Beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures gab es in der Woche zum 15. März ebenfalls negative Vorzeichen zu beobachten. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) verzeichnete nämlich innerhalb einer Woche einen Rückgang von 168.300 auf 159.600 Kontrakte (-5,2 Prozent). Ein sonderlich starker Stimmungsumschwung war aber weder unter Großspekulanten (Non-Commercials) noch unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) auszumachen. Insgesamt stellte sich bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ein moderates Wochenminus von 69.600 auf 67.600 Kontrakte (-2,9 Prozent) ein.
Der nachlassende Optimismus großer wie kleiner Terminspekulanten war darauf zurückzuführen, dass sie ihre Long-Position stärker reduziert haben als ihr Short-Engagement. Die Netto-Long-Position der Großspekulanten verbuchte ein Wochenminus von 52.300 auf 51.550 Kontrakte (-1,4 Prozent), während unter Kleinspekulanten ein Rückgang von 17.300 auf 16.100 Futures (-6,9 Prozent) zu verzeichnen war. Nun darf man gespannt sein, ob die Europäer in den kommenden Jahren einen Boom bei Photovoltaikanlagen auslösen werden, um die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zu reduzieren. Dies könnte dann die Silbernachfrage aus diesem Sektor deutlich beleben.
Russland ist nicht nur bei Rohöl und Erdgas, sondern auch bei Industrie- und Edelmetallen ein wichtiges Förderland. Bei Nickel und Palladium haben die Sorgen um die künftige Versorgung zeitweise zu kräftigen Preisausschlägen in beide Richtungen geführt. Auch bei Silber gelten die Russen als wichtiger Lieferant. Laut US Geological Survey gilt das Land mit einer Fördermenge von 1.300 Tonnen (2021) als fünftgrößter Silberproduzent der Welt. Man darf daher gespannt sein wie sich an den Silbermärkten der russische Krieg gegen die Ukraine auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auswirken wird. Auf der einen Seite könnten Sanktionen die Produktivität russischer Minengesellschaften vermindern, auf der anderen Seite besteht aber auch das Risiko, dass eine weltweite Wirtschaftsschwäche die industrielle Silbernachfrage ausbremsen könnte. Fazit: Prognosen sind in einem solchen Marktumfeld mit einem hohen Maß an Unsicherheit behaftet. Dies kommt auch durch die erhöhte Volatilität zum Ausdruck. Aktuell übertrifft die historische 250-Tage-Volatilität des Silberpreises mit 32,4 Prozent den Vergleichswert von Gold (17,7 Prozent) recht deutlich.
Silber: "Golden-Cross-Kaufsignal" generiert
Beim Silberpreis wurde in den vergangenen Tagen ein sogenanntes "Golden-Cross-Kaufsignal" ausgelöst. Dieses entsteht immer dann, wenn die mittelfristige 50-Tage-Linie die langfristige 200-Tage-Linie überwindet. Ende Februar wurde mit dem Sprung über die 200-Tage-Linie bereits ein starkes Kaufsignal generiert. Sollte diese Durchschnittslinie in den kommenden Wochen vom Abwärts- in den Aufwärtsmodus wechseln, wäre dies als klares Trendwechselsignal zu interpretieren. Extrem spannend würde sich die Lage darstellen, falls der Silberpreis in Richtung 28 Dollar ansteigen sollte. Hier beginnt nämlich eine signifikante Widerstandszone, deren Überwinden kein leichtes Unterfangen werden dürfte. Erhebliches Aufwärtspotenzial entstünde jedoch, falls Marke von 29 Dollar deutlich übertroffen wird.
Mit Blick auf die charttechnischen Timingindikatoren hat sich bei Silber die Stimmung gegenüber der Vorwoche kaum verändert. Das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview steht weiterhin auf "Kaufen" steht. Von den insgesamt 26 Indikatoren legen derzeit zwölf das "Kaufen" (Vorwoche: 12), neun das "Halten" (Vorwoche: 10) und fünf das "Verkaufen" (Vorwoche: 4) von Silber nahe.