Tesla-Chef Elon Musk hat das Elektroauto salonfähig gemacht. Dank unbändiger Leistung und rund 500 Kilometern Reichweite kommt der Elektroautopionier kaum mit der Produktion hinterher. Bei den deutschen Autobauern reagiert inzwischen. In den kommenden Jahren dürfte eine ganze Armada von E-Autos Made in Germany zu den Händlern rollen. Das hat offenbar massive Auswirkungen auf die Produktion.
Das wird deutliche Effekte auf die Beschäftigung haben, wenn es uns nicht gelingt, an der Fertigungstiefe teilzuhaben", sagte Michael Brecht, Betriebsratschef und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Daimler, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir wollen aber, dass die deutschen Daimler-Standorte an der Elektrostrategie des Unternehmens partizipieren und zwar nicht nur in der Forschung und Entwicklung, sondern auch in der Fertigung."
Mit der fortschreitenden Verdrängung des arbeitsintensiven Verbrennungsmotors durch einfachere Elektromotoren käme es laut Brecht zu einem Beschäftigungsschwund in den eigenen Werken. "Die Zahl der Arbeitsplätze beim Elektromotor zu Verbrenner ist grob das Verhältnis eins zu zehn."
Um dem Wandel in der Motorenproduktion nicht auf dem Rücken der Beschäftigten auszutragen, fordert der Betriebsratschef mehr Eigenproduktion im Bereich der Elektromobilität. Daimler-Lenker Dieter Zetsche versucht indes, den oft kritisierten hohen Eigenanteil in der Fertigung durch Auslagerungen abzubauen.
Welche Folgen das haben kann, spürte jüngst Volkswagen. In Deutschland kam der Autobauer zuletzt in Bedrängnis, nachdem zwei Zulieferer der Prevent-Gruppe die Versorgung mit Sitzbezügen und Getriebegehäusen einstellten. In der Folge musste der Wolfsburger Riese die Fertigung des Kompaktmodells Golf im Stammwerk Wolfsburg und im sächsischen Zwickau zeitweise stoppen, da der Konzern auf keinen Ersatzlieferanten zurückgreifen konnte.
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Einschätzung der Redaktion
Daimler-Chef Dieter Zetsche macht ernst. Schon auf dem Pariser Autosalon Ende des Monats dürfte der Konzern neue Elektromodelle ankündigen. Wichtig ist vor allem, neuen Konkurrenten wie Tesla den aussichtsreichen Markt zu überlassen. Bislang halten sich die Verkaufszahlen noch in Grenzen, doch der Trend zum E-Auto scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Mit dem Knowhow und der Vertriebskraft der Stuttgarter dürfte es Zetsche gelingen, auch im E-Automarkt eine bedeutende Rolle zu spielen. Die Daimler-Aktie bleibt ein Kauf. Das Kursziel liegt bei 68 Euro. Ein Stopp bei 50,80 Euro sichert die Position ab.