Laut Händlern lastet es auf den Kursen von Deutscher Bank und Commerzbank, dass die lange Zeit hoch gesteckten Erwartungen an die Zinskurve in den USA zuletzt moderater geworden sind. Der Finanzsektor hatte seit Mitte 2016 deutlich von der gestiegenen Zinsfantasie profitiert - in der Hoffnung, dass sich dies grundsätzlich positiv für das Alltagsgeschäft der Banken auswirkt. Dies galt vor allem für die Aktivitäten mit festverzinslichen Wertpapieren und das Kreditgeschäft.
Zur neuerlichen Skepsis trug das am Vorabend veröffentlichte Protokoll zur jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed bei. Dieses zeigte, dass es unter den Währungshütern eine große Debatte über die ungewöhnlich schwache Teuerung gibt, die derzeit als größte Bremse für die Zinskurve in den USA gilt. Laut Christiane von Berg von der BayernLB wurde im Sitzungsprotokoll deutlich, "dass die aktuelle Inflationsschwäche zunehmend als Problem gesehen wird." Der Expertin zufolge bleibt der künftige Zinspfad daraufhin unklar. Statt im Dezember rechnet sie erst im März 2018 mit der nächsten Zinsanhebung.
Auch die NordLB geht in einer Studie zum Finanzsektor davon aus, dass "das Niedrigzinsumfeld noch lange anhält". Zusätzlich sahen die Analystinnen Michaela Hessmert und Melanie Kiene in der zuletzt gesunkenen Risikoneigung der Anleger einen Belastungsfaktor für Finanzwerte. Zwar erholte sich der Aktienmarkt in dieser Woche etwas, in den Tagen zuvor aber hatten die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea der Risikobereitschaft einen Dämpfer versetzt. In diesem Punkt geben sich die beiden Expertinnen jedoch optimistisch: "Konsens ist weiterhin, dass die Risikoneigung der Investoren hoch bleibt."
Mit dem neuerlichen Kursrutsch begab sich die Aktie der Deutschen Bank am Donnerstag wieder in Richtung ihres Zwischentiefs bei 14 Euro vom vergangenen Freitag, als sich die Nordkorea-Krise zuspitzte. Zuletzt waren Analysten bei dem führenden deutschen Finanzhaus wegen wachsender Zweifel an der Geschäftsentwicklung besonders vorsichtig geworden. Mittlerweile stufen zehn der 23 von dpa-AFX erfassten Analysten die Aktie mit einem Verkaufsvotum ein. Kaufempfehlungen gibt es dagegen nur vier./tih/bek/fbr