Unter dem Strich verdiente die Commerzbank im dritten Quartal 472 Millionen Euro, vor einem Jahr hatte noch ein Verlust von 288 Millionen zu Buche gestanden. Der Verkauf des "Commerzbank-Towers", die Auflösung der Partnerschaft bei Ratenkrediten mit BNP Paribas und die Veräußerung der Beteiligung am Kartenzahlungs-Dienstleister Concardis trugen rund eine halbe Milliarde Euro zum operativen Ergebnis bei. Das Tagesgeschäft, belastet von den niedrigen Zinsen und dem harten Wettbewerb im heimischen Privat- und Firmenkundengeschäft, schwächelt dagegen weiterhin. Die bereinigten Erträge schrumpften im Quartal um neun Prozent auf zwei Milliarden Euro - obwohl die Bank mehr Kunden gewinnt, als sie sich für dieses Jahr eigentlich zum Ziel gesetzt hat.
KAMPF UM DIE KUNDEN
Bis 2020 will die Commerzbank 14 Millionen Privatkunden in Deutschland haben, zwei Millionen mehr als im vergangenen Jahr. Bis Ende September hatte sie 587.000 geschafft. Die Gewinnung eines Neukunden kostet die Bank laut Engels allerdings zunächst 150 bis 200 Euro. Bis sie mit ihm Geld verdient, dauert es rund 18 Monate. Der Kampf um die Kunden dürfte sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen: Auch die Deutsche Bank will im Privatkundengeschäft angreifen und führt derzeit die Postbank und das eigene Retail-Geschäft zusammen. Zudem will Deutschlands größte Bank Ende 2018 mit einer neuen Digitalbank an den Start gehen - direkte Konkurrenz für die Commerzbank-Tochter Comdirect.
Angesichts des schwierigen Umfelds drückt die Commerzbank auf die Kostenbremse. Bis 2020 soll die Zahl der Vollzeitstellen auf 36.000 sinken, Ende September zählte die Bank noch 41.600. Es ist bereits das dritte Programm zum Stellenabbau seit der Fusion mit der Dresdner Bank vor acht Jahren. Weitere Einsparungen soll die Digitalisierung der Prozesse bringen. Hier komme die Bank planmäßig voran, sagte Engels.
Der Finanzchef erwartet zum Jahresende keine großen Sprünge, unter dem Strich dürfte die Bank für 2017 einen Gewinn von rund 100 Millionen Euro erzielen. Dabei standen nach neun Monaten schon 66 (Vorjahr: 96) Millionen Euro in den Büchern, obwohl die Bank im Halbjahr 807 Millionen Euro an Kosten für den Stellenabbau verarbeitet hatte. Die Teilinteressenausgleiche mit dem Betriebsrat seien inzwischen verhandelt, sagte Engels.
SCHWEIGEN ZU ÜBERNAHMEBERICHTEN
Den Abbau ihrer Schiffskredite will er beschleunigen, sie sollen nun deutlich vor 2020 ganz aus der Bilanz verschwinden. Ende September waren noch 3,3 Milliarden übrig, bis zum Jahresende sollen es drei Milliarden sein. Im Zuge der neuen Bilanzierungsregeln (IFRS-9) sollen die Kredite weiter abgeschrieben werden, danach seien keine Belastungen mehr durch Schiffskredite zu erwarten. Die harte Kernkapitalquote wird dadurch zum 1. Januar 2018 schrumpfen, aber immer noch bei mindestens 12,5 Prozent liegen, sagte Engels. Zuletzt verbesserte sie sich unerwartet kräftig auf 13,5 Prozent - Analysten hatten im Schnitt nur 13,2 Prozent erwartet.
Zum Interesse ausländischer Banken an dem Frankfurter Institut wollte sich Engels nicht äußern. "Wir konzentrieren uns darauf, unsere Bank langfristig profitabel zu machen." Insider hatten vor kurzem berichtet, dass die Bank sich mit Hilfe von zwei Investmentbanken für eine mögliche Übernahmeschlacht wappnet. In den vergangenen Wochen hatten mehrere ausländische Konkurrenten Interesse an dem Frankfurter Geldhaus gezeigt - etwa die italienische Großbank UniCredit sowie die französischen Großbanken BNP Paribas. Dazu haben die Fusionsfantasien durch eine mögliche Beteiligung der FDP an der künftigen Bundesregierung neuen Schwung bekommen. Der Bund ist mit 15,6 Prozent größter Aktionär der Commerzbank.