Im Kampf gegen die hohen Gaspreise hat die von der Regierung eingesetzte Experten-Kommission ein zweistufiges Entlastungsverfahren für Verbraucher und Unternehmen vorgeschlagen. Über 90 Milliarden Euro dürfte die Dämpfung des Gaspreis-Niveaus verschlingen. Die Gaspreise reagierten schon mal ehrfurchtsvoll auf die Gaspreisbremse.
Verbraucher und Wirtschaft sollen mit einem Zwei-Stufen-Plan bei den Gas- und Fernwärmepreisen entlastet werden. In einem ersten Schritt soll der Staat im Dezember einmalig die monatliche Abschlagzahlung auf Gas oder Fernwärme übernehmen.
Ab März 2023 bis Ende April 2024 soll dann eine Gaspreisbremse greifen, die für etwa 25.000 Industriekunden schon ab Januar einsetzt. Die Entlastungen summieren sich nach Angaben der Expertenkommission auf etwa 96 Milliarden Euro bis Ende April 2024. Die genaue Höhe hänge letztlich von der Entwicklung des Gaspreises ab.
Das ist geplant
Verbraucher sowie kleine und mittlere Unternehmen würden demnach im Dezember um insgesamt etwa fünf Milliarden Euro entlastet, indem der Staat ihre monatliche Abschlagszahlung auf die Gas- und Fernwärme-Rechnung übernimmt. Für sie soll dann ab 1. März der Gaspreis für einen Grundbedarf von 80 Prozent des Verbrauchs bei zwölf Cent pro Kilowattstunde begrenzt werden, bei Fernwärme auf 9,5 Cent.
"Man bekommt also jeden Monat einen staatlichen Zuschuss auf die Abschlagszahlung", erläuterte die Co-Vorsitzende der Kommission Veronika Grimm die Preisbremse.
"Mit der Übernahme einer Abschlagszahlung wird eine pauschale Entlastung geschaffen, die erst einmal hilft, Liquidität zu sichern", sagte Andreas Löschel, Energieexperte von der Uni Bochum laut WDR. Das bedeute zwar, dass einige Haushalte Unterstützung erhalten, die sie gar nicht brauchen. Andererseits sei das Problem so kurzfristig kaum anders zu lösen. Schließlich wisse man nicht, ob hinter einem Gas-Anschluss eine fünfköpfige Familie sitze oder ein Villen-Besitzer.
So profitieren Verbraucher
Die von der Expertenkommission vorgeschlagene Gaspreisbremse könnte dem Vergleichsportal Verivox zufolge die Gaskosten um rund 41 Prozent senken. Bei einem Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden müssten ohne Gaspreisbremse derzeit im Schnitt im Jahr etwa 4.108 Euro bezahlt werden.
Mit der geplanten Deckelung auf zwölf Cent je Kilowattstunde für 80 Prozent des Verbrauchs würde die Rechnung nach aktuellen Preisen um 1.366 Euro auf 2.742 Euro sinken – eine Ersparnis von 33 Prozent.
Wenn der Staat eine Abschlagszahlung von rund 342 Euro im Monat übernehme, sinke die Rechnung von 4.108 Euro auf 3766 Euro – eine Ersparnis von acht Prozent. Nach wie vor gilt trotz der Einmalzahlung aber: Wer weniger heizt, zahlt auch weniger.
Allerdings: Selbst mit dem Deckel müssten sich Verbraucher auf einen "massiven Anstieg der Gaspreise gefasst machen“, sagte Löschel. "Die Rechnungen werden sich für die meisten verdoppeln." Wenn wir gut durch den Winter kommen, werde auch der Preis wieder sinken, so Löschel. Es sei gut vorstellbar, dass die Differenz zwischen Preisdeckel und Marktpreis im März dann gar nicht mehr so hoch sei.
So reagiert der Gaspreis
Die Gaspreise gingen nach vorgelegten Plänen der vom Bund eingesetzten Experten-Kommission für eine Begrenzung des Anstieges auf eine kleine Achterbahnfahrt. Der für Deutschland maßgebliche europäische Erdgas-Future TTF rutschte am Montag zunächst auf 145 Euro je Megawattstunde ab, zog im Tagesverlauf aber auf 160 Euro an. Auf diesem Niveau pendelt die TTF-Notierung auch am Dienstag-Vormittag.
Seit den Preisspitzen Ende August bei 340 Euro je Megawattstunde hat sich ein Abwärtstrend gebildet. Eine Vorhersage für die weitere Gaspreis-Entwicklung ist angesichts des durcheinander geratenen Marktumfelds kaum möglich. Immerhin zeigt der Trend abwärts. Wichtig erscheint lediglich, dass der Verbrauch in den kommenden Monaten gesenkt werden muss. Will heißen: Gas sparen!