Während Russland für die Rheinländer der viertgrößte Markt ist, gehört die Ukraine zu den zehn größten Wachstumsmärkten des DAX-Konzerns. In Russland gehe man jetzt davon aus, dass das Land während der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession rutschen werde, sagte Henkel-Chef Kasper Rorsted. Dort sei das organische Umsatzwachstum aus der ersten Jahreshälfte deshalb nicht mehr zu halten. Auf Basis der Landeswährung Rubel lag Henkels Wachstum dort bisher bei sechs Prozent. Zudem zeige die Schwäche des Henkels-Geschäfts in diesen Regionen inzwischen auch Auswirkungen auf das gesamte Osteuropa-Geschäft. Trotz des schwierigen Umfelds bestätigte Rorsted den Ausblick für das Gesamtjahr: "Wir erwarten für das Geschäftsjahr 2014 ein organisches Umsatzwachstum zwischen drei und fünf Prozent. Für die bereinigte operative Marge (Ebit) rechnen wir mit einem Anstieg auf etwa 15,5 Prozent und für das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie mit einem Zuwachs im hohen einstelligenProzentbereich", sagte Rorsted. Gemeint ist beim Gewinn "ein Plus von sieben bis neun Prozent, gegenwärtig jedoch eher am unteren Ende der Spanne" präzisierte der gebürtige Däne auf Nachfrage.
Änderungen in der Strategie des Konzerns für Russland und die Ukraine stehen jedoch nicht auf der Agenda. "Russland und die Ukraine sind und bleiben für uns in allen drei Sparten extrem wichtige Märkte", hatte Finanzchef Carsten Knobel bereits im Juni im Gespräch mit der BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro am Sonntag gesagt.
Weiter auf der Agenda der Düsseldorfer bleiben dagegen Zukäufe, sowohl in reifen Märkten als auch in Schwellenländern. Auch nach den 1,2 Milliarden Euro die Henkel jüngst in Übernahmen investiert hatte, gebe es einen finanziellen Spielraum "von vier bis fünf Milliarden Euro", so Finanzchef Knobel. Tendenz weiter steigend, weil man "cash orientiert" arbeite. Dass die freien Mittelzuflüsse aus dem Geschäft, der sogenannte free cashflow überwiegend für Zukäufe eingesetzt werde hatte Knobel gegenüber €uro am Sonntag im Juni bereits deutlich gemacht. "Wir sind überzeugt, das Investitionen in die Weiterentwicklung des Konzerns einschließlich Akquisitionen, auch im Sinne der Anteilseigner, der beste Weg für Wertsteigerungen bleiben". Ohne den künftigen strategischen Handlungsspielraum einzuschränken habe man jedoch einen Korridor für künftige Dividendenausschüttungen festgelegt, der zwischen 25 und 35 Prozent des operativen Gewinns liege, so Knobel weiter.
Aus Sicht von Konzernchef Rorsted ist Henkel "weiter auf einem gutem Weg bei der Umsetzung der strategischen Prioritäten und Ziele bis zum Jahr 2016". Konkret heißt das: Bis 2016 will der Konzern 20 Milliarden Euro Umsatz erreichen, die Hälfte davon in Schwellenländern, und den Gewinn pro Aktie von 2013 bis 2016 im Durchschnitt um zehn Prozent pro Jahr erhöhen. Zur Einordnung: für 2015 werden Henkel 16,3 Milliarden Euro Umsatz zugetraut. Um ihr Ziel beim Umsatz zu schaffe, müssen die Rheinländer bis 2016 also voraussichtlich auch einen großem Zukauf präsentieren.
Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion
Einschätzung der Redaktion
Nach der deutlich negativen Reaktion charttechnisch angeschlagen aber starke Unterstützung zwichen 72 und 77 Euro. Als Quereinsteiger hat Konzernchef Kasper Rorsted Henkel deutlich schneller und effizienter gemacht. Wir trauen dem Management deshalb zu auch weiterhin positiv zu überraschen, vor allem bei der Profitabilität. Die Aktie bleibt langfristig aussichtsreich. Wegen der hohen Bewertung raten wir Anlegern jedoch, die aktuellen Turbulenzen auszusitzen. Beobachten.