Gold glänzt wieder – und das stärker denn je. Ein weltweiter Sturm aus Zöllen, politischen Risiken und Inflationsängsten treibt Investoren in den sicheren Hafen. Warum Experten jetzt ein Kursziel von 3.500 Dollar sehen und China überraschend zum Gold-Käufer wird.

Unberechenbarkeit als Prinzip: Erst versetzt der US-Präsident der Welt den größten Zollschock seit fast 100 Jahren, dann knickt Donald Trump ein, als alle Welt US-Staatsanleihen abstößt und die US-Zinsen sich mit historischen Sprüngen verteuern. 

Die derzeit einzige Konstante im täglichen Wirbel: Gold. Kurze Preiskorrekturen („Dips“) wie zuletzt, als Gold unter 3000 Dollar pro Feinunze kostete, sind Einstiegschancen. „Es scheint sich eine Unterstützung unterhalb der 3000-Dollar-Marke zu bilden. Auch die physischen Märkte könnten bei diesen niedrigeren Preisen wieder aufleben. Aus Indien wird saisonale Nachfrage erwartet, während die rückläufigen Lagerbestände in China bald wieder aufgefüllt werden dürften“, analysiert die Schweizer Großbank UBS. 

Unter 3000 Dollar: Der Dip als Einstieg

Neue Nachfrager kommen hinzu: „Einige Versicherungsgesellschaften in China, die bis zu ein Prozent ihres verwalteten Vermögens in Gold investieren dürfen, haben Berichten zufolge bereits mit Testkäufen begonnen. Dies geschah früher als von uns erwartet und spricht für die künftige Goldnachfrage aus diesem Sektor“, so die UBS.

So war ein neuer Rekordpreis nur eine Frage der Zeit, am Freitag hat Gold die Marke von 3200 Dollar übersprungen. Citi Research gibt ein Kursziel von 3500 Dollar aus. Sehr realistisch, nicht nur, weil jetzt auch die lange zurückhaltenden Finanzinvestoren mehr Gold kaufen, die globalen ETF-Goldbestände steigen von Monat zu Monat. Im ersten Quartal 2025 sind die globalen ETF-Goldbestände bereits um rund 160 Tonnen auf zuletzt 2.740 Tonnen gewachsen.

Gold – Der einzige Schutz vor Trump

Und die Notenbanken weltweit haben 2024 schon im dritten Jahr hintereinander netto mehr als 1000 Tonnen des Edelmetalls erworben – ein Spiegel der globalen Unsicherheit. „Notenbanken und Investoren in manchen Regionen der Welt wollen ihre Währungsreserven vor dem Zugriff der US-Regierung schützen“, erläutert die bekannte Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. Die einzige große und liquide Anlageklasse, die das ermögliche, sei Gold. 

„US-Staatsanleihen könnten von der US-Regierung konfisziert oder mit einer Transaktionssteuer belegt werden, die der US-Präsident jüngst im Rahmen eines möglichen ‚Mar-a-Lago- Accords‘ ins Spiel brachte“, unterstreicht Flossbach von Storch. 

Zölle, Schulden, Inflation: Das perfekte Inflationsszenario

Zudem: Der Schuldenrausch in Deutschland (eine Billion Euro neue Kredite für Rüstung und Infrastruktur), der EU (800 Milliarden Euro für Verteidigung gesucht) und den USA (Trump will Billionen Dollar teure, Ende 2025 auslaufende Steuersenkungen verlängern) sowie die Zölle treiben die Inflation an. Eine Umfrage des Ifo-Instituts unter 1489 Wirtschaftsexperten aus 131 Ländern zeigt, dass die Fachleute im Mittel eine Inflationsrate von vier Prozent weltweit für 2025 erwarten. Die Befragung führte das Ifo-Institut durch, bevor Trump am 2. April den Zoll-Hammer verkündete. Und der seit Jahrtausenden bewährte Inflationsschutz ist: Gold.

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