Die Kunden seien wieder aktiver, weil die Konjunktur in Europa langsam anziehe, die US-Wirtschaft robust sei und sich das Zinsumfeld dort verbessere. Auf ein konkretes Gewinnziel legte sich Deutsche Bank-Chef Cryan nach zwei Jahren mit Milliarden-Verlusten aber nicht fest, zumal die Bank weiter umgebaut wird und noch immer einige große Rechtsstreitigkeiten offen sind. Er betonte nur: "Wir starten 2017 mit einem gestärkten Fundament und ernten die ersten Früchte unserer Arbeit."
Stehen am Ende tatsächlich schwarze Zahlen zu Buche, soll es für das laufende Jahr eine Dividende von mindestens elf Cent je Aktie geben. Börsianer ließen sich von Cryans Optimismus nicht anstecken. Die Deutsche-Bank-Aktie sackte drei Prozent ab auf 17,31 Euro und war mit Abstand größter Dax-Verlierer.
Auf dem Papier lastet auch die acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung, die die Deutsche Bank mit der neuen Strategie angekündigt hatte und die am Dienstag anläuft - die vierte in sieben Jahren. Die neuen Aktien werden zu 11,65 Euro ausgegeben. Aktionäre erhalten für je zwei ihrer Aktien ein Bezugsrecht für eine neue. Weil das Bezugsrecht gesondert gehandelt wird, dürfte die Aktie am Dienstag weiter in die Knie gehen. Denn der rechnerische Wert ohne Bezugsrecht (TERP) liegt bei 15,74 Euro. Im Vergleich dazu werden die neuen Papiere mit einem Abschlag von 26 Prozent angeboten.
Die Aktionäre haben bis zum 6. April Zeit zu zeichnen. Laut Finanzkreisen ziehen die größten Aktionäre Katar, HNA aus China und Blackrock mit, die zusammen auf mehr als 15 Prozent der Anteile kommen. Einige andere wichtige Investoren sind dagegen noch unentschieden.
AUS DEM VOLLEN
Cryan warb bei den Aktionären um Verständnis. Die Bank wolle die leidige Debatte über ihre Kapitaldecke endlich beenden. "Diese weitreichende Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Wir sind uns bewusst, dass wir so die Anteile unserer Aktionäre erheblich verwässern." Die Deutsche Bank schöpft ihr genehmigtes Kapital mit der Ausgabe der neuen Aktien voll aus, die Zahl der Papiere wird auf mehr als zwei Milliarden aufgebläht. Die harte Kernkapitalquote soll von knapp zwölf Prozent auf gut 14 Prozent steigen, die kritische Verschuldungsquote auf 4,1 von 3,5 Prozent klettern.
Um den Erfolg der Kapitalerhöhung muss sich die Bank keine Sorgen machen: 30 Institute wären bereit, ihr überzählige Aktien notfalls zum Ausgabepreis abzunehmen. Sie verlangen dafür und für die Organisation der Kapitalerhöhung aber auch Gebühren. Die Deutsche Bank rechnet mit bis zu 141 Millionen Euro, die an die Investmentbanken fließen, wie aus dem Prospekt hervorgeht.
Die Kapitalerhöhung geht mit dem nächsten Umbau einher. Cryan legt den Handel und das Beratungsgeschäft wieder in eine große Investmentbanking-Sparte zusammen. Die unverkäufliche Postbank will er in das eigene Privat- und Firmenkundengeschäft integrieren, die Vermögensverwaltung umgekehrt an die Börse bringen. Das alles wird noch einmal viele Ressourcen binden und Milliarden verschlingen.
Nicht alle Großinvestoren der Bank sind restlos überzeugt, dass die Bank wieder auf die Beine kommt. "Es gibt jetzt zwar mehr Klarheit darüber, wie der Plan für die Zukunft aussieht", sagt etwa ein Top-10-Aktionär. "Aber es ist nicht unbedingt so, dass die Kunden nur darauf gewartet hätten, dass die Deutsche Bank zurückkommt. Sie muss jetzt wieder ins Geschäft kommen - und das wird schwer."
Auf Seite 2: CHEF CRYAN MUSS SICH MIT 3,8 MILLIONEN EURO BEGNÜGEN
CHEF CRYAN BEGNÜGT SICH MIT WENIGER FIXGEHALT
Deutsche-Bank-Chef John Cryan bekommt von diesem Jahr an ein geringeres Fixgehalt. Der Brite kann nach dem geplanten neuen System für die Vergütung der Spitzenmanager, das die Bank am Montag veröffentlichte, künftig ohne Boni nur noch mit 3,4 Millionen Euro rechnen. 2016 waren es 3,8 Millionen. Der Brite verzichtete angesichts der Lage von Deutschlands größter Bank wie seine Vorstandskollegen für 2016 auf alle Boni. Die Zeiten, in denen Deutsche-Bank-Chefs zu den Spitzenverdienern im Dax gehörten, sind vorbei. Weniger als Cryan verdienten nach den bisher vorliegenden Zahlen von 26 Unternehmen aus dem Leitindex nur die Vorstandschefs von E.ON, Infineon und der Lufthansa.
Seine Vorgänger Anshu Jain und Josef Ackermann hatten zeitweise zweistellige Millionenbeträge erhalten. 2017 liegt die Gehaltsobergrenze für die Vorstände der Deutschen Bank bei je 9,85 Millionen Euro - auch wenn das Jahr wider Erwarten perfekt laufen sollte. Im vergangenen Jahr kostete der Vorstand Deutschlands größte Bank insgesamt 25,8 (2015: 22,7) Millionen Euro, wie aus dem am Montag veröffentlichten Vergütungsbericht hervorging.
Das neue Vergütungssystem für die Deutsche-Bank-Manager war auf der Hauptversammlung im Mai 2016 durchgefallen, weil es den Aktionären zu komplex und undurchsichtig war. Aufsichtsratschef Paul Achleitner nimmt nun einen neuen Anlauf. "Der Aufsichtsrat hat die geäußerte Kritik zum Anlass genommen, die Strukturen der variablen Vergütung deutlich zu vereinfachen und die Vergütung mit transparenten Leistungskriterien zu verknüpfen", heißt es im Vergütungsbericht. Die Entwicklung des Aktienkurses im Vergleich zur Konkurrenz soll dabei eine deutlich geringere Rolle spielen als bisher, stattdessen werden die Vorstände am Kapitalzuwachs gemessen.
Mehr Geld gibt es künftig für die beiden neu ernannten Vize-Chefs der Deutschen Bank. Marcus Schenck und Christian Sewing bekommen ebenso wie der Investmentbank-Vorstand drei Millionen Euro pro Jahr als Fixgehalt, 600.000 Euro mehr als die übrigen Vorstände.
MEHR ALS 300 EINKOMMENS-MILLIONÄRE
Mit dem Boni-Verzicht hatte der Vorstand auf die drastische Kürzung der variablen Vergütungen für den Rest der Belegschaft reagiert. Die Boni wurden um 77 Prozent auf rund 500 Millionen Euro zusammengestrichen. Die Personalkosten gingen dadurch um 1,6 Milliarden auf 8,9 Milliarden Euro zurück. 316 Deutsch-Banker verdienten 2016 mindestens eine Million Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 756. Zwei Spitzenverdiener lagen laut dem Vergütungsbericht noch zwischen sechs und sieben Millionen Euro.
Zum ersten Mal seit Jahren beschäftigt die Deutsche Bank weniger als 100.000 Mitarbeiter, obwohl im Controlling und in anderen Überwachungs-Funktionen neue Stellen geschaffen und ausgelagerte Aufgaben in den Konzern zurückgeholt wurden. Die Mitarbeiterzahl sank 2016 um 1360 auf 99.744. Der größte Teil des Stellenabbaus steht aber noch bevor. Mit der Eingliederung der Postbank dürfte er nochmals verschärft werden.
rtr