Die Welt taumelt zwischen Inflation, Handelskrieg und politischem Chaos – und Bitcoin könnte zum großen Gewinner werden. Während viele verkaufen, weil der Steuertermin drängt, sehen Langfristanleger ihre Chance: Warum man jetzt keine Position auflösen sollte – und was bei 90.000 Dollar passieren könnte. Von Gerd Weger

Auf längere Sicht wird sich der Bitcoin im politischen und wirtschaftlichen Chaos als Stabilitätsanker erweisen. Steuerfreie Positionen sollten deshalb derzeit nicht verkauft werden.

Der Bitcoin litt vergangene Woche erneut unter hohen Abflüssen aus den Bitcoin-ETFs. Aus deutscher und europäischer Anlegersicht kommt der schwache Dollar als zusätzlicher Belastungsfaktor hinzu, der auf den Europreis von Bitcoin drückt. Zum Wochenbeginn notierte der Bitcoin aber immerhin wieder um die Marke von 85.000 Dollar. Schafft er den Anstieg über 90.000 Dollar, könnte es schnell zu einem Kursschub kommen. Denn unterhalb dieser Marke gibt es noch große Shortpositionen. Bei einem Anstieg über 90.000 Dollar könnte es deshalb schnell zu einem Short Squeeze kommen, bei dem in einer Kettenreaktion die Short-Positionen liquidiert und Bitcoin wieder dazugekauft würde.

US-Präsident belastet den Markt

Donald Trump hat großen Schaden angerichtet. Die Schwarmintelligenz der Märkte hat längst ihr Urteil gesprochen. Auch wenn es bei vermeintlich positiven Entwicklungen im Hinblick auf seine Zollpolitik zu zwischenzeitlichen Kurssprüngen kommen kann, wie Mitte der vergangenen Woche, ist das Vertrauen in seine Politik erst mal dahin. Kurzfristig ist wie immer in akuten Krisensituationen neben den Aktienmärkten auch der Bitcoin als Risiko-Asset betroffen. Langfristig gesehen ist und bleibt er aber ein Stabilitätsanker. Er bietet Schutz gegen die Inflation, die leider gerade schon wieder bedrohlich aufzieht. Der von Trump entfesselte Handelskrieg ist eine Lose-Lose-Situation und wird allen schaden, wahrscheinlich sogar „America First“.

Gewinnwarnungen von Unternehmen und sogar Pleiten könnten bald die zuletzt heile Anlegerwelt erschüttern. In einer solchen Umbruchsituation bei gleichzeitig steigender Inflation wird der Bitcoin sich als rettender Stabilitätsanker erweisen. Denn der Bitcoin ist kein Unternehmen. Er kann nicht pleitegehen. Es gibt auch keine Gewinnwarnungen oder eine Rücknahme von Umsatz- und Ertragsprognosen. Und er kann eben nicht inflationiert werden wie traditionelle Fiat-Währungen wie Dollar oder Euro. Vielfach werden diese Eigenschaften von Bitcoin vergessen, weil es vielen Anlegern nur um die kurzfristige Performance geht. Die langfristige Performance ist aber entscheidend, dazu genügt ein Blick auf den Langfristchart.

Allerdings: Völlig losgelöst von der realen Welt ist der Bitcoin natürlich nicht. Dies zeigt sich bei der Besteuerung. Deutschland ist eines der wenigen Länder mit der Möglichkeit steuerfreier Gewinne. Zuletzt stand auf Vorschlag der SPD eine Erhöhung der Abgeltungsteuer auf 30 Prozent und ein Wegfall der Steuerfreiheit bei Kryptowährungen im Raum. Beides ist zunächst einmal vom Tisch. Ein anderer Faktor ist der Tax Day am 15. April in den USA, bis zu dem die Steuererklärungen eingereicht werden müssen. Aufgrund des politischen Chaos dort soll es vermehrt Anträge auf Fristverlängerungen geben. Kryptogewinne sind in den USA zu versteuern. Die Auswirkungen können umso größer sein, je höher die Kurssteigerungen im Vorjahr waren. Haben Anleger große Kursgewinne, verkaufen sie zur Begleichung der Steuerschuld einen Teil der Bestände. Im vergangenen Jahr könnten Anleger hohe Gewinne erzielt haben, die jetzt zu versteuern wären.

Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.

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Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.