Das Programm schwillt damit auf 2,28 Billionen Euro an. Die Leitzinsen wird die Europäische Zentralbank (EZB) bei dem Treffen in Frankfurt wohl ebenso unangetastet lassen. Schon seit März 2016 verharren diese auf dem Rekordtief von null Prozent.

"Ungeachtet dessen verspricht das erste Zusammentreffen der Notenbank-Oberen im neuen Jahr dennoch spannend zu werden", so Zinsexperte Christian Reicherter von der DZ Bank. Draghi werde wohl die Gelegenheit nutzen, die neu entflammte Kritik aus Deutschland zurückzuweisen. Die Inflation war hierzulande im Dezember wegen gestiegener Rohölpreise deutlich auf 1,7 Prozent geklettert. Das ist der höchste Stand seit drei Jahren. Auch in der gesamten Euro-Zone sprang die Teuerung zuletzt auf 1,1 Prozent nach oben. Einige Experten und auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatten daraufhin eine Abkehr von der Politik des billigen Geldes gefordert.

Das wird Volkswirten zufolge aber nicht geschehen. Helaba-Ökonom Ulf Krauss etwa erwartet, dass Draghi den Inflationsschub als Erfolg der EZB-Politik darstellen und gleichzeitig betonen wird, noch lange nicht am Ziel zu sein. Die EZB strebt eine Teuerung von knapp zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an.

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt Deutschland beim Bankhaus ING-Diba, erwartet für die nächste Zeit zwar einen weiteren Anstieg der Verbraucherpreise im Währungsraum. Mit einer raschen geldpolitischen Wende rechnet aber auch er nicht: "Es braucht viel mehr als nur eine paar energiepreisgetriebene Anstiege der Inflation, um die Sichtweise der breiten Mehrheit im EZB-Rat zu ändern." Die eher schwache Lohnentwicklung im Euro-Raum bereitet den Währungshütern unter anderem noch Bauchschmerzen. Laut EZB-Direktor Yves Mersch ist diese noch immer nicht stark genug, um den Preisauftrieb deutlich anzufeuern. So verharrt die sogenannte Kerninflation, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, seit Monaten bei Werten unter einem Prozent.

AUCH TRUMP DÜRFTE THEMA WERDEN



Die meisten Ökonomen gehen deshalb davon aus, dass ein "Tapering" - eine kontinuierliche Drosselung der Anleihenkäufe - für die Euro-Notenbank noch nicht auf der Tagesordnung steht. "Wir rechnen damit, dass die EZB bis Juni als frühesten Zeitpunkt wartet, bevor sie das Thema der Anleihenkäufe neu bewertet", so die Volkswirte der Deutschen Bank, Mark Wall und Marco Stringa. Allerdings sind inzwischen auch im EZB-Rat die Stimmen deutlicher hörbar, die wie Bundesbank-Präsident Jens Weidmann insbesondere die Staatsanleihenkäufe sehr kritisch sehen, wie aus dem Protokoll der Dezember-Zinssitzung hervorgeht. Ein anhaltender Anstieg der Inflation in den nächsten Monaten dürfte ihnen weitere Argumente an die Hand geben.

Draghi erwarten am Donnerstag auch Fragen, welche Folgen die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten für die Konjunktur der Euro-Zone haben wird. DZ-Bank-Zinsexperte Reicherter zufolge wird der Italiener wohl darauf verweisen, dass sich mögliche Änderungen in der amerikanischen Wirtschafts- und Außenpolitik erst längerfristig zeigen werden. Er werde betonen, die Entwicklung genau zu beobachten. Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, die US-Konjunktur mit einem billionenschweren Investitionsprogramm sowie radikalen Steuersenkungen zu unterstützen. Der Milliardär wird sein Amt am 20. Januar antreten - einen Tag nach der EZB-Zinssitzung.

rtr