Es ist immer spannend, wenn Superanleger wie Warren Buffett oder Milliardäre wie Bill Gates zeigen, welche Aktien sie gekauft oder verkauft haben. Für Anleger lohnt es sich, den Entscheidungen der Profis zu folgen – es winken hohe Kurschancen.
Starinvestor Warren Buffett ist bekannt für sein Faible für Fast Food. Zum Frühstück gönnt er sich laut eigener Aussage bei McDonald’s täglich zwei Wurstpastetchen, dazu Wurst, Ei und Käse. Oder Speck, Ei und Käse. Und natürlich eine Coca-Cola. Neu auf dem Speiseplan des 94-Jährigen sind offensichtlich die belegten Teigfladen der Schnellrestaurantkette Domino’s Pizza. Buffetts Investmentfirma Berkshire Hathaway jedenfalls hat sich für rund 550 Millionen US-Dollar Aktien des Pizzabäckers neu ins Portfolio geholt.
Die Kurse von Titeln, auf die Buffett Appetit hat, legen in der Regel deutlich zu, schließlich werden die Anlageentscheidungen des Investmentgurus nicht nur von seinen Jüngern, sondern auch von vielen anderen Profi-Investoren nachgeahmt. Nachdem Berkshire vorvergangene Woche den Einkauf von Domino’s bekannt gegeben hatte, zog der Aktienkurs zumindest kurzfristig um 5,5 Prozent an. Ob die Pizzakette Buffett auch auf längere Sicht schmeckt, muss sich erst noch zeigen.
Doch es lohnt sich durchaus, auf die Aktienauswahl von Großinvestoren wie Buffett zu setzen: Allein Berkshire Hathaway hat in den vergangenen zwölf Monaten um rund 34 Prozent an Wert zugelegt, während etwa der US-Bluechip-Index Dow Jones ebenso wie der MSCI World Index nur ein Plus von gut 24 Prozent schafften.
Profi-Investorin: Leichte Abkehr von den Tech-Aktien
Eine von Goldman Sachs kürzlich veröffentlichte Studie belegt ebenfalls, dass Anleger den Markt deutlich schlagen, wenn sie die Top-Ten-Positionen in den Portfolios der Profi-Investoren im eigenen Depot haben. Seit 2001 zeigte ein Paket aus den Lieblingsaktien von fundamental getriebenen Hedgefonds in 60 Prozent der Quartale einen besseren Return als etwa der marktbreite Index S &P 500.
Welche Aktien Buffett und Co halten, kaufen oder verkaufen, lässt sich entweder aus ihren eigenen Mitteilungen — etwa über die Internetseiten der Anlagefirmen — ablesen oder aber spätestens aus den alle drei Monate fälligen Pflichtmitteilungen, welche die US-Börsenaufsicht SEC von allen Großinvestoren verlangt. Die jüngsten Informationen beziehen sich auf die drei Monate bis Ende September.
Nach wie vor dominieren die sogenannten „Magnificent Seven“ die Depots der Profis in den USA. Um Microsoft, Amazon, Alphabet (Google), Apple, Tesla, Meta (Facebook) und Nvidia kommen die meisten Großanleger gar nicht herum, denn diese wenigen Technologietitel machen annähernd die Hälfte der Marktkapitalisierung aller im Nasdaq-100-Index gelisteten Unternehmen aus.
Der Glaube an einen weiteren Höhenflug der Techriesen scheint jedoch langsam zu schwinden. Buffett etwa hat sich das vierte Quartal in Folge von Apple-Papieren getrennt, die damit nur noch 26 Prozent des Berkshire-Portfolios ausmachen. Bill Gates’ Number-One-Investment ist zwar immer noch Microsoft, doch der Anteil im Depot ist um 17 Prozent geschrumpft. Bill Ackman wiederum hat seine Techpositionen überhaupt nicht verändert.
Ein Comeback feiern bei besonders risikofreudigen Investoren China-Aktien. Der Milliardär David Tepper etwa fügte die Internet-Handelsplattformen Pinduoduo und JD.com seinem Depot hinzu. Michael Burry, durch seine Wette 2007 gegen den US-Immobilienmarkt berühmt („The Big Short“) und reich geworden, hat auch noch bei Alibaba und Baidu aufgestockt — und sich bei seinen China-Investments gleichzeitig mit Put-Optionen gegen Kursverluste abgesichert.
Bill Ackman hat zuletzt massiv beim Vermögensverwalter Brookfield Asset Management zugeschlagen. Die Kanadier stehen allerdings wegen ihrer Wertansätze der Beteiligungen in der Kritik. Ein Schwerpunkt sind bei Ackman immer noch die Fastfood-Ketten wie Chipotle Mexican Grill oder Restaurant Brands (Burger King) — und er hat damit dicke Gewinne eingefahren.
Hat dieses Beispiel Warren Buffett die Restaurant-Aktien schmackhaft gemacht?
Jedenfalls hat sich Berkshire neben Domino’s Pizza auch noch neu für 152 Millionen Dollar bei der Pool Corporation eingekauft, die immerhin 13 Milliarden Dollar Börsenwert hat. Der Hersteller von Swimmingpools und passendem Zubehör könnte von einer positiven Entwicklung im amerikanischen Hausbau profitieren. Schließlich gehört das eigene Schwimmbad in den USA schon bei der Mittelklasse zum guten Ton. Aufgestockt hat Berkshire auch die Position beim Medizintechnikanbieter Davita und besitzt damit mehr als ein Viertel der Anteile. Der US-Konzern hat sich auf Dialyse spezialisiert und ist ein direkter Konkurrent zu Fresenius Medical Care (FMC). Im Frühjahr hatte Davita von FMC zum Beispiel Dialyseklinik-Netzwerke in Brasilien, Kolumbien, Chile und Ecuador zu einem Gesamtpreis von 300 Millionen Dollar übernommen.
Leicht reduziert hat Buffett das Engagement bei der brasilianischen Nu Holdings.
Investieren wie die Milliardäre einfach in einem Papier
BÖRSE ONLINE hat einen Index entwickelt, der die Top-5-Positionen aus den Portfolios der Börsenlegenden Warren Buffett, Bill Gates, Bill Ackman und Ken Fisher vereint. Alle drei Monate werden die Portfolios der Profis auf ihre Top-Positionen geprüft und im Index angepasst. Dabei sind Überschneidungen von Aktien möglich. Bestandteil des Index sind hauptsächlich US-Bluechips und Value-Werte. Die Zusammensetzung erfolgt dynamisch. So sind die Topwerte der Börsengurus stets im Aktienkorb enthalten. Der Index selbst ist nicht handelbar, Anleger können aber mit Zertifikaten (z. B.WKN DA0 AC5) unkompliziert an der Kursentwicklung der Basiswerte des Index teilnehmen.
Was hat sich bei den Aktien der Milliardäre sonst noch getan?
Nu Holdings: Das Unternehmen ist über seine Nubank die größte Fintech-Bank Lateinamerikas und ist dabei, weltweit als digitaler Bankdienstleister zu expandieren, hat zum Beispiel auch in Berlin eine eigene Entwicklungsabteilung. Der ebenfalls als Value-Investor bekannte Ken Fischer hingegen hat bei den Brasilianern noch aufgestockt, der Titel findet sich auch in den Portfolios weiterer Top-Investoren.
Wem die Wette auf chinesische Onlinehändler wie Alibaba oder JD.com zu gewagt ist, dem bietet sich der südkoreanische Wettbewerber Coupang als Alternative an, den etliche Hedgefonds ebenfalls auf ihren Habenlisten führen. Die rasante Expansion auf den asiatischen Märkten verschlingt zwar noch viel Geld, doch die Koreaner punkten durch hohe Umweltstandards und einen eigenen Lieferservice. Im dritten Quartal hat Coupang 7,87 Milliarden US-Dollar umgesetzt, eine Steigerung um 27,21 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Und die Steigerungen der Vorquartale sehen ähnlich aus. Bill Gates etwa hat seine Anteile an Coupang binnen eines Jahres um 50 Prozent erhöht und ist mit rund 230 Millionen Dollar engagiert.
Mit Fahrdiensten und inzwischen auch Lebensmittellieferung ist Uber groß geworden, in den USA macht dem Branchenführer jedoch Lyft starke Konkurrenz. Er hat bereits 40 Prozent Marktanteil. Das gefällt zum Beispiel den Großinvestoren David Tepper und Ken Fisher. Während die Uber-Aktie seit dem Börsengang 2019 jedoch fast 150 Prozent Plus gemacht hat, liegt Lyft seit seinem IPO im selben Jahr fast 60 Prozent im Minus. Gleicht sich die Bewertungslücke auch nur halbwegs aus, wären das prächtige Renditen.
Daniel Loeb hat mit seinem Hedgefonds Third Point auf einen Wahlsieg von Donald Trump gesetzt und deshalb seine Position bei Live Nation Entertainment im Sommer um rund 70 Prozent aufgestockt. Der Tickethändler, Konzertveranstalter und Location-Anbieter aus Beverly Hills hat so viel Marktmacht, dass das US-Bundesjustizministerium den Konzern wegen illegaler Wettbewerbspraktiken zerschlagen lassen wollte. Mit Trump im Weißen Haus dürfte diese Gefahr der Marktregulierung passé sein und Live Nation weiter vom Trend zu Livetourneen von Superstars wie Madonna profitieren.
Insgesamt ist bei den Profi-Investoren noch keine Trendumkehr zu erkennen, das meiste Geld bleibt nach wie vor in Techtiteln und in amerikanischen Aktien angelegt. Das größte Kurspotenzial dürften allerdings jene Aktien haben, die neu in die Portfolios der Milliardäre aufgenommen wurden.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neue Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier
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