Sind 1680 Dollar die letzte Linie im Abwärtsstrudel des Goldpreises? Das Sentiment spricht eher dagegen, dass die Marke hält. Von Markus Bussler
Der Goldpreis hat eine weitere harte Woche hinter sich. Erst am Freitag konnten die Bullen ein kleines Lebenszeichen senden, als der US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht wurde. Zwar lag die Zahl der neugeschaffenen Stellen in etwa auf dem Niveau, das Volkswirte vorher prognostiziert hatten. Doch die Arbeitslosenquote war höher als erwartet. Das dürfte zumindest für das eine oder andere Stirnrunzeln seitens der Fed sorgen. Eines will die US-Notenbank sicher nicht: Einen Kollaps auf dem Arbeitsmarkt. Doch letztlich ist es noch zu früh, die Zinspolitik infrage zu stellen. 64 Prozent der Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen auf ihrer September-Sitzung um weitere 75 Basispunkte anheben wird.
Das Problem ist der starke Dollar
Letztlich spielt das Ganze nur einer Anlage in die Karten: dem US-Dollar. Der steigt und steigt und steigt. Mittlerweile wurde gemessen am US-Dollar- Index sogar die Marke von 110 überwunden, gegen den Euro notiert der Dollar auf einem 20-Jahres-Hoch. Das verwundert nicht, führt doch die aggressive Zinsanhebungspolitik seitens der Fed dazu, dass der Zinsspread zwischen Dollar- und Euroraum weiter steigt. Die EZB hatte mit ihrem ersten Zinsschritt noch deutlich länger gewartet als die Fed. Das alles sind keine guten Nacrichten, weder für Edelmetalle noch für Aktien noch für Kryptowährungen.
Der starke Dollar erstickt derzeit jede Aufwärtsbewegung im Keim. Und solange es Gold nicht gelingt, über das Zwischenhoch, das Mitte August bei 1808 Dollar erreicht worden ist, auszubrechen, haben die Bären das Kommando. Die Blicke richten sich auf die wichtige Unterstützung bei 1680 Dollar. Eine Marke, die nun mehrfach von den Bären attackiert wurde, aber stets gehalten hat. Das Problem bei solch offensichtlich wichtigen Marken: Hier platzieren Anleger gerne Stoppkurse für Long-Positionen. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn eine erneute Attacke diese Marke zu Fall bringen würde. Deutliche Anschlussverluste wären wohl die Folge. Wenn man als Antizykliker dieser Situation etwas Gutes abgewinnen will: Eine solche Bewegung würde den Markt vermutlich bereinigen. Der ohnehin schon im Überschwang vorhandene Pessimismus würde in eine Art Depression bei Goldanlegern umschlagen und auch in Sachen Sentiment ein Peak signalisieren.
Doch noch ist Vorsicht angebracht. Das bisschen Optimismus, das am Freitag aufkam, taugt nicht als Trendwendesignal. Aktuell haben die Bären die besseren Karten. Anleger nutzen diese Phase, um physische Bestände aufzustocken. Wie vor einigen Wochen schon geschrieben: Gut möglich, dass Gold und Silber erst im Oktober ihren Boden finden.
Dieser Artikel erschien zuerst in Euro am Sonntag 36/2022. Werfen Sie hier einen Blick in das Heft.