Die Turbulenzen in der Banken-Branche führen zu vergrößerten Rezessions-Sorgen. Das sorgt am Rohöl-Markt für fallende Preise. Auch Heizöl hat sich deutlich verbilligt und kostet nun soviel wie zuletzt im Februar 2022. Die Nachfrage hält sich jedoch in Grenzen. Offenbar erwarten die Verbraucher noch weiter sinkende Preise.
Die Ölpreise sind in der vergangenen Woche abgesackt. Auf dem Höhepunkt der Banken-Unsicherheiten vor einer Woche sackte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zeitweilig unter die 71-Dollar-Marke und damit auf das tiefste Niveau seit Dezember 2021 (siehe Chart).
Heute ist Brent-Öl mit leichten Aufschlägen in die neue Handelswoche gestartet. Am Morgen kostete ein Barrel zur Lieferung im Mai 75,34 US-Dollar. Der Preis für WTI-Öl verteuerte sich auf knapp 70 Dollar.
Die Rohölpreise waren zuletzt ein Spielball der Stimmung an den Aktienmärkten. Starken Einfluss haben die Turbulenzen im Bankensektor. Es wird befürchtet, dass sich im Falle anhaltender Probleme negative konjunkturelle Auswirkungen ergeben, die auch die Energienachfrage in Mitleidenschaft ziehen würden. Das dämpft die Stimmung an den Rohstoffmärkten erheblich.
Die weiteren Aussichten für die Ölpreise sind gedämpft. "Eine deutlichere Erholung ist nicht zu erwarten, bevor die Bankenkrise nicht vollständig ausgestanden ist", sagte Vandana Hari, Gründerin des Research-Hauses Vanda Insights. "Das kann Tage oder sogar Wochen dauern."
Für die Verbraucher sind das gute Nachrichten, denn auch die Preise an den Tankstellen dürften sich auf absehbare Zeit auf relativ niedrigem Niveau stabilisieren.
Heizöl hat sich in den vergangenen Tagen sogar noch deutlicher verbilligt. Nach Informationen des Portals esyoil.com haben die Heizölpreise im bundesdeutschen Durchschnitt die 100-Euro-Marke (für 100 Liter) unterschritten. Aktuell kostet Heizöl bei Abnahme von 3000 Litern je nach Region zwischen 96,35 Euro und 100,78 Euro. Günstiger war Heizöl in Deutschland zuletzt im Februar vor einem Jahr – bevor Russland in die Ukraine einmarschierte und einen großen Preissprung auf über 200 Euro auslöste.
Heizölpreise auf 12 Monats-Tief
Die Heizölpreise dümpeln seit fast zwei Monaten unspektakulär vor sich hin, heißt es im aktuellen Kommentar von esyoil. Die Nachfrage halte sich in Grenzen. Denn "alle Trendkanäle in den kaufrelevanten Zeitbereichen zeigen noch nach unten", schreibt Klaus Bergmann. "Die Ursache des Abgangs liegt nicht im Ölmarkt selbst, sondern in den Vorgängen am Geldmarkt. Über die Dauer der Wirkung kann man nur spekulieren. Wenn der Spuk im Geld- und Finanzsystem vorüber ist, wird Heizöl wieder teurer werden."
Die Investmentbank Goldman Sachs hatte ihre 12-Monats-Rohölpreis-Prognose für ein Barrel Brent-Rohöl in der vergangenen Woche von 100 Dollar pro Barrel auf 94 Dollar gesenkt und dabei "Bankenstress und Rezessionsängste" angeführt. Goldman prognostiziert außerdem, dass die OPEC+ länger als bislang erwartet ihre Angebotskürzungen aufrecht erhalten wird. Statt bislang für die zweite Hälfte des laufenden Jahres erwartet, könnte es erst im dritten Quartal 2024 soweit sein.
Mit großen Öl-Preissprüngen nach oben ist demnach selbst dann nicht zu rechnen, wenn sich die Aussichten für die Konjunktur wieder verbessern. Derzeit halten Befürchtungen vor einer Rezession die Ölpreise auf gedrücktem Niveau. Andererseits erscheint auch das Potenzial nach unten begrenzt. Wer seine durch die Winter geleerten Heizöltanks auffüllen muss, kommt in diesen Tagen oder Wochen zu recht günstigen Preisen zum Zuge.
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