.
Darum ist Kupfer DAS Zukunftsmetall
Schon in der Vergangenheit war das Industriemetall dank seiner vielen nützlichen Eigenschaften einer der besten und treuesten Begleiter des menschlichen Fortschritts. Kupfer ist in jedem Computerchip und jedem Toaster zu finden. Rund 30 Kilogramm davon sind in einem gewöhnlichen Auto, gar über 180 Kilogramm Kupfer in einem typischen Einfamilienhaus verbaut. Aufgrund seiner Leitfähigkeit, die nur von Silber übertroffen wird, nimmt Kupfer nun auch eine der wichtigsten Rollen innerhalb des Megatrends Elektrifzierung ein. Die Analysten von S&P Global Market Intelligence prognostizieren, dass sich die weltweite Nachfrage nach Kupfer von 25 Millionen Tonnen im Jahr 2021 auf etwa 49 Millionen Tonnen im Jahr 2035 nahezu verdoppeln wird. Dabei sollen allein die Technologien zur Energiewende für fast die Hälfte dieses Nachfragewachstums verantwortlich sei.
Damit scheint ein guter Zeitpunkt für einen strategischen Einstieg in Kupfer gekommen zu sein, das sich komfortabel über einen Exchange Traded Commodity wie den WisdomTree Copper ETC handeln lässt — gerade jetzt, nachdem der Kupferpreis aufgrund anhaltender Konjunktursorgen wieder deutlich zurückgefallen ist. Den langfristigen Perspektiven steht aktuell ein kurzfristiges Überangebot gegenüber, das seit Monaten auf den Kupferpreis drückt. Mit China schwächelt derzeit nicht nur der wichtigste Konsument, auch in anderen wichtigen Märkten bleibt die Nachfrage gedämpft.
Für 2024 rechnet die International Copper Study Group daher ebenfalls damit, dass das Angebot die Nachfrage um 467 000 Tonnen übersteigen wird. Die aktuelle Preisschwäche allerdings dürfte die für die kommenden Jahre erwartete Rally beim Kupferpreis sogar noch verstärken. Branchenschwergewicht Freeport-McMoRan, das mit einem Umsatzanstieg um 16 Prozent auf 5,82 Milliarden US-Dollar seinen operativen Gewinn im dritten Quartal um 55 Prozent auf 1,49 Milliarden US-Dollar steigern konnte, warnt schon seit Langem davor, dass das aktuelle Preisniveau nicht ausreiche, um neue Investitionen der Rohstofffirmen zu unterstützen.
Strukturelles Angebotsdefizit bei Kupfer
Niedrige Kupferpreise in Kombination mit hohen Finanzierungskosten stellen für viele Unternehmen eine hohe Hürde bei Investitionen dar, weshalb sich sowohl der Ausbau bestehender Produktionen als auch die Entwicklung neuer Projekte vielerorts verzögern wird. Gerade in der Kupferbranche wird sich dieser zeitliche Verzug rächen, muss doch für die Entwicklung einer neuen Mine bis zur Produktionsreife derzeit doch ein Zeitraum von deutlich mehr als zehn Jahren veranschlagt werden. Auf der anderen Seite nähern sich viele der großen und zuverlässigen Produktionen dem Ende ihrer Laufzeit.
Das Durchschnittsalter der zehn größten Kupferminen der Welt liegt bei 95 Jahren, womit die Arbeiten in immer größerer Tiefe stattfinden, die Mineralisierung abnimmt und die Abbaukosten steigen.
Brancheninsider weisen regelmäßig auf ein großes strukturelles Angebotsdefizit bei Kupfer beginnend ab der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts hin. Die Beratungsagentur McKinsey rechnet 2031 bereits mit einer Angebotslücke von 6,5 Millionen Tonnen Kupfer. Sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen, könnte sich das Defizit Mitte des kommenden Jahrzehnts auf fast zehn Millionen Tonnen ausweiten. Das entspricht in etwa 20 Prozent des Materials, das für die Einhaltung des Emissionsziels per 2050 benötigt wird.
Nicht ohne Grund hat das US-Energieministerium Kupfer Anfang August erstmals auf die Liste der kritischen Rohstoffe gesetzt und so eine milliardenschwere Förderung heimischer Kupferprojekte angestoßen. Damit folgen die USA dem Vorbild anderer Staaten wie China, Japan, Kanada, Indien und der EU, die Kupfer nicht zuletzt aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten zuvor bereits als kritisch eingestuft haben. Mehr als die Hälfte der weltweiten Produktion kam 2020 aus Ländern, die von S&P Global Market Intelligence als „instabil“ oder gar als „extrem instabil“ eingestuft werden.
Das sind die Kupfer-Profiteure
Zu den Gewinnern dieser Entwicklung dürften Kupferproduzenten wie Southern Copper zählen, würde ein solches Defizit doch für einen deutlich höheren Kupferpreis und damit für steigende Unternehmensgewinne sorgen. Die US-Gesellschaft gehört nicht nur zu den fünf größten, sondern auch zu den am kostengünstigsten operierenden Kupferproduzenten der Welt. Mit Blick auf seine riesigen Kupferreserven plant das Unternehmen, das sich mehrheitlich im Besitz der Grupo México befindet, seine Jahresproduktion bis zum Jahr 2026 auf 1,8 Millionen Tonnen zu verdoppeln.
Zu den spannendsten Wachstumstiteln der Branche zählt auch Lundin Mining. Das Unternehmen dürfte seine Produktion im kommenden Jahr von gut 300000 auf knapp 400 000 Tonnen Kupfer ausweiten und treibt derzeit die Konsolidierung hochgradiger Kupferprojekte in der chilenisch-argentinischen Grenzregion voran. Dort hat die Gesellschaft im Dezember 2021 bereits Josemaria übernommen, im Juli dieses Jahres sich zudem 51 Prozent der Anteile an Caserones gesichert. Da weitere Zusammenschlüsse innerhalb der Region signifikante Optimierungspotenziale in Sachen Infrastruktur und Produktion bieten würden, halten Experten auch eine Übernahme der benachbarten Filo Corp. und Ngex Minerals — beides ohnehin Unternehmen der Lundin Group of Companies — für möglich.
Deren Produktionsstart soll in einigen Jahren mitten im prognostizierten Bullenmarkt erfolgen, der nach Erwartung der Rohstoffspezialisten der Citigroup sogar die Ölpreisrally der Nullerjahre wie einen Kindergeburtstag aussehen lassen wird. Damals legte der Ölpreis zwischen Mitte 2006 und Ende 2007 von 50 auf 140 US-Dollar je Barrel zu.
Nahrungsmittel sind unverzichtbar. Weil das für jedermann gilt, zeichnet sich die Branche als stabil aus und hängt weniger als viele andere Sektoren von der konjunkturellen Entwicklung ab. Schließlich müssen die Konsumenten auch in Zeiten der Rezession etwas essen, aber müssen sich nicht unbedingt ein neues Auto kaufen.
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