Rohstoffe sind an den Börsen seit Monaten gefragt wie selten. Ob Industriemetalle oder Grundstoffe vom Acker, die Notierungen steigen - große Nachfrage trifft auf knappes Angebot. Ein Phänomen, das auch in Deutschland immer öfter auftaucht. So warnte das Elektrohandwerk vor einem Engpass bei Materialien und Bauteilen. Die Knappheit bei Halbleitern sorgte sogar schon in der Boulevardpresse für Schlagzeilen.
Woran das liegt? Wie immer, wenn es um Rohstoffe geht, hat China seine Hände im Spiel. Kein anderer Staat importiert so viel Metall wie der asiatische Riesenstaat. Ob Aluminium, Kupfer oder Nickel: China war und ist der größte Importeur der Welt. Und auch bei Agrargütern wie Schweinefleisch, Sojabohnen und Mais schlagen die Chinesen kräftig auf dem Weltmarkt zu.
Und weil die chinesische Wirtschaft nach dem Corona-Schock wieder Vollgas gibt, steigt auch der Bedarf. Die Wirtschaftsleistung des Landes ist im ersten Quartal 2021 um 18 Prozent gestiegen, die Importe wuchsen laut chinesischer Zollverwaltung gar um 28 Prozent. Staatliche Konjunkturprogramme stützen den Aufschwung. Genau wie in den USA: Billionen an frischen Dollar sollen die Wirtschaft aus dem Corona-Tal führen. Die EU versucht Ähnliches mit ihrem Multimilliarden-Wiederaufbaufonds.
Doch diese durch den Staat teils künstlich befeuerte Nachfrage trifft auf ein zum Teil noch zerrüttetes Angebot. Lockdowns und sonstige Corona-bedingten Einschränkungen haben dafür gesorgt, dass Fabriken stillstanden und Lieferketten zusammenbrachen. Außerdem hat sich manche Branche schneller erholt als angenommen, wie die Nachfrage bei Bauholz zeigt.
Dazu kommen extreme Wetterbedingungen, die die Landwirtschaft bedrohen. Polare Kälte im April etwa hat sowohl in Nordamerika als auch in Europa die Aussaat behindert. Trockenheit in anderen Regionen wie Brasilien und Südeuropa werden dafür sorgen, dass die Weizenernten geringer ausfallen. Entsprechend erwartet die UN-Welternährungsorganisation FAO einen Rückgang der Lagerbestände. Derweil stieg der Preisindex der Organisation im März auf den höchsten Stand seit sieben Jahren. Es seien allerdings keine realen Knappheiten, die die Sorge vor Engpässen schüren, sondern Panikkäufe und Logistikprobleme im Zuge von Corona.
Auch einige langfristige Trends sorgen dafür, dass Rohstoffe begehrt bleiben. Die Erdbevölkerung wächst und mit ihr der Nahrungsbedarf. Die Welt wird immer digitaler. Und je mehr Elektrizität gebraucht wird, desto mehr Industriemetalle werden benötigt.
Alternativen zum Aktienmarkt. Diese Gemengelage macht die Rohstoffmärkte auch für Finanzinvestoren interessant, die Alternativen zum Aktienmarkt suchen. Dazu zählen die Anbieter von Differenzkontrakten (CFDs = contracts for difference). Sie investieren an den Rohstoffbörsen und eröffnen damit auch Privatanlegern die Möglichkeit, direkt in Rohstoffe zu investieren.
Wichtigster Punkt: Mit CFDs erwerben Anleger nicht den Rohstoff selbst, sondern Derivate, mit denen sie am Kursverlauf teilnehmen. Dafür müssen sie eine Sicherheit, die sogenannte Margin, hinterlegen. Sie beträgt bei Rohstoffen zehn Prozent. Das bedeutet, dass Investoren das zehnfache Volumen des hinterlegten Kapitals bewegen können.
Große Chancen, aber auch Risiken. Die Gewinne beziehen sich auf das gesamte bewegte Kapital. Die Verluste aber auch, weshalb die Broker die Position glattstellen, sobald die Margin komplett aufgezehrt ist und kein weiteres Kapital auf dem Konto ist. Deshalb sollten Anleger immer einen finanziellen Puffer mitbringen, um Abwärtsbewegungen aushalten zu können.
Zur Auswahl stehen sämtliche an den Rohstoffbörsen gehandelten Produkte, und zwar für Long- und Short-Strategien. Allerdings haben nicht alle Broker auch alle Rohstoffe im Angebot. Beim Kauf von CFDs fallen keine Kauf- und Verkaufsprovisionen an, dafür aber teilweise Haltekosten, wenn die Produkte über Nacht auf dem Konto verbleiben. Das kann man umgehen, indem man in Monatskontrakte des jeweiligen Rohstoffs investiert. Das bedeutet zugleich, dass das Engagement in jenem Monat ausläuft und man sich neu orientieren muss.
Kupfer
Bisher hing die Weltwirtschaft vor allem am Erdöl. In Zukunft wird das auch für Kupfer gelten. Zwar ist das Metall schon heute ein Pfeiler der Industrie - im Baubereich, in der Elektronik und der Automobilbranche. Doch die Abhängigkeit wird weiter ansteigen, denn Kupfer ist das entscheidende Metall für eine CO²-arme Welt von morgen. Um fossile Rohstoffe wie Öl und Kohle zu ersetzen, braucht die Welt Strom und Speicher und damit Kupfer.
Beispiel E-Mobilität: Batteriebetriebene Fahrzeuge benötigen rund dreimal so viel Kupfer wie herkömmliche Verbrenner. So lassen Komponenten wie der Elektromotor und die Leistungselektronik den Kupferbedarf in die Höhe schnellen. Dazu kommt, dass Kupfer auch in den Batterien ein wesentliches Element ist - und dessen Bedeutung noch steigen könnte. Forscher erwarten etwa von Zinn-Kupfer-Legierungen künftig eine längere Lebenszeit bei Lithium-Ionen-Akkus.
Auch der Vormarsch der regenerativen Energien treibt den Bedarf an, ebenso der Ausbau der Stromnetze. Außerdem heizen Digitalisierung und Automatisierung den Strombedarf und so die Kupfernachfrage an.
Nach einer Studie der Rice University steht die Welt am Anfang eines Superzyklus für Kupfer, der durch steigende Nachfrage gekennzeichnet ist, für die neue Produktionskapazitäten aufgebaut werden müssten. Dass der Kupferpreis zuletzt die Schwelle von 10000 Dollar je Tonne überschritten hat, passt dazu. Der Preisauftrieb um 100 Prozent im Vergleich zum Frühjahr 2020 liegt aber erst einmal an der globalen Konjunkturerholung etwa in China. Denn das Land absorbiert rund die Hälfte des weltweiten Kupfers, und diese Menge kann China nur durch hohe Importe decken. Im März etwa stiegen diese um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Dabei ist Kupfer nicht prinzipiell knapp. Doch wegen Corona-bedingter Arbeitsunterbrechungen kommen die Minen in den größten Exportländern Chile und Peru aktuell nicht hinterher, die Nachfrage zu bedienen. Die Lagerkapazitäten in Shanghai und London haben in den vergangenen zwölf Monaten deutlich abgenommen.
Nach dem starken Preisanstieg der vergangenen Wochen könnte es um Kupfer erst einmal ruhiger werden. Dann aber bietet es sich an, via CFDs einzusteigen. Denn langfristige Trends wie die Digitalisierung könnten den Kurs in den kommenden Jahren deutlich steigen lassen. Anleger sollten aber wissen, dass manche CFD-Broker nur befristete Kupfer-Monatskontrakte im Angebot haben.
Silber
Silber 3-Jahres-Chart
Anfang des Jahres gab es den großen Run auf Silber. Ein zentraler Grund waren die bei Tradern beliebten sozialen Netzwerke. Sie prognostizierten, dass das Edelmetall knapp werden würde, und unterstellten Finanzinvestoren, den Preis durch riesige Verkaufspositionen künstlich niedrig zu halten. Das trieb den Silberpreis auf mehr als 28 Dollar je Unze. Infolgedessen floss viele Geld in börsengehandelte Silber-Rohstofffonds. Zwar hielt der Hype nicht lange an, doch es gibt auch nachvollziehbarere Gründe für einen hohen Silberpreis. Zum einen ist es wie Gold und Platin ein Edelmetall, das Anleger in volatilen Zeiten als sicheren Hafen ansteuern. Laut dem Silver Institute stieg die Investmentnachfrage 2020 um acht Prozent. Zum anderen ist es aber auch ein bedeutender Industrierohstoff, der gerade wegen seiner Eigenschaften als Edelmetall beliebt ist. Silber leitet Strom exzellent. So sorgt es in Solarzellen dafür, dass durch Sonnenlicht Strom erzeugt wird. Und weil die Nachfrage nach Solarstrom wächst und wächst, klettert auch der Silberbedarf. 2020 sorgte die Photovoltaikindustrie bereits für elf Prozent der gesamten weltweiten Silbernachfrage - Tendenz steigend, ebenso wie bei Autos und Haushaltsgeräten.
Zusammen mit einer robusten Investmentnachfrage dürfte Silber nach Prognosen des Silver Institute in diesem Jahr knapp werden. Investoren können diesen Umstand nutzen, weil Silber nach einem Hoch im Februar wieder zurückgefallen ist. Besonders einfach können Anleger in Silber über CFDs investieren. Neben einem Langfristinvestment, das Haltekosten verursacht, bieten sich auch einzelne Monatskontrakte für ein kurzfristigeres Investment an.
Bauholz
3-Jahres-Chart Holzpreis
Holz ist ein wichtiger Baurohstoff, der rund um den Globus gebraucht wird. Der Bedarf ist so groß, dass er die Holzwirtschaft auf dem falschen Fuß erwischt hat. "Die Industrie hat sich schlichtweg verkalkuliert", sagt dazu Jochen Stanzl, Chefanalyst von CMC Markets. Sie habe wegen Corona mit nur geringem Bedarf gerechnet und deshalb Produktionsstätten stillgelegt. "Nun aber wird viel gebaut - so viel, dass die Mengen fehlen, die aufgrund niedrigerer Kapazitäten schlicht vom Markt verschwunden sind." Kein Wunder, dass die Holzpreise durch die Decke gehen. Im Vergleich zum vergangenen Herbst haben sich die Notierungen an der Rohstoffbörse in Chicago auf rund 1200 Euro verdreifacht. Dort wird Bauholz zu Einheiten von 1000 Boardfeet gehandelt. Das sind etwa 2,4 Kubikmeter. Holz wird als klimafreundlicher Baustoff auch in Europa immer beliebter. Denn weil er dauerhaft das während seines Wachstums gespeicherte Kohlendioxid bindet, gilt er als CO²-neutral. Zugleich verschwinden weltweit Waldflächen, weil die Landwirtschaft, wie beispielsweise in Brasilien, immer mehr Ackerland braucht. Zum anderen setzt zunehmende Trockenheit infolge des Klimawandels den Bäumen zu. Diese Faktoren sprechen langfristig für steigende Holzpreise. Allerdings können die Preise stark schwanken, etwa wenn aufgrund der Dürre ganze Wälder gefällt werden müssen und deshalb kurzzeitig Holz en masse vorliegt. Für Anleger bieten sich CFDs als Finanzinvestment an, auch weil Zertifikate auf Holz Mangelware sind. Sie folgen der Entwicklung an der Rohstoffbörse eins zu eins. Wer langfristige CFDs kauft, sollte auf die Haltekosten achten. Kurz laufende Kontrakte sind dagegen kostenlos.