Belgien: Eine neue Staatsanleihe mit Laufzeit bis 2042 bietet fast 3,7 Prozent Rendite. Das Land gilt als finanzstark, die strukturellen Probleme sind allerdings die gleichen wie in der Bundesrepublik.

Belgien gilt als bonitätsstark, steht aber seit Jahren vor großen Herausforderungen, was die Staatsfinanzen angeht. Die Staatsverschuldung lag 2024 bei etwa 106 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), was den EU-Grenzwert von 60 Prozent deutlich übersteigt.

Eine zentrale Ursache für die hohen Schulden ist das komplexe föderale System. Belgien ist in drei Regionen (Flandern, Wallonien, Brüssel) und drei Gemeinschaften (flämisch, französisch und deutschsprachig) gegliedert, was zu einer komplizierten Verteilung von Zuständigkeiten und Ausgaben führt. Diese Struktur verursacht nicht nur Überschneidungen, sondern auch Ineffizienzen und hohe Verwaltungskosten.

Ein weiterer Grund für die angespannte finanzielle Lage sind die hohen Sozialausgaben. Belgien unterhält eines der umfassendsten Sozialsysteme Europas mit großzügigen Renten, Gesundheitsleistungen und Arbeitslosenhilfen. Diese machen einen großen Teil des Budgets aus und sind besonders angesichts der alternden Bevölkerung problematisch.

Auch das Steuersystem trägt zu den finanziellen Problemen bei. Belgien hat eine der höchsten Steuerquoten Europas, was vor allem auf hohe Sozialabgaben und Einkommensteuern zurückzuführen ist. Dennoch gelingt es dem Land oft nicht, ein ausgeglichenes Budget vorzulegen. Um die Staatsfinanzen zu stabilisieren, hat die belgische Regierung verschiedene Reformen eingeführt. Dazu gehören vor allem Versuche der Haushaltskonsolidierung durch Ausgabenkürzungen.

Schon ab einem Euro handelbar

Ob die Maßnahmen erfolgreich sind, bleibt abzuwarten. Dennoch genießt Belgien bei den großen Ratingagenturen eine hohe Bonität: Von S&P gibt es ein „AA“, von Fitch ein „AA-“ und von Moody’s ein „Aa3“. Damit liegt das Land bei allen drei Agenturen ganz weit oben. Die Finanzkraft des Landes gilt also als stark. Das belgische Parlament in Brüssel steht vor der Herausforderung, mit den Steuereinnahmen besser zu haushalten. Das macht belgische Staatsanleihen interessant.

Vor Kurzem hat das Land einen neuen Bond mit einer langen Laufzeit bis Juni 2042 emittiert. Dieser bietet einen Zinskupon von 3,45 Prozent pro Jahr. Weil der Kurs seit der Emission leicht nachgegeben hat, liegt die jährliche Rendite bei 3,69 Prozent. Das ist ein gutes Stück mehr, als eine in der Laufzeit vergleichbare Bundesanleihe (zum Beispiel WKN: 113543) mit 3,01 Prozent per annum bietet.

Es gibt keine Mindeststückelung, die Zinszahlung erfolgt jährlich am 22. Juni. Die Ausfallwahrscheinlichkeit des Bonds auf Sicht von einem Jahr berechnet die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg mit gerade einmal 0,14 Prozent.

Allerdings sollten Anleger beachten, dass bei einem steigenden Zinsniveau lang laufende Anleihen im Kurs zum Teil deutlich sinken können. Auf die Rendite, wenn die Anleihe bis zum Laufzeitende gehalten wird, hat das aber keinen Einfluss.

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Staatsanleihe Belgien
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