Ein traditionsreicher Mittelständler aus Essen lockt mit einer Hochzinsanleihe, die Anleger aufhorchen lässt. Doch welche Chancen und Risiken stecken in dem neuen Bond von Sanha? Hier erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen
Es ist die klassische Geschichte eines deutschen Mittelständlers: 1964 gründete die Familie Kaimer in Essen mit Sanha ein Handelsunternehmen für den Ex- und Import von Heizungs- und Sanitärtechnik. Vier Jahre später startete schon die eigene Produktion von Rohrverbindungen, sogenannten Fittings. Mit der Größe der Produktpalette wuchs auch das Unternehmen. Nach dem Fall der Mauer kam eine Fertigung in Polen dazu, später noch zwei Werke in den neuen Ländern. Heute zählt Sanha zu den führenden europäischen Herstellern von Rohrleitungssystemen für die Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik. Die rund 700 Mitarbeiter erwirtschafteten 2023 einen Jahresumsatz von rund 130 Millionen Euro.
Zu den internationalen Kunden von Sanha zählen nicht nur der Großhandel und Installateure, die Essener liefern auch Rohre für industrielle Anwendungen und sogar für den Schiffbau. Der Schwerpunkt liegt aber bei Leitungen für Heizungssysteme, ein Segment, in dem mit neuer Technik wie Wärmepumpen ein hoher Neuinvestitionsbedarf besteht.
Hohe Zinsen mit genialer Anleihe kassieren
Die Expansion der vergangenen 20 Jahre erforderte entsprechende Investitionen, weshalb sich das Familienunternehmen 2013 über eine Anleihe in Höhe von 37,5 Millionen Euro refinanzierte. Das Segment der Mittelstandsanleihen genoss da allerdings wegen der vielen Zahlungsausfälle keinen besonders guten Ruf, weshalb schon dieses erste Papier mit einem stattlichen Zinskupon ausgestattet war. Zwar wurde die Laufzeit des Bonds 2018 noch einmal verlängert, die Zinszahlungen aber erfolgten zuverlässig. Nun hat Sanha einen Nachfolgebond emittiert, der in dieser Woche in den Börsenhandel gestartet ist und ebenfalls mit einem hohen Kupon aufwartet.
Das im Mai 2013 emittierte Vorgängerpapier war anfänglich mit einem Kupon von 7,75 Prozent ausgestattet, von 2018 bis 2026 mit einem gestaffelten Zins von 8,5 bis letztlich sechs Prozent. Der im Frankfurter Freiverkehr gehandelte neue Bond (WKN: A383VY), der Anlegern der Vorgängeranleihe zum Umtausch angeboten wurde, lautet auf 20 Millionen Euro, hat eine Stückelung von 1000 Euro und bietet bis Laufzeitende 2029 einen fixen Kupon von 8,75 Prozent. Ausgezahlt werden die Zinsen an zwei Terminen pro Jahr.
Der Vorgängerbond notierte nach einem guten Start teilweise unter 40 Prozent und hat erst jetzt das 100-Prozent-Niveau wieder erreicht. Der Markt schätzte das Risiko der Sanha-Anleihe trotz eines Creditreform-Ratings von „B–“ also als relativ hoch ein. Wer sich den neuen Hochprozenter ins Depot legt, sollte sich dessen bewusst sein.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Die finden Sie hier
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