Der DAX hat am Donnerstag auf den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) kaum reagiert. Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Im Rahmen ihres Notkaufprogramms steckt die EZB unverändert 1,35 Billionen Euro in Staats- und Unternehmensanleihen bis mindestens Ende Juni 2021. Über eine Aufstockung des Pandemie-Anleihenprogramm PEPP habe man nicht diskutiert, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz am Nachmittag. Sorgen bereite den Euro-Wächtern allerdings der Höhenflug der Gemeinschaftswährung. "Wir beobachten das sorgfältig, denn der Kursanstieg des Euro hat eine Auswirkung auf unsere Inflation", sagte Lagarde. Der Euro-Wechselkurs sei aber kein geldpolitisches Ziel. Die Gemeinschaftswährung ist seit Mitte Mai zum Dollar um rund zehn Prozent gestiegen. Aktuell liegt der Kurs bei 1,1901 Dollar. Dies schmälert die Wettbewerbschancen heimischer Firmen auf dem Weltmarkt.

An der Wall Street starteten die US-Börsen indes freundlich in den neuen Handelstag. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 stiegen zur Eröffnung um jeweils ein Prozent. Anleger nutzten vorangegangen Kursverluste, um sich billiger mit Aktien einzudecken, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Zieht man die hohen Bewertungen in Betracht, kann man hier allerdings kaum von einer Schnäppchenjagd sprechen. Stattdessen ist es der pure Anlagedruck der Investoren und die Alternativlosigkeit der Aktien angesichts einer noch auf Jahre hinaus ultraexpansiven Geldpolitik der Notenbanken."

Ein Wermutstropfen seien die gemischt ausgefallenen Arbeitsmarktdaten, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe habe mit 846.000 zwar im Rahmen der Erwartungen gelegen. Die Zahl der Amerikaner, die derzeit auf Stütze angewiesen sind, sei allerdings überraschend auf 13,4 Millionen gestiegen. Dies untermauere die Einschätzung, dass sich die US-Wirtschaft nur langsam erhole. Daher ziehe der Goldpreis wieder an. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 1961,23 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Knorr-Bremse wird bei Ausblick etwas optimistischer - Corona belastet
Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse wird bei seinem Ausblick für 2020 etwas optimistischer. Demnach erwartet das Unternehmen für das laufende Geschäftsjahr nun Erlöse zwischen 5,9 und 6,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,9 Mrd) sowie eine operative Marge des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 16,5 und 17,5 Prozent (Vorjahr: 18,8 Prozent), wie der MDax -Konzern am Donnerstag in München bei der Vorlage ausführlicher Zahlen für das zweite Quartal mitteilte.

Dermapharm und Biontech schließen Kooperations- und Liefervereinbarung
Das Arzneiunternehmen Dermapharm und das Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech machen bei der Herstellung eines Covid-19-Impfstoffes gemeinsame Sache. Demnach hätten sich beide Unternehmen darauf geeinigt, dass ihre Produktionstochtergesellschaften kooperieren werden, teilte der SDax-Konzern Dermapharm am Donnerstag in Grünwald bei München mit.

Kreise: Euronext und Deutsche Börse erwägen Gebote für Borsa Italiana
Der europäische Börsenbetreiber Euronext und die Deutsche Börse erwägen Insidern zufolge Gebote für die italienische LSE-Tochter Borsa Italiana. Demnach soll Euronext möglicherweise noch in dieser Woche ein Angebot in Höhe von 3,5 bis 4 Milliarden Euro vorlegen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen berichtete.

Streit um Milliardenübernahme: LVMH will nun auch gegen Tiffany klagen
Der um die angedachte milliardenschwere Übernahme entbrannte Streit zwischen dem französischen Luxusgüterkonzern LVMH und der US-Edeljuwelierkette Tiffany weitet sich aus. Nachdem Tiffany am Mittwoch bereits angekündigt hatte, die Franzosen wegen des drohenden Platzens des Deals zu verklagt und die Übernahme vor Gericht durchzusetzen, beabsichtigt LVMH nun seinerseits eine Klage gegen die US-Amerikaner wegen schlechten Krisenmanagements in der Pandemie, wie der Konzern am Donnerstag in Paris mitteilte.

Fiat Chrysler startet geplante Kehrtwende bei Nobelmarke Maserati
Der italienisch-amerikanische Autobauer Fiat Chrysler(FCA) sieht sich beim teuren Umbau der schwächelnden Luxusmarke Maserati auf einem guten Weg. In den vergangenen 18 Monaten habe man bei Maserati einen Neuaufbau vollzogen, sagte Fiat-Chrysler-Chef Mike Manley am Donnerstag auf einer Pressekonferenz im italienischen Modena. "Kein Teil von Maserati ist dabei nicht angefasst worden", sagte Manley. Mit dem Investitionsprogramm in neue Modelle und neue Technik wie E-Antriebe und Assistenzsysteme wolle der Konzern sicherstellen, dass die Marke auch in der Zukunft noch eine Relevanz besitze.

Huawei antwortet auf US-Sanktionen mit neuen Produktankündigungen
Der chinesische Technologie-Konzern Huawei hat trotz umfassender US-Sanktionen eine Reihe von neuen Produkten angekündigt, die auch Technologie aus den USA enthalten. Huawei stellte am Donnerstag auf seiner Entwicklerkonferenz 2020 unter anderem zwei neue Notebook-Modelle, zwei Smartwatches sowie eine Neuauflage seiner drahtlosen Ohrhörer Freebuds vor. Gleichzeitig kündigte der Konzern in Dongguan eine chinesische App-Allianz an, mit der die Vermarktung von Anwendungen aus China im Ausland jenseits der App-Stores von Apple und Google gefördert werden soll.

Verdi weitet Post-Warnstreik aus - über eine Million Briefe betroffen
Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag ihre Warnstreiks ausgeweitet. In elf Bundesländern hätten Beschäftigte die Arbeit niedergelegt, sagte ein Sprecher. Nach Angaben der Post beteiligten sich bis zum Mittag rund 2100 Mitarbeiter an dem Ausstand. Die Beförderung von etwa 1,3 Millionen Briefen und 130 000 Paketen sei von dem Warnstreik betroffen. Das seien 2,4 und 2,5 Prozent der Tagesmenge. In den stärker durch die Warnstreiks betroffenen Regionen würden die verzögerten Sendungen in den Folgetagen zugestellt.

Ryanair streicht Düsseldorf aus Winterflugplan - Basis schließt
Europas größter Billigflieger Ryanair hat für die kommende Wintersaison den Airport Düsseldorf aus seinem Flugplan gestrichen. Alle Flüge von und nach Düsseldorf nach dem Ende der Sommersaison am 24. Oktober würden abgesagt, teilte Ryanair am Donnerstag mit. Die Tochtergesellschaft Laudamotion, die die Ryanair-Flüge durchführt, werde ihre Düsseldorfer Basis Ende Oktober schließen. In der Folge gingen 200 Arbeitsplätze beim Flugpersonal verloren. Betroffene Passagiere erhielten in den kommenden Tagen eine volle Rückerstattung, hieß es.

Daimlers Bussparte zieht Großauftrag in Israel an Land
Der Auto- und Nutzfahrzeugbauer Daimler hat in Israel einen großen Auftrag für die Lieferung von Bussen eingeheimst. 415 Stadt- und Überlandbusse werden an die größte private Busgesellschaft im Land namens Egged geliefert, wie die Stuttgarter am Donnerstag mitteilten. "Der Auftrag von 415 Einheiten ist einer der größten in der Geschichte unseres Unternehmens", sagte Daimler-Buschef Till Oberwörder. Die Fahrgestelle für die Busse werden im spanischen Samano produziert und dann im Land mit Aufbauten israelischer Hersteller ergänzt. Die Fahrzeuge will Daimler in diesem und dem kommenden Jahr ausliefern.

rtr/dpa-AFX/fh