Kakao-Bohnen sind so teuer wie nie zuvor. Der Preis schwankt auf hohem Niveau. Die abebbende Nachfrage und verbesserte Ernteaussichten könnten eine größere Abwärtsbewegung auslösen. Von Petra Maier
Zum Jahreswechsel stieg die Kakao-Notiz in New York auf über 12850 Dollar je Tonne. Damit wurde das bisherige Hoch vom April deutlich übertroffen. Auf Sicht von zwei Jahren haben sich die braunen Bohnen um mehr als 300 Prozent verteuert. Hintergrund der Preisrally sind Miss ernten. In Westafrika, das für mehr als drei Viertel des Weltmarkts steht, sorgten schlechtes Wetter und kranke Kakaobäume das zweite Jahr in Folge für geringe Erntemengen. Die Lagerbestände sind auf historische Tiefstände gefallen.
Viele Jahre notierte Kakao um die Marke von 3000 Dollar pro Tonne. Marktbeobachter gehen davon aus, dass so niedrige Niveaus nicht mehr erreicht werden. Nach dem Rekordhoch gibt es aktuell aber mehrere Anhaltspunkte, die für eine temporäre Entspannung sorgen könnten.
Die Schoko-Inflation – so profitieren Sie
Nicht nur die sogenannte Dubai-Schokolade sorgte zuletzt wegen des hohen Preises für Schlagzeilen. Generell ist Schokolade teurer geworden. Die Rohstoffanalysten von JP Morgan sprechen schon von einer Schoko-Inflation. Nachdem sich Schokoladenartikel bereits in den Vorjahren deutlich verteuert hatten, rechnen sie nun mit einem weiteren Preisanstieg von rund zehn Prozent. Die Frage ist: Wie reagieren die Verbraucher? Die Analysten rechnen in den westlichen Märkten mit einer Absatzdelle von bis zu zehn Prozent.
Eine sinkende Nachfrage würde den Kakaopreis belasten. In die gleiche Richtung gehen auch die Beobachtungen der Internationalen Kakao-Organisation ICCO. Sie rechnet mit einem Rückgang der weltweiten Kakaovermahlung um sechs Prozent.
Dazu kommen sehr vorsichtig optimistische Prognosen von der Elfenbeinküste. In den vergangenen Wochen hat es in wichtigen Regionen geregnet. Das hat die Aussichten für die Entwicklung der Zwischenernte (April bis September) verbessert. Zudem begünstigt der Regen die Blüte der Kakaobäume. Auch das sind gute Vorzeichen für die neue Ernte im Herbst.
Zudem hat sich herumgesprochen, dass man mit den braunen Bohnen viel Geld verdienen kann, wenn man sie inoffiziell verkauft. Der Kakaoschmuggel blüht. Das will die ivorische Regierung nicht mehr hinnehmen und droht mit einer Verschärfung der bereits geltenden Gegenmaßnahmen. Greifen diese, würde sich das positiv auf das Angebot auf dem Weltmarkt auswirken.
Weniger Nachfrage, verbesserte Ernteaussichten und das Eindämmen des Kakao schmuggels sind die Zutaten für eine — zugegebenermaßen — verwegene Wette, die nur für erfahrene Anleger infrage kommt: Die ausgewählten K.-o.-Puts legen im Wert überproportional zu, wenn der Kakaopreis sinkt. Wer die Wette wagt, sollte unbedingt individuelle Stoppkurse setzen.
Heiß gelaufen: Nach dem Preisanstieg Ende Dezember, der in einem Rekordhoch gipfelte, fiel die Kakao-Notiz zurück. Die hohe Volatilität dürfte anhalten.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Printausgabe von BÖRSE ONLINE. Die finden Sie hier