Finanzwerte müssen an der Börse Federn lassen - nicht nur wegen der Übergewinnsteuer in Italien. Darum könnten die Kurse weiter unter Druck geraten.
Europaweit standen am Dienstag Bankaktien unter Druck. Auslöser ist die von der italienischen Regierung beschlossene „Übergewinnsteuer“, mit der ein Teil der Milliardengewinne der italienischen Geldhäuser in die Staatskasse umgeleitet werden soll. Das setzt nicht nur die Aktien italienischer Institute wie Unicredit (minus sieben Prozent) und Intesa (minus neun Prozent) unter Druck. Auch Deutsche Bank und Commerzbank müssen kräftig Federn lassen, obwohl die Steuer nur in Italien greifen soll. Hintergrund für die Steuerpläne: Die Banken profitieren von den gestiegenen Notenbankzinsen, fahren über gestiegene Zinseinnahmen milliardenschwere Gewinne ein. Lesen Sie dazu auch: Übergewinnsteuer für Banken in Europa: Deutsche Bank und Commerzbank-Aktien stürzen ab
Doch die Zinsparty könnte schon bald vorbei sein. Das liegt aber nicht allein an den Plänen für eine Übergewinnsteuer. Die Hauptrisiken für Bankaktien:
Risiko 1: Zinserhöhungszyklus der Notenbanken neigt sich dem Ende zu
Fed und EZB haben in beispielloser Weise innerhalb eines Jahres die Zinsen in mehreren Schritten dratstisch angehoben. Davon haben die Banken über ihr Zinsergebnis am meisten profitiert. Doch nun zeichnet sich eine Ende der Zinserhöhungen ab, auch wenn es noch ein oder zwei Zinsschritte geben könnte. Bis zu den ersten Zinssenkungen ist es noch weiter, doch das Ende der Anhebungen nimmt auch Fantasie aus den Bankaktien, denn der Trend beginnt sich umzukehren
Risiko 2: Konjunktur trübt sich ein
Die Rezessionssignale für die Wirtschaft mehren sich – in Deutschland, aber auch im Rest der Welt. Im zweiten Halbjahr könnte sich das rezessive Umfeld verschärfen, worauf verschiedene Konjunktur- und Stimmungsindikatoren hindeuten. Auch die Signale aus China zeigen eine sich verstärkende wirtschaftliche Schwächephase, statt der erwarteten kräftigen Belebung nach dem Ende der Corona-Beschränkungen. Und mit sich eintrübender Konjunktur steigen die Kreditrisiken der Banken: Die Geldhäuser müssen höhere Vorsorge für Kreditausfälle treffen, und das belastet die Ergebnisse
Risiko 3: Zinsmargen der Banken geraten unter Druck
Die Sparer schichten ihr Geld nach und nach in höher verzinste Anlagen um, gleichzeitig geht die Kreditnachfrage konjunkturbedingt weiter zurück. Das betrifft insbesondere auch den unter Druck geratenen Immobiliensektor: Folge: Die Banken können die zuletzt stark gestiegenen Zinsmargen von heute nicht einfach fortschreiben, sondern müssen auch hier mit Rückgängen rechnen.
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Risiko 4: Die Aufsicht zieht die Zügel an
Die Aufsicht fordert von den Geldhäusern wegen gestiegener Zinsrisiken eine höhere Eigenkapitalausstattung. Seit Februar 2023 ist zudem ein antizyklischer Kapitalpuffer in Kraft, der laut Bundesbank einen Teil des aufgebauten Überschusskapitals für schlechte Zeiten konserviert.
Risiko 5: Hohe Gewinne wecken Begehrlichkeiten der Politik
Hohe Gewinne könnten nicht nur in Italien für Umverteilungs-Eingriffe der Politik sorgen. Italien könnte kein Einzelfall bleiben. Übergewinnsteuern, auch für andere Branchen wie zum Beispiel Energie, gibt es beispielsweise in Spanien oder Großbritannien. Kritikern bemängeln, dass Unternehmen, die hohe Gewinne einfahren, ohnehin schon hohe Steuern zahlen. Das Ifo-Institut beispielsweise rät von solchen Übergewinnsteuern ab.
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