Zölle? Welche Zölle? Trotz Ankündigungen seitens US-Präsident Donald Trump steigt der deutsche Leitindex DAX unbeeindruckt weiter und knackt die historische Marke von 22.000 Punkten. Geht die Rallye jetzt erst los?
Es scheint beinahe unfassbar: Trotz der Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump knackte der DAX heute zum ersten Mal die Marke von 22.000 Punkten. Zeitweise kletterte er auf 22.003 Punkte. Aktuell liegt er im Vergleich zum Vortag 0,4 Prozent im Plus und steht bei 21.990 Punkten. Wohlgemerkt, obwohl der Index erst am 20. Januar die Marke von 21.000 Punkten geknackt hat und am 3. Dezember die Marke von 20.000 Punkten.
Das europäische Pendant, der Euro Stoxx 50, liegt aktuell 0,4 Prozent im Plus und steht damit bei 5.379 Punkten.Die Anleger lassen sich ihre Rekord-Laune auch durch Trumps Zolldrohungen also nicht vermiesen. Trump hat neue Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA in Höhe von 25 Prozent bekanntgegeben. Es werde keine Ausnahmen oder Befreiungen geben, hieß es. Zudem zögen die USA Sonderzölle auf Fahrzeuge, Computerchips und Pharmaprodukte in Betracht. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte eine entschlossene Reaktion an.
Drohungen von Trump verfangen kaum bei Anlegern
Zoll-Drohungen oder -Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump verfangen kaum noch. Händler sagten, die Anleger sähen sie als Mittel Trumps, Deals zu erreichen und dabei Kompromisse einzugehen, die letztlich allen nützen könnten. Auch den unlängst erlittenen Kurseinbruch wegen Sorgen vor KI-Konkurrenz aus China hatte der Dax schnell wettgemacht.
Die Börse wird auch von der Erwartung auf sinkende Zinsen in der Eurozone angetrieben, mit der die Europäische Zentralbank (EZB) die schwache Konjunktur ankurbeln will. Die Inflationssorgen haben zuletzt abgenommen. Die Börsen setzen demnach auf eine starke Wirtschaft bei fallenden Inflationsraten.
Für Aktienanleger sind die Aussichten auf sinkende Zinsen gute Nachrichten. Aktien werden gegenüber festverzinslichen Papieren wieder attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich deshalb leichter finanzieren, Investitionen werden erschwinglicher.
Ein weiterer Grund für die Börsenrally dürften die zuletzt guten Geschäftszahlen größerer Unternehmen vor allem aus den USA sein.
Kontrast zur Konjunkturflaute in Deutschland
Die Entwicklung an den Börsen steht weiterhin in starkem Kontrast zur mauen Wirtschaftslage in Deutschland. Die Blicke der Investoren richten sich oft aber nicht unbedingt auf die aktuelle Lage, sondern auf künftige Gewinne. Zudem sind die meisten der 40 im Dax geführten Konzerne international aufgestellt.
Wie schnell Euphorie an den Börsen auch umschlagen kann, zeigten jüngst die Turbulenzen an den Finanzmärkten rund um die Erfolge des KI-Assistenten des chinesischen Start-ups DeepSeek, der unter anderem mit ChatGPT konkurriert. Diese hatten die hohen Bewertungen von KI-Aktien und die Dominanz von US-Konzernen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) infrage gestellt.
Deutsche Bank, Porsche und Co.: Diese Aktien stehen beim DAX im Fokus
An der DAX-Spitze stehen aktuell mit einem Plus von 1,5 und 1,4 Prozent die Aktien von Deutsche Bank und Siemens.
Die beiden Schlusslichter bilden hingegen mit einem Minus von aktuell 1,55 und 1,6 Prozent die Aktien von Bayer und Porsche. Bayer hat kurz die 50-Tage-Linie getestet.
In dem unsicheren Umfeld mieden die Anleger Aktien aus der konjunktursensiblen Automobilbranche. US-Zölle auf importierte Autos könnten den Sektor stark treffen.
Enthält Material von dpa-AFX
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