Zuletzt war für die Medigene-Aktie allerdings deutlich bergab gegangen. Vor allem in den vergangenen beiden Tagen war der Kurs der Titel auch im Sog der schlechten Branchenstimmung um rund 15 Prozent abgestürzt. Wie andere Pharmawerte litten sie unter den aufkommenden Zweifeln an den Wahlversprechen von US-Präsident Donald Trump. Im Vergleich zum Zwischenhoch im Januar stand gar ein Kursrückgang um bis zu einem Drittel zu Buche.

Der angekündigte Start der ersten klinischen TCR-Studie im laufenden Jahr sei schon vorher bekannt gewesen, betonte Bernhard Weininger vom Analysehaus Independent Research. Neu seien allerdings die Details, wie diese konkret aussehen sollten. Dies habe am Markt für Gewissheit gesorgt, dass es nun losgehe, und den Aktienkurs beflügelt.

Die kombinierte Phase-I/II-Studie konzentriere sich zunächst auf Blutkrebserkrankungen und solle klären, welche Dosierung am wirksamsten zur Behandlung sei, erläuterte Weininger. In der zweiten Phase werde die erfolgreichste Dosierung mit Kontrollgruppen getestet. Zudem könnte die Indikation dann auf andere, "feste" Tumorarten wie Leberkrebs ausgeweitet werden.

Medigene zufolge soll die erste klinische TCR-Studie im Jahr 2017 beginnen. Hierbei geht es um die Entwicklung T-Zell-gerichteter Krebstherapien. Die T-Lymphozyten (kurz T-Zellen) sind eine Zellgruppe der weißen Blutkörperchen. Medigene strebt für diesen Therapieansatz den Start von zwei eigenen klinischen Studien an - unter anderem eine Phase I/II-Studie mit dem TCR-Kandidaten "MDG1011". Die erste soll im zweiten Halbjahr 2017 und eine weitere im zweiten Halbjahr 2018 starten. Endgültige Details einschließlich der Studiengröße, Studienzentren und Zeitpläne sollen nach der behördlichen Genehmigung der Studie verfügbar sein, wie Medigene weiter mitteilte.

Für das laufende Jahr plant Unternehmenschefin Dolores Schendel mit einem Umsatz von 8 bis 10 Millionen Euro und einem operativen Verlust (Ebitda) in Höhe von 16 bis 18 Millionen Euro. Diese Prognose enthalte keine künftigen Meilensteinzahlungen aus der bestehenden strategischen Partnerschaft mit Bluebird oder Umsätze aus potenziellen neuen Transaktionen.

Im abgelaufenen Jahr steigerte das Unternehmen seine Erlöse um 43 Prozent auf 9,75 Millionen Euro. Der Sprung geht vor allem auf einen Verkauf zurück. Die Forschungsausgaben erhöhten sich im Berichtszeitraum aufgrund des Ausbaus der Immuntherapie-Projekte planmäßig auf 11,54 Millionen Euro (Vorjahr 8,5). Der Verlust unter dem Strich reduzierte sich um 27 Prozent auf 9,5 Millionen. Hier half ein Verkauf von Unternehmensanteilen.

Medigene geht für 2017 von einem gesamten Finanzmittelverbrauch von 23 bis 27 Millionen Euro aus, der unter anderem durch einmalige Sondereffekte für Investitionen in Laborinfrastruktur beeinflusst werde. Auf Basis der derzeitigen Planungen ist das Unternehmen bis deutlich über den Prognosezeitraum von zwei Jahren hinaus finanziert, hieß es weiter. Ende 2016 hatte Medigene 52,6 Millionen Euro zur Verfügung (2015: 46,8 Mio). Zuletzt hatte sich das Unternehmen im Sommer 2015 am Kapitalmarkt gut 46 Millionen Euro besorgt. Bei Medigene und anderen Biotech-Unternehmen wetten Investoren auf die Wachstumschancen.

Die im Dezember 2016 in den TecDax zurückgekehrten Medigene-Papiere gehörten bereits 2003 zur Erstbesetzung im Technologiewerte-Index der Deutschen Börse. Seitdem waren sie mehrfach ab- und wieder aufgestiegen.

dpa-AFX