Beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures gab es hingegen positive Vorzeichen zu vermelden. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) innerhalb einer Woche von 140.500 auf 145.500 Kontrakte (+3,6 Prozent) relativ deutlich erhöht. Dennoch stellte sich bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten der heftigste Einbruch seit März 2020 ein. Diese brach nämlich von 40.150 auf 28.050 Kontrakte (-30,1 Prozent) massiv ein und rutschte damit auf den niedrigsten Wert seit Juni 2019 ab.
Besonders stark ausgeprägt war die Verkaufsstimmung unter großen Terminspekulanten (Non-Commercials). Sie haben zwar ihr Long-Exposure um 1.900 Kontrakte nach oben gefahren, zugleich aber die Short-Seite um 12.900 Futures aufgestockt. Ihre Netto-Long-Position verzeichnete daraufhin einen wöchentlichen Rückgang von 26.700 auf 15.600 Kontrakte (-41,6 Prozent). Bei kleinen Terminspekulanten (Non-Reportables) fiel der Verkaufsdruck weniger heftig aus. Deren Netto-Long-Position ermäßigte sich im Berichtszeitraum von 13.500 auf 12.400 Futures (-8,1 Prozent). Besonders interessant: Den massiven Ausverkauf an den Terminmärkten hat der Silberpreis relativ gut überstanden, schließlich hat das hochvolatile Edelmetall in der Woche vom 14. zum 21. September "lediglich" einen Wochenverlust von 5,3 Prozent erlitten.
Unter fundamentalen Aspekten kann das Edelmetall durchaus überzeugen. Am vergangenen Donnerstag veröffentlichte zum Beispiel das Silberinstitut eine Studie von CRU International, die sich ausschließlich mit der "globalen Vernetzung" und den daraus resultierenden Nachfrageperspektiven für Silber beschäftigt hat. Im Marktsegment elektronische und elektrische Anwendungen (ohne Photovoltaik) soll sich demzufolge die jährliche Nachfrage von 224 Millionen auf 246 Millionen Feinunzen erhöhen, also um rund zehn Prozent. Silber zeichnet sich aber nicht nur durch seine extrem gute Leitfähigkeit aus. Gefragt ist das Edelmetall dank seiner desinfizierenden Eigenschaft auch in der Medizin und in der Wasserwirtschaft. Außerdem sorgt der hohe Reflexionsgrad von Silber für eine starke Nachfrage der Solarbranche. Industrielle Nachfrager stehen für ungefähr die Hälfte der globalen Silbernachfrage und machen das Edelmetall somit weniger anfällig für die Launen der Spekulanten (siehe oben).
Silber: Unterstützungszone verletzt
Die wichtige Unterstützungszone im Bereich von 23 Dollar hat nicht gehalten. Massiver chartinduzierter Verkaufsdruck kam bislang aber nicht auf. Eine große Gefahr besteht nun jedoch darin, dass die langfristige 200-Tage-Linie nach unten dreht und dadurch ein Trendwechsel- bzw. Verkaufssignal auslöst. Bislang tendiert diese Durchschnittslinie noch seitwärts. Weil sich Mitte 2020 der Silberpreis ohne nennenswerte technische Korrekturen von 18 auf 29 Dollar verteuert hat, eröffnet sich mittlerweile erhebliches Abwärtspotenzial. Um die charttechnische Lage zu entspannen, wäre ein Comeback über die im Bereich von 23 Dollar verlaufende Unterstützungszone extrem wichtig. Aktuell überwiegen allerdings eindeutig die negativen Einflüsse.
Dies bringen auch die charttechnischen Timingindikatoren klar zum Ausdruck. Laut Daten der Charttechnik-Website Tradingview steht das Pendel - wie in der Woche zuvor - auf "Verkaufen". Von den insgesamt 26 aufgeführten Indikatoren empfehlen derzeit lediglich zwei das "Kaufen" (Vorwoche: 2), zehn das "Halten" (Vorwoche: 8) und 14 das "Verkaufen" von Silber (Vorwoche: 16). Nun darf man gespannt sein, ob auf dem stark gedrückten Niveau eine weitere Abwärtsbewegung eintreten wird.
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