Erfolgreiche Anleger wissen, wie wichtig eine Diversifizierung im Portfolio ist, um nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften. Die Streuung sollte sich nicht nur auf Länder oder Branchen beschränken: Auch Themen wie Squeeze-outs sind eine echte Bereicherung für jedes Depot. Damit Sie bei diesem Thema auf dem Laufenden bleiben, gibt BÖRSE ONLINE regelmäßig einen Überblick über die spannendsten Spezialsituationen.



In Ausgabe 23/2014 haben wir in einer Titelgeschichte den Startschuss für eine Zehnerauswahl an Squeeze-out-Titeln gegeben. Einige davon, wie

CCR Logistic

oder die

Deutsche Postbank

, sind mittlerweile vom Kurszettel verschwunden. Andere wie Design Hotels oder Mevis Medical sind indes hinzugekommen. Der Top-Performer unserer damaligen Auswahl mit einem Zuwachs von knapp einem Drittel ist

Pulsion

. Zum Vergleich: Der DAX verlor im selben Zeitraum rund zwei Prozent.

Zugegeben, nicht alle Squeeze-out-Aktien legten in so kurzer Zeit eine derartige Performance aufs Parkett. So stagnieren die Aktien von Celesio und Medion bereits seit Längerem. Allerdings ist auch einer Stagnation Positives abzugewinnen. Erstens lässt der relativ stabile Kursverlauf in den zuletzt hektischen Zeiten an den Börsen den Anleger ruhig schlafen. Zweitens verfügen die Titel über eine Garantiedividende, die im aktuellen Niedrigzinsumfeld für eine ordentliche Verzinsung des Kapitals sorgt. Bei Euwax und Medion beläuft sich die Rendite derzeit auf mehr als vier Prozent.

Der Squeeze-out-Wert Euwax strahlt insgesamt betrachtet eine besondere Attraktivität aus. Die Aktien des Börsenbetreibers legten auf Jahressicht nicht nur um ein Zehntel zu, auch die Dividendenrendite beläuft sich auf einen überdurchschnittlich hohen Wert von gut vier Prozent. Daneben befindet sich das Unternehmen operativ in einer hervorragenden Verfassung: In den ersten neun Monaten erhöhten sich die ausgeführten Orders um 26 Prozent. Dies schlägt sich auf das Ergebnis nieder, der Nettogewinn schnellte um 42 Prozent in die Höhe.

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Gewinnen bis zum Schluss



Bis vor Kurzem spielte der Geschäftsverlauf bei bereits übernommenen Gesellschaften bei einem möglichen Squeeze-out eine entscheidende Rolle, denn das dann fällige Abfindungsangebot orientierte sich nach altem Recht am tatsächlichen Unternehmenswert. Die Minderheitsaktionäre konnten mit einem gerichtlichen Spruchverfahren den Wert einer Gesellschaft feststellen lassen. In der Mehrheit der Fälle kam es so zu einer Nachbesserung, wie beispielsweise bei

W.E.T. Automotive

. Ende vergangenen Jahres entschied das Landgericht München, den Barabfindungsbetrag von 90,05 auf 95,53 Euro anzuheben, eine Nachbesserung um rund 6,1 Prozent. W.E.T. zeigt damit eine perfekt verlaufende Squeeze-out-Spekulation. Ausgehend vom Übernahmeangebot im Februar 2011 bei 40 Euro warf die Aktie bis zum Schluss einen Gewinn von 138 Prozent ab.

Da das Spruchverfahren von der Regierung im November 2015 abgeschafft wurde und nur noch der durchschnittliche Aktienkurs der letzten sechs Monate als Berechnungsgrundlage gilt, wird die Squeeze-out-Spekulation etwas riskanter (siehe Kasten unten). Trotzdem gilt: Bei der Übernahme ist nicht das letzte Wort gesprochen. Anleger können auch nach einem abgeschlossenen Deal noch kräftig verdienen. Schwung kommt meistens in eine Aktie, wenn es auf einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (BuG) hinausläuft. Dieser ist nach Aktiengesetz möglich, wenn ein Großaktionär mehr als 75 Prozent der Stimmrechte kontrolliert. Zuletzt war dies bei Mevis Medical zu beobachten. Zuerst baute sich eine Spekulation hin zum BuG auf, Ende September 2015 wurde der auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen. Seither hat die Aktie weitere vier Prozent gewonnen. Oben drauf kommt eine Dividendenrendite in etwa gleicher Höhe.

Während wir Mevis Medical neu in unsere Squeeze-out-Kaufliste aufnehmen, haben wir Design Hotels, Medion und Pulsion zuletzt auf "Beobachten" herabgestuft. Bereits investierte Anleger können aber aufgrund der üppigen Renditen dabeibleiben. Darüber hinaus gibt es potenzielle Squeeze-out-Kandidaten, die Anleger im Auge haben sollten. Dazu zählen etwa Data Modul oder Syzygy. Nach Ablauf der zweiten Übernahmefrist sicherte sich WPP etwas mehr als die Hälfte des Grundkapitals an letztgenannter Webagentur. Man darf gespannt sein, wie die Briten nun weiter vorgehen werden. Der Kurs ist seither auf dem ehemaligen Übernahmeangebot von neun Euro fest zementiert. Doch allein schon wegen des starken operativen Verlaufs müsste die Syzygy-Aktie deutlich höher stehen.



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Recht und Gesetz





Recht und Gesetz: Vereinfachtes Delisting-Verfahren



Einfach muss nicht immer besser sein. Dies zeigt sich beim jüngst verabschiedeten Delisting-Verfahren der Regierungskoalition. In dem Gesetz geht es um die Regelung, wie Unternehmen von der Börse genommen werden können.

Früher entschied ein Wertgutachten über die Höhe der Abfindung, die den freien Aktionären angeboten wurde. Nun orientiert sich die Abfindung an der Höhe des Durchschnittskurses der letzten sechs Monate. "Unserer Auffassung nach stellt die neue Regelung zwar einen Fortschritt dar, da den Aktionären die Möglichkeit gegeben wird, ihre Aktien zum gewichteten Durchschnittskurs der letzten sechs Monate zu veräußern", sagt der Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK, Daniel Bauer, er gibt aber gleichzeitig zu bedenken: "Diese Regelung lässt allerdings viel Spielraum für Manipulationen offen."

Ein direkter Freibrief für die Unternehmen ist das aber trotzdem nicht. Sollte es beispielsweise zu Marktmanipulationen kommen, sieht das neue Gesetz eine Unternehmens-bewertung vor. Experte Bauer geht das dennoch nicht weit genug: "Wir fordern, dass neben dem gewichteten Börsenkurs auch Vorerwerbe des Großaktionärs und der von einem Wirtschaftsprüfer ermittelte Ertragswert bei der Ermittlung der Abfindung Berücksichtigung finden. Ferner sollte der Angebotspreis im Rahmen eines Spruchverfahrens vor Gericht überprüft werden können." Es gilt nun abzuwarten, wie die Unternehmen mit der neuen Bestimmung umgehen werden. Sollten sich die Fälle häufen, in denen Unternehmen vor einem bevorstehenden Delisting gezielt die Lage des Unternehmens schlecht darstellen, um so den Kurs der Aktie niedrig zu halten, werden die Politiker in Berlin wohl noch mal Hand an den Paragrafen anlegen müssen.