Rekordernten in Brasilien, Exportoffensive in Indien und eine schrumpfende Nachfrage drücken den Zuckerpreis. Warum der Abwärtstrend noch lange nicht vorbei ist – und wie spekulative Anleger jetzt auf weiter fallende Kurse setzen können.
Mehr Angebot trifft auf eine strukturell sinkende Nachfrage. Das dürfte den Preis weiter nach unten drücken. Eine Wette auf fallende Notierungen sollte sich lohnen.
Gegenläufige Bewegungen bei Agrarrohstoffen: Während sich die Preise für Kaffee, Kakao und Orangensaft stark verteuert haben, ging die Preisrally an Zucker vorüber. 2023 notierte das Pfund an der New Yorker Rohstoffbörse noch bei einem Vierteldollar. Heute ist der süße Stoff rund 20 Prozent günstiger zu haben. Einiges spricht dafür, dass der Boden noch nicht erreicht ist.
Die wichtigsten Erzeugerländer Brasilien und Indien stehen für etwas mehr als die Hälfte der Weltproduktion. Aus Brasilien gibt es gute Nachrichten, die schlecht für den Preis sind. Regen in wichtigen Anbaugebieten hebt die Aussichten für die bevorstehende Ernte, die im April startet. Das renommierte Handelshaus Czarnikow in London prognostiziert eine Rekordernte von 43,6 Millionen Tonnen. Die Abwertung des brasilianischen Real gegenüber dem US-Dollar verbessert zudem die Absatzchancen auf dem Weltmarkt.
Indien hat in den vergangenen Jahren den Export zur Lagersicherung praktisch eingestellt. Zucker ist auf dem Subkontinent ein politisch sensibler Rohstoff. Überraschend ist nun, dass in der laufenden Saison der Export von einer Million Tonnen genehmigt wurde. Trotz des hohen Eigenverbrauchs — auch zur Herstellung von Ethanol — und trotz des Plans, wieder große Mengen Zucker zu exportieren, werde es zu keinem Versorgungsengpass im Land kommen, heißt es aus Regierungskreisen. Denn Indien hatte in den vergangenen Jahren sehr viel Zucker gehortet. Jetzt soll Platz in den Lagerhäusern für die neue Ernte geschaffen werden. Rohstoffhändler erwarten daher nun zusätzlichen Druck auf die Preise.
Nachfrage sinkt strukturell
Und nicht nur die Angebotsseite sorgt für Preisdruck. Auch die Nachfrage flaut ab. Große Zuckermengen in Lebensmitteln sind in den westlichen Ländern nicht mehr gern gesehen. Der süße Stoff gilt als Dickmacher, er begünstigt Fettleibigkeit und Diabetes. Mit unterschiedlichen Maßnahmen, ob Zuckersteuer oder Etiketten auf Lebensmitteln, wird gegengesteuert. Der Vormarsch von Abnehmspritzen verdirbt Verbrauchern zusätzlich den Appetit auf kalorienreiche, zuckerhaltige Speisen.
An den Terminmärkten ist das zu spüren. Nach der ersten Korrektur notiert der Future bei 19 US-Cent pro Pfund. Die Historie zeigt, wohin die Reise noch gehen kann. Vor fünf Jahren etwa kostete das Pfund nur zehn Cent. Mutige Anleger können mit Derivaten auf weiter fallende Preise spekulieren. Die Redaktion hat zwei K.-o.-Puts mit unterschiedlicher Hebelwirkung ausgewählt. Dabei gilt: Je höher der Hebel, desto höher das Gewinnpotenzial, wenn der Basiswert sinkt. Weil die Derivate bei anziehenden Preisen sehr stark verlieren würden, sind individuelle Stoppkurse Pflicht.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier
