Wirbelsturm "Irma" wird nach Einschätzung der Münchener Rück hohe Kosten für Florida und die Versicherungsbranche verursachen. Irma sei sicher für beide Seiten ein Großschadensereignis, sagte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek am Sonntag in Monte Carlo.

In Monte Carlo treffen Rückversicherer, Makler und Kunden einmal im Jahr zusammen, um die Konditionen für die Erneuerung eines großen Teils der Rückversicherungsverträge im traditionellen Schadens- und Unfallgeschäft zum Jahreswechsel vorzubesprechen.

"Irma" ist am Sonntag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 210 Kilometern pro Stunde über Südflorida hinweggezogen. Der Hurrikan brachte zunächst der Inselkette der Florida Keys Starksturm und -regen. Zuvor hatte "Irma" - einer der stärksten je gemessenen Atlantik-Stürme - Karibikinseln verwüstet und dort mindestens 22 Menschen das Leben gekostet.

Experten gingen davon aus, dass Sturm und Überschwemmungen massive Schäden anrichten werden. "Einen so katastrophalen Sturm hat unser Bundesstaat noch nie erlebt", sagte Floridas Gouverneur Rick Scott.

"Es scheint, dass sich die versicherten Schäden durch den Hurrikan Harvey auf 20 bis 30 Milliarden US-Dollar belaufen", merkte der Analyst James Oram von der Citigroup an. Ein Verlust in dieser Höhe sei für Europas Rückversicherer "handhabbar". Die von "Irma" verursachten versicherten Schäden dürften hingegen mit mehr als 50 Milliarden Dollar deutlich höher sein.

Erst wenige Tage zuvor hatte Hurrikan "Harvey" über Texas gewütet. Die Münchener Rück schätzt die versicherten Schäden für die Branche auf 20 bis 30 Milliarden Dollar. Experten sprachen von wirtschaftlichen Schäden, die mehr als 100 Milliarden Dollar betragen könnten. In der texanischen Millionen-Metropole Houston hat "Harvey" vor allem durch Überschwemmung große Zerstörung angerichtet.

Bei dem Treffen der Branche in Monte Carlo dürften die jüngsten Stürme Experten zufolge bei der Prämiengestaltung eine wichtige Rolle spielen. Ob die Versicherer und Rückversicherer nach einer längeren Zeit mit niedrigen Prämien demnächst Preiserhöhungen durchzusetzen können, hängt auch vom Verlauf der Hurrikan-Saison ab. Die Ratingagenturen S&P und Moody's erwarten für 2018 einen Rückgang der Prämien um bis zu fünf Prozent, der Konkurrent Fitch rechnet mit einem Minus von bis zu 7,5 Prozent.

Die Rückversicherer leiden seit Jahren unter fallenden Preisen. Zum einen drängt neue Konkurrenz in den Markt: Hedgefonds und andere finanzkräftige Kapitalgeber, die sich im Niedrigzinsumfeld mit niedrigeren Renditen zufriedengeben als die auf ihr Risiko bedachten Rückversicherer. Zum anderen gab es länger keine für die Branche kostspieligen Naturkatastrophen mehr, so dass viele Erstversicherer glauben, mehr Risiko selbst tragen zu können. Auch im ersten Halbjahr 2017 blieben die Schäden unter dem langjährigen Durchschnitt.

Die Munich Re-Wettbewerberin Hannover Rück bekräftigte in Monte Carlo trotz immenser Zerstörungen durch die Wirbelstürme "Harvey" und "Irma" das Gewinnziel für 2017 und erwartet steigende Preise in den betroffenen Geschäftsbereichen. Auch der Schweizer Konkurrent Swiss Re rechnete mit einer Stabilisierung der Preise. Swiss Re legten in Zürich um 4,4 Prozent zu.

rtr/dpa-AFX