RWE-Chef Peter Terium geht Insidern zufolge mit einem Führungswechsel bei der kriselnden Tochter in Großbritannien in die Offensive. Der bisherige Chef von RWE npower, Paul Massara, werde durch seinen Vorstandskollegen Paul Coffey abgelöst, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Coffey war erst im Frühjahr von der RWE-Ökostromtochter Innogy nach Großbritannien gewechselt. Er solle die Tochter nun auf Vordermann bringen. Finanzchef Jens Madrian müsse ebenfalls seinen Posten räumen. RWE kämpft auf der Insel mit Problemen im Abrechnungssystem und mit einem Kundenschwund. Das operative Ergebnis war dort im ersten Halbjahr um 52 Prozent auf 83 Millionen Euro eingebrochen. RWE und RWE npower lehnten eine Stellungnahme ab.

Mit dem Schritt wolle Terium das Heft in die Hand nehmen, sagte ein Insider. Die ohnehin gebeutelte Aktie des Konzerns hatte nach der Bekanntgabe der Probleme in Großbritannien vor einer Woche deutlich an Wert verloren. Der Kurs ist auf den tiefsten Stand seit mindestens 24 Jahren gefallen. Nach der Reuters-Meldung über den Führungswechsel in Großbritannien drehte sie am Donnerstag ins Plus.

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RWE LAUFEN IN GROSSBRITANNIEN DIE KUNDEN DAVON



Massara war 2011 zu RWE npower gewechselt und hatte im Januar 2013 die Führung übernommen. Das IT-Systems läuft dort Insidern zufolge seit Jahren nicht. Es habe bei den Strom- und Gaskunden häufig Doppelbuchungen gegeben. Im Gesamtjahr erwartet RWE nun auf der Insel ein Ergebnis deutlich unter dem Vorjahreswert anstatt einer leichten Steigerung. In Großbritannien kämpfen die großen Versorger, darunter neben RWE auch E.ON, seit Jahren mit dem harten Wettbewerb und der Wechselbereitschaft der Kunden. Bei RWE kämen aber auf der Insel die Probleme im Management und der Technik hinzu, sagte Roland Vetter von dem Energieberatungsunternehmen CF Partners.

Dabei kämpft RWE bereits konzernweit mit Einbußen durch den Verfall der Großhandelspreise. Anders als diesen führen Experten die Probleme in Großbritannien auch auf Managementfehler zurück. Damit wuchs der Druck auf Terium selbst. "Die Probleme in Großbritannien sind der erste echte Kratzer im Image von Peter Terium. Die widrigen Rahmenbedingungen der Branche hat er nicht zu verantworten, internes Missmanagement schon", hatte der Portfoliomanager von Union Investment, Thomas Deser, Reuters gesagt.

Erschwerend kam hinzu, dass RWE keine kurzfristige Lösung der Schwierigkeiten auf der Insel in Aussicht stellte. Die Probleme mit dem Abrechnungssystem würden wohl erst 2017 vollständig gelöst. Darüber hinaus kämpft RWE mit sinkenden Kundenzahlen auf dem hart umkämpften britischen Markt. Um das zu stoppen, bot der Konzern günstigere Tarife an, was die Einnahmen noch weiter drückte. Dennoch verlor RWE in Großbritannien seit Mitte vergangenen Jahres rund 100.000 Haushaltskunden.

Reuters