Norwegen hält die Zinsen hoch und bleibt schuldenfrei – Anleger sichern sich jetzt stabile Erträge, Top-Bonität und sogar Währungschancen. Warum die Krone unterschätzt ist, welche Papiere sich lohnen und wie du dir jetzt echte Realrendite ins Depot holst.
Während andere Zentralbanken schon deutlich gelockert haben, halten die Norweger die Zinsen hoch. Stabiler Staat und gute Rendite ist im Moment die richtige Kombination.
Kompromisse geht Ida Wolden Bache, Chefin der Norges Bank, im Moment nicht ein. Das Beschäftigungsniveau in Norwegen ist hoch, die Löhne steigen. „Die Inflation hat zuletzt deutlich angezogen und ist höher als erwartet“, sagte sie Ende März bei der letzten Zinsentscheidung des Landes. „Wenn die Zinsen zu früh gesenkt werden, können die Preise noch schneller steigen.“ Konsequenterweise hat das Zentralbankkomitee auch auf der letzten Sitzung die Zinsen nicht gesenkt, Norwegen bleibt bei 4,5 Prozent Zentralbankzins. Die Norweger gelten als Falken der Geldpolitik, also als Zentralbanker, die ein restriktives Zinsregime verfolgen. Nur zum Vergleich: Von 2024 bis heute senkte das Nachbarland Schweden den Zins von vier auf 2,25 Prozent.
Auch bei den jüngsten Turbulenzen und mit Blick auf die Wirkung der US-Zollpolitik richtet Wolden Bache den Blick erst einmal auf die Teuerungsrate: „Wir müssen mit einer strafferen Geldpolitik reagieren, wenn die Erwartungen für steigende Preise zu hoch werden.“ Erst wenn die Zollpolitik die Wirtschaft und vor allem das Beschäftigungsniveau Norwegens belastet, könnte die Zentralbank umschwenken. Denn bei einer Rezession würden die Preise sowieso eher fallen.
Hohe Zinsen, erstklassige Bonität
Im Moment ist der Zinspfad von Norwegen mit Blick auf das Jahresende Richtung vier Prozent ausgelegt. Die Tendenz geht allerdings dahin, dass die Senkungen eher später kommen werden. Damit gibt es mehr als in den meisten anderen Ländern mit einer so hohen Bonität.
Gerade für Anleger, die im Moment einen sicheren Hafen suchen, sind Anleihen in norwegischen Kronen sicherlich ein erwägenswerter Depotbaustein. Dabei gibt es neben dem Zins auch noch die Chance auf Währungsgewinne. Es ist offensichtlich, dass es weltweit nur wenige Länder in demokratischen Staatssystemen mit funktionierender Justiz gibt, die so solide Finanzen haben. Das Land hat, wenn überhaupt, nur geringe Haushaltslücken. Norwegen ist faktisch schuldenfrei. Durch das Vermögen des Staatsfonds in Höhe von 1,5 Billionen Euro (entspricht rund 280.000 Euro pro Einwohner) gibt es auch keine verdeckten Schulden aus der Altersvorsorge. Das Land ist in der Energieversorgung autark und dank starker Nutzung von Wasserkraft dekarbonisiert.
Bei all den Superlativen ist es verwunderlich, dass die norwegische Krone nicht mehr Zuspruch erfahren hat. Im Gegenteil. Sie hat sich im vergangenen Jahrzehnt gegenüber dem Euro 50 Prozent abgewertet. Die Experten begründen das mit schwankenden Rohstoffpreisen. Doch nun könnte sich das Blatt wenden. Bei Gas hat Norwegen nun eine relativ stabile Einnahmequelle durch die Versorgung der EU. Gleichzeitig unternimmt die Zentralbank alles, um keine hohe Inflation zuzulassen. Deshalb gibt es in Kronen positive Realrenditen. Warum sollte das Land mit dieser Ausgangsbasis nicht verstärkt ausländische Gelder anziehen, die hohe Zinsen, Solidität und Toprating suchen? Eine deutliche Aufwertung der Krone würde nicht überraschen. Wer hohe Renditen sucht und das Währungsrisiko als Chance begreift, ist etwa mit zweijährigen Kronen-Anleihen gut bedient.

Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier