Nach Daten der Nachrichtenagentur Reuters liegen die Schätzungen der Experten im Schnitt bei 75 bis 85 Cent je Aktie. Einige rechnen sogar nur mit 50 Cent. Für 2014 hatte RWE noch einen Euro gezahlt - für 2008 waren es noch 4,50 Euro. Vorstandschef Peter Terium steuert mit einem Konzernumbau, neuen Geschäften, einen Jobabbau und Einsparungen gegen. "Terium kann Kosten sparen, bis es quietscht. Aber das wird nicht reichen", sagte ein Branchenkenner. "Mit Sicherheit wird die Dividende weiter fallen. RWE kämpft im Moment schon ums Überleben."
Der Konzern wollte sich zur Höhe der Ausschüttung am Donnerstag nicht äußern. Das Management hat die Anleger bereits mit einer Änderung seiner Dividendenpolitik auf mögliche Kürzungen vorbereitet. RWE machen die gefallenen Strom-Großhandelspreise zu schaffen. Hinzu kommen aber auch Abrechnungsprobleme und ein Gewinneinbruch im wichtigen Großbritanniengeschäft.
"Die Probleme in Großbritannien sind der erste echte Kratzer im Image von Peter Terium", sagte der Portfolio-Manager von Union Investment, Thomas Deser. "Die widrigen Rahmenbedingungen der Branche hat er nicht zu verantworten, internes Missmanagement schon." Das Geschäftsmodell sei auch wegen der Unsicherheit über die künftige Höhe der Dividende für viele Anleger kaum reizvoll. Die Aktie war in den vergangenen Tagen auf den tiefsten Stand seit mindestens 24 Jahren gefallen. Am Donnerstag verlor über ein Prozent auf 15,59 Euro.
Eine Dividendensenkung könnte auch vielen Kommunen bei ihren Haushaltsplanungen Probleme bereiten. Sie halten knapp 24 Prozent der Anteile. Klamme Städte wie Essen, Dortmund oder Bochum und haben lange Zeit auf verlässliche Einnahmen aus ihrer Beteiligung an dem Versorger gesetzt. Mit dem Absturz der Aktie drohen manchen Kommunen Abschreibungen, wenn sie das Papier noch zu höheren Werten in ihren Bücher stehen haben. 2007 war die Aktie noch fast 100 Euro wert.
Reuters