Über viele Jahre wurde zu wenig in die Exploration und Produktion investiert. Nun ziehen die Ausgaben an. Ölservicefirmen profitieren – fünf Aktien mit Aufholpotenzial
Auf hoher See tut sich was. Bohrschiffe und Ölplattformen sind unterwegs, um neue Rohstoffquellen zu erschließen. Der US-Konzern Transocean verzeichnet auf jeden Fall eine rege Nachfrage nach seinen Schiffen. Und das nicht nur für die nächsten Wochen. Zuletzt wurden Schiffe verbindlich geordert, die erst in zwei Jahren gebraucht werden. Was steckt dahinter?
Der Krieg in der Ukraine hat die Energiemärkte aus der Starre geweckt. Heute sind russische Lieferungen von Öl und Gas keine Selbstverständlichkeit mehr. Vor diesem Hintergrund erlebte der Ölpreis ein Comeback, das viele nicht für möglich gehalten haben. Er trotzt selbst der sich weltweit abschwächenden Konjunktur. Möglicherweise zeigt sich ein beginnendes Ungleichgewicht im globalen Angebots- und Nachfrageregime. Trotz aller Substitutionseffekte hin zu erneuerbaren Energien nimmt die globale Nachfrage nach Öl weiter zu. Die Angebotsseite hingegen ist viel fragiler. In den vergangenen Jahren hat US-Fracking-Öl Lücken geschlossen. Doch hier scheint der Höhepunkt nahe, vielleicht schon überschritten zu sein, im wichtigen Förderland Nigeria ist die Produktion schon rückläufig.
Mit zum geringen Angebot beigetragen haben die spärlichen Investitionen. Wurden etwa im Jahr 2014 global noch 788 Milliarden Dollar von den staatlichen und privaten Ölkonzernen für Exploration und Produktion ausgegeben, halbierten sich die Ausgaben bis zum Corona-Jahr 2020. Mit den höheren Notierungen des Rohstoffes folgten auch die Investitionen, vor allem 2022 und 2023 sind die Zuwachsraten hoch. Und das wird anhalten. Möglicherweise haben die Dienstleister, die mit ihren Produkten und und Dienstleistungen neue Quellen entdeckten, erschließen und fördern, in den kommenden Jahren reichlich zu tun. Die Branche hat nach dem Einbruch der vergangenen Jahre eine Konsolidierung hinter sich gebracht, sodass die verbleibenden Anbieter ihre Konditionen heute leichter durchsetzen können, als das früher noch der Fall war. Interessant aus Sicht der Anleger ist vor allem: Während die großen Öl!rmen wie etwa Totalenergies den hohen Preis des Rohstoffes schon in ihren Kursen eskomptieren, notieren die Aktien der kleineren Servicefirmen noch weit unter früher einmal erreichten Werten.
Die Redaktion hat fünf Aktien von Firmen herausgesucht, die besonders großes Aufholpotenzial mitbringen. Die einzelnen Werte sind aber entsprechend riskanter. Anleger, die in den Trend lieber breiter investieren wollen, kaufen etwa über den ETF VanEck Oil Services A (WKN: A3D 42Y) ein breites Portfolio an Aktien von Energiedienstleistern, welches das erhöhte Risiko der Einzelwerte diversifiziert.
Transocean: das Beste kommt
Die Auftragsbücher von Transocean sind so gut gefüllt, wie das seit 2014 nicht der Fall war. Das Unternehmen, einer der führenden Anbieter von Offshore-Bohrdienstleistungen für die Öl- und Gasindustrie, hat sich mit seinen Bohrschiffen und Plattformen vor allem auf Tiefseeprojekte beziehungsweise auf Standorte mit schwierigen Umweltbedingungen spezialisiert. Dass die Nachfrage hier wächst, zeigt sich etwa bei einer Order im Golf von Mexiko. Der Kunde dort will erst Ende 2025 loslegen, hat aber Service für fast eine halbe Milliarde Euro verbindlich bestellt. Das Beispiel zeigt jedoch auch: In den Büchern wird die höhere Nachfrage erst mit Zeitverzug sichtbar werden. Das Unternehmen hat noch viele Aufträge, die zu schlechteren Konditionen abgeschlossen wurden. Die Neuaufträge hingegen bringen manchmal das Doppelte pro Tag undvor allem dann auch dicke Deckungsbeiträge. Entsprechend werden sich der Umsatz und das Betriebsergebnis in den kommenden Jahren kontinuierlich nach oben schrauben. Die Aktie hat sich von dem Nahtod 2020 schon gut erholt, notiert aber noch weit unter früheren Bestwerten, 2017 kostete sie fast doppelt so viel. Weil die Verschuldung noch hoch ist, sind Rückschläge nicht ausgeschlossen: Stoppkurs beachten! Die Gesellschaft hat ihren Sitz in der Schweiz. Kurse in Deutschland stellt die Baader Bank. Der liquide Handel findet in den USA statt. Wer kann, sollte dort handeln.
CGG: Verdopplung möglich
Das Unternehmen ist das Urgestein in der seismischen Industrie. Mit der Technologie wird der Erduntergrund untersucht, und die gelieferten Daten etwa zu Gesteinsformationen analysiert dann die hauseigene Software. Damit ist CGG sehr früh in einem Explorationsgeschäft angesiedelt. Und entsprechend spät wird der Konzern im Zyklus von den steigenden Investitionen der Ölkonzerne profitieren. Doch der Auftragseingang signalisiert, dass sich das Momentum erhöht. Im Juli wurde ein Großauftrag aus Saudi-Arabien gemeldet, der rund 150 Millionen Euro schwer sein könnte. Zuletzt wurde vor der Elfenbeinküste ein neues 3-D-Seismic-Programm rund um ein großes Ölfeld gestartet. Auch in den Zahlen gibt es mittlerweile einen Aufwärtstrend. Vor allem das Seismikgeschäft, das lange brach lag, zog mit dreistelligen Zuwachsraten an.
SBM Offshore: Hohe Dividende und viel Potenzial
Rund 200 000 Barrel Öl pro Tag können die schwimmenden Plattformen fördern, die SBM Offshore im Angebot hat. Daneben können sie auch als schwimmende Umschlaganlagen für Flüssiggas verwendet werden. Damit sind die Niederländer gut positioniert, um von den höheren Investitionen in der Branche zu profitieren. Das Geschäftsmodell beruht auf zwei Standbeinen. Zum einen besitzt SBM die Plattformen und vermietet sie langfristig. Zum anderen konzipiert das Unternehmen auch Anlagen für Dritte und verkauft sie nach Fertigstellung. Das eigene Mietportfolio wird um vier große Anlagen ab 2025 erweitert, die jeweils schon langfristige Mietverträge abgeschlossen haben.
Aus Sicht der Investoren gibt es mehrere Hebel für höhere Erlöse und mehr Ertrag für Aktionäre. Zum einen werden die Investitionen ab 2024 abnehmen, sodass der freie Cashflow steigen wird und mehr ausgeschüttet werden kann. Dazu kommt, dass ab 2024, 2025 und 2027 größere Verkäufe von Plattformen anstehen, die rund vier Milliarden Euro bringen dürften. Ein Teil dieser Mittel kann etwa über Sonderdividenden an die Aktionäre gehen. Gleichzeitig wird aber auch die Nachfrage nach neuen Plattformen zunehmen, was das Wachstum ankurbeln kann. Letztlich dürfte auch der Wert des bestehenden Portfolios zunehmen, etwa weil Plattformen zu besseren Konditionen vermietet oder lukrativer verkauft werden können. Gerade vom Zukunftspotenzial ist im Kurs im Moment nichts enthalten. Die Aktie dürfte nicht einmal den Wert des Vermögens abdecken. Weil SBM eine stattliche Dividendenrendite verspricht, können Anleger geduldig warten, bis die hohen Reserven gehoben werden.
Subsea 7: mehr Aufträge, mehr Marge, mehr Gewinn
Wenn Ölplattformen auf hoher See produzieren sollen, sind viele Zusatzarbeiten notwendig. Eine breite Dienstleistungspalette für alles, was unterhalb des Meeresspiegels benötigt wir, hat Subsea 7 im Angebot. Das beginnt bei der Planung einer Anlage über den Bau und die entsprechenden Anschlussarbeiten unter Wasser. Die Gesellschaft bietet nach Fertigstellung auch Wartungs- und Inspektionsdienste an und kann nach Beendigung der Produktion mit der Entsorgungsorganisation beauftragt werden. Wenn nun, wie Branchendienste signalisieren, die Investitionen im Offshore-Bereich deutlich anziehen sollen, wird auch die in Großbritannien beheimatete Gesellschaft ein Stück vom größeren Kuchen einstreichen können. Dass Subsea 7 gerade ein Gemeinschaftsunternehmen mit den Branchengrößen Schlumberger und AkerSolutions gegründet hat, zeigt die gute Marktstellung ebenso wie der jüngste Auftrag in Höhe von mehr als 750 Millionen Dollar. Zunehmend beginnt sich die höhere Nachfrage auch in den Zahlen zu zeigen. Im zweiten Quartal zogen die Erlöse um rund ein Fünftel an, die Marge verbesserte sich gegenüber dem ersten Quartal. Die Relation von Aufträgen zu Umsatz lag bei 1,4. Das heißt: Das Geschäft wächst weiter. Und bei den neuen Aufträgen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie mit höheren Margen abgeschlossen wurden. Was hier möglich sein könnte? Im ersten Halbjahr erwirtschaftete das Unternehmen eine Marge um zehn Prozent. In den kommenden vier Jahren soll die Umsatzrentabilität wieder 15 bis 20 Prozent erreichen. Höhere Erlöse und höhere Margen sind eine gute Rezeptur für eine höhere Börsenbewertung.
Schoeller-Bleckmann: Aktie bald bei 100 Euro?
Vor gut fünf Jahren kostete die Aktie von Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment schon einmal mehr als 100 Euro. Werden die Gewinnzahlen von damals mit dem verglichen, was das Unternehmen etwa im laufenden Jahr schaffen sollte, scheinen die dreistelligen Kursregionen nicht unerreichbar zu sein. Der in Österreich beheimatete Konzern stellt Spezialstahlprodukte her. Rund die Hälfte der Erlöse wird dabei mit der Ölindustrie erzielt. Schwerpunkt bilden in diesem Segment amagnetische Bohrstangenkomponenten für die Richtbohrtechnologie. Dazu stellt der Konzern noch Bohrmotoren und Bohrwerkzeuge her. Die Produkte werden weltweit verkauft, ein Schwerpunkt des Geschäfts liegt in den USA. Schoeller-Bleckmann wird im laufenden Jahr rund 600 Millionen Euro umsetzen. Das Unternehmen ist hochprofitabel, die Marge wird bei mindestens 18 Prozent erwartet. Die Auftragseingänge des Konzerns signalisieren im kommenden Jahr weiteres Wachstum. Der hohe Ölpreis sorgt dafür, dass gerade im Hauptmarkt USA die Zahl der Bohrvorhaben eher zunehmen wird, und damit das benötigte Bohrequipment. Im Aktienkurs hingegen ist eher ein Rückgang des Geschäfts abgebildet. Zeichnet sich das Gegenteil ab, müsste die Aktie deutlich zulegen.
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Dass Erdgas nicht nur als Energieträger in privaten Haushalten, sondern auch für Wirtschaft und Industrie unverzichtbar ist, ist vielen hierzulande erst bewusst geworden, seit Russlands Despot Wladimir Putin Deutschland den Gashahn zudreht. Die einzige schnell verfügbare Alternative zu russischem Erdgas aus der Pipeline ist Flüssiggas, kurz LNG (Liquefied Natural Gas), weil der Rohstoff so auch per Schiff oder Bahn transportiert werden kann.
Doch auch unabhängig von der aktuellen geopolitischen Situation ist Flüssiggas ein Megatrend, denn weltweit benötigt nicht nur die chemische Industrie den Rohstoff für die Herstellung verschiedenster Produkte. Und viele Länder sind allein schon wegen ihrer geografischen Lage auf das verflüssigte Erdgas angewiesen. Vor allem in den Schwellenländern Asiens hat sich schon seit einigen Jahren ein riesiger Wachstumsmarkt für LNG entwickelt. Gleichzeitig haben Industrieländer wie Deutschland einen gewaltigen Nachholbedarf an LNG-Technologie.
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