In Dubai rangen in den vergangenen Tagen fast 200 Staaten darum, wie die Pariser Klimaziele von 2015 eingehalten werden können. Die Erderwärmung muss runter, fossile Brennstoffe sollen verbannt werden. Doch die Opec hält davon gar nichts, fürchtet um ihre Milliarden und hat einen Brandbrief veröffentlicht. Die Ölpreise dümpeln derweil nahe der Jahrestiefen.
Beim Weltklimagipfel in Dubai hat sich die Opec massiv gegen Pläne für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen gewehrt. Opec-Generalsekretär Haitham al-Ghais forderte am Samstag in einem Brief die Mitglieder des Ölkartells auf, die Formulierungen im Klimaabkommen, die auf fossile Brennstoffe abzielten, abzulehnen, da "der unangemessene und unverhältnismäßige Druck" einen Wendepunkt "mit unumkehrbaren Folgen erreichen könnte". Mehrere Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Staaten wollen den Forderungen offenbar nachkommen und ein Veto einlegen.
Energiewende mit fossilen Brennstoffen?
Al-Ghais erklärte, die Opec wolle den Schwerpunkt der Gespräche auf die Verringerung der Emissionen und nicht auf die Auswahl der Energiequellen legen. "Die Welt braucht große Investitionen in alle Energien, einschließlich der Kohlenwasserstoffe", sagte er. "Die Energiewende muss gerecht, fair und integrativ sein."
Mindestens 80 Länder fordern auf der COP28 ein Abkommen, das einen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe vorsieht, um das Ziel einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu erreichen. Darunter sind neben der EU auch Deutschland und die USA. Es ist jedoch schwierig, diejenigen Länder zu überzeugen, die von Öl und Gas abhängig sind. Viele von ihnen wollen stattdessen auf Technologien wie die CCS-Technik setzen, bei der CO2 bei fossilen Emissionen abgetrennt und gespeichert werden kann. Diese Technik ist allerdings teuer und muss sich erst noch in großem Maßstab bewähren.
Opec gespalten?
Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, sagte der dpa in Dubai, der alarmierte Ton des Briefs deute auf eine Spaltung in dem Kartell hin. "Denn es gibt natürlich auch Länder die sagen: Natürlich muss es auch eine Perspektive nach dem Ausbeuten der fossilen Energieträger geben." Das mögliche Zerbrechen dieser Allianz sei eher ein "Hoffnungszeichen für diese Konferenz".
Die Ölpreise waren in den vergangenen Tagen stark unter Druck geraten, hatten sich erst am Freitag wieder gefangen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar erholte sich wieder auf über 76 US-Dollar. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Januar-Lieferung stieg zuletzt auf 71,50 Dollar.
Förderkürzungen verpuffen
Etwas gestützt wurden die Ölpreise durch die Entscheidung der US-Regierung, ihre strategische Ölreserve aufzufüllen. Es wurden drei Millionen Barrel für die Reserve angefordert. Bis mindestens Mai sollen monatliche Ausschreibungen stattfinden. Die USA haben zuletzt ihre Förderung (vor allem durch Fracking) deutlich ausgeweitet. Am Donnerstag war der Preis für WTI-Öl erstmals sein Anfang Juli unter die Marke von 70 Dollar gefallen. Auch Brent-Öl erreichte den tiefsten Stand seit knapp einem halben Jahr (siehe Chart). Hintergrund ist die anhaltende Skepsis, die der Markt jüngsten Förderkürzungen des großen Rohölverbunds Opec+ entgegenbringt. Viele Marktteilnehmer zweifeln an der Durchsetzung der Beschlüsse.
Noch weitere Förderkürzungen?
Die Erdölpreise sind angeschlagen. Der Brent-Preis verzeichnete die längste Verlustfolge seit 2018. Daran änderten auch nichts die Entscheidung der Mitglieder der Opec+, ihre Produktion im ersten Quartal des neuen Jahres weiter zu reduzieren. Die Ölgiganten Saudi-Arabien und Russland wollen ihre bestehenden Einschränkungen von insgesamt 1,3 Millionen Fass (je 159 Liter) pro Tag bis März verlängern. Die von Saudi-Arabien und Russland dominierte Gruppierung fördert etwa 40 Prozent des globalen Öl-Angebots, das im Oktober rund 102 Millionen Fass pro Tag betrug.
Sechs weitere Mitglieder des Verbundes würden ihre täglichen Fördermengen im nächsten Quartal zusätzlich um fast 700.000 Fass Rohöl drosseln, hieß es. Selbst noch weitere Verknappungen zur Preisstabilisierung sind denkbar. Dennoch könnte der Brent-Preis in den kommenden Tagen die Jahrestiefstände bei 72 Dollar testen.
Brent-Öl technisch angeschlagen – Saxo Bank erwartet Verdopplung
Nach oben müsste der Abwärtstrend bei knapp 79 Dollar überwunden werden, um den Ölspekulanten (und auch den Ölproduzenten) technische Entspannung zu verschaffen. Bis auf weiteres spricht mehr für weiter nachgebende Notierungen. Da auch seitens der globalen Konjunktur noch keine Entwarnung gegeben werden kann, sollte nicht mit einer starken Erholung der Ölpreise gerechnet werden.
Sollte allerdings die Situation im Nahen Osten eskalieren und es doch zu einer Ausweitung des Krieges etwa mit dem Eintritt des Iran kommen, würde das stark steigende Ölpreise nach sich ziehen. Die Saxo Bank erwartet in ihrem Jahresausblick mit oft provokanten Thesen unter anderem, dass sich die Ölpreise bis zur Jahresmitte 2024 verdoppeln. Als Grund dafür nennen die Banker eine höhere Nachfrage nach Rohöl, "weil die grüne Transformation angesichts steigender Kosten ins Stottern gerät und die Opec+ unter der Führung Saudi-Arabiens das Angebot fest im Griff hat". (Mit Material von Reuters und dpa)
Lesen Sie auch: Ölpreise fallen trotz Opec-Förderkürzung – was dahinter steckt
Oder: Rekordhoch bei Gold – doch darum ist Silber jetzt die klügere Wahl