Die US-Notenbank Fed hat am Mittwoch die Leitzinsen ein weiteres Mal heraufgesetzt. Am Markt wird nun erstmal nicht mit weiteren Zinserhöhungen gerechnet. Das dürfte den Edelmetallen mittelfristig frischen Auftrieb verleihen – vor allem Gold und Silber. Die Analysten der US-Großbank J.P.Morgan erwarten, dass der Goldpreis spätestens 2024 neue Rekordhöhen erreichen wird.
Nach der erwarteten Zinserhöhung der US-Notenbank Fed um einen Viertel Prozentpunkt spekulieren Investoren nun auf einen zunächst konstant bleibenden Leitzins. Das sorgt dafür, dass der US-Dollar unter Druck gerät und die Renditen für zehnjährige US-Bonds fallen. Gold weitete hingegen seine Gewinne aus und legte zeitweise auf 1983 Dollar je Feinunze zu. Dies war der höchste Stand seit Ende Mai. Seit dem Zwischentief Ende Juni ist der Preis damit um mehr als 90 Dollar gestiegen. Am Donnerstag-Nachmittag notiert der Goldpreis mit einem fallenden Euro-Kurs jedoch nur noch bei 1946 Dollar.
Wenn Zinsen nicht mehr steigen, steigt Gold
Wenn die Zinsen steigen, investieren Marktteilnehmer eher in sichere, aber verzinste Anlagen, anstatt Gold zu kaufen, welches keine Zinsen zahlt. Sinkende Renditen stützen in der Regel den Goldpreis.
Die Analysten von J.P.Morgan Chase (JPM) prognostizieren im Vorfeld einer wahrscheinlichen US-Rezession, dass die Preise für Gold noch in diesem Jahr über 2.000 Dollar pro Unze steigen und im Jahr 2024 neue Rekorde erreichen werden, wenn die Zinssätze zu sinken beginnen.
Greg Shearer, Executive Director of Global Commodities Research bei JPMorgan hält sinkende Realrenditen in den USA für einen "bedeutenden Treiber" für das Edelmetall. Wenn die Fed mit Zinssenkungen beginne, dürfte sich das spätestens im zweiten Quartal nächsten Jahres bemerkbar machen, schreibt Bloomberg.
Gold hat sich in den letzten 15 Monaten um rund 12 Prozen erholt. Grund dafür waren erste Anzeichen, dass sich der US-Zinserhöhungszyklus dem Ende nähere, sowie Gold-Käufe durch verschiedene Zentralbanken. Anfang Mai näherte er sich seinem Rekordhoch von gut 2070 Dollar pro Unze, was im Jahr 2020 erreicht wurde.
Gold mit Potenzial
J.P.Morgan prognostiziert ein durchschnittliches Kursziel von 2175 Dollar pro Feinunze im vierten Quartal 2024. "Wir glauben, dass die Long-Allokation in Gold und Silber sich mit Blick auf die nächsten 12, 18 Monate als Diversifikator im späten Zyklus entwickeln wird", sagte Shearer. Gold und Silber sind ziemlich unabhängig davon, ob es in den USA zu einer weichen oder harten Landung kommt. Eine ausgeprägtere Rezession würde indes zu einer dramatischen Senkung der Zinssätze führen, sagte er. Dies stehe im Gegensatz zu Aktien und zyklischen Rohstoffen wie Aluminium und Kupfer, bei denen die Renditen je nach Wirtschaftsszenario erheblich variieren könnten, so Shearer.
Die Netto-Long-Positionen von Vermögensverwaltern in Gold-Futures haben in diesem Jahr zugenommen, aber der Handel sei immer noch nicht überkauft, sagte der JPM-Analyst. Auch andere Quellen für die physische Nachfrage seien zum Tragen gekommen, wobei die Käufe der Zentralbanken zu einem immer stärkeren Preistreiber geworden sind. Auch geopolitische Risiken würden Gold für Regierungen attraktiver machen.
Auch Börsen-Experte Folker Hellmeyer äußerte sich vor zwei Wochen positiv zu den Gold-Aussichten. "Wenn der US-Dollar verliert, dann haben Edelmetalle und vor allem Gold viel Potenzial", so Hellmeyer im Interview mit unserem YouTube-Kanal Smartes Geld. (Hier gelangen Sie direkt zum Video.)