Teuerungsraten in Deutschland und im Euroraum steigen erstmals seit Monaten wieder an. Commerzbank: Auch US-Inflationsrate könnte wieder anziehen. Was Sie dazu jetzt wissen sollten

Derzeit blicken Anleger mit Spannung auf die neuesten Inflationsdaten aus USA und Europa. An den Börsen wird damit gerechnet, dass die US-Notenbank Fed bereits auf ihrer März-Sitzung mit ersten Zinssenkungen beginnen könnte, falls die Inflation weiter auf dem Rückzug bleibt. Für die EZB erwarten die Märkte Zinssenkungen etwa ab Jahresmitte, zuletzt teilweise auch schon im April. Doch die Notenbanken haben auch stets betont, dass eine weiter rückläufige Inflation die Voraussetzung für Zinssenkungen ist.

Vor diesem Hintergrund sorgen die neuesten Daten aus Europa für Unruhe an den Börsen und Diskussionen unter Analysten und Volkswirten. So kletterte die Inflationsrate im Euroraum im Dezember wieder auf 2,9 (November: 2,4) Prozent, nachdem sie zuvor sieben Monate in Folge gefallen war. Auch in Deutschland ist sie im Dezember nach fünf Rückgängen in Folge erstmals wieder angestiegen – auf 3,7 Prozent, nachdem sie im November noch auf 3,2 Prozent zurückgegangen war. Zum Dezember-Anstieg trug vor allem ein Sondereffekt bei: So waren die Gaspreise für Verbraucher in Deutschland im Dezember 2022 noch kräftig gesunken, weil der Staat die Abschlagszahlungen übernommen hatte.

Inflationsgefahr – das sollten Sie nun wissen

Unter Experten lösten die Zahlen kontroverse Interpretationen aus. Während die einen die Inflation weiter auf dem Rückzug sehen, warnen andere vor

zu viel Optimismus. „Das Inflationsproblem ist noch nicht gelöst“, sagt beispielsweise Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, der im Januar einen weiteren Anstieg Rate in Deutschland erwartet. „Denn der Staat dürfte die Verbraucherpreise durch höhere CO2-Preise oder die gestiegene Mehrwertsteuer für Gaststätten um schätzungsweise 1,2 Prozent erhöhen. Am Ende dürfte sich die Inflation eher bei drei als bei zwei Prozent einpendeln, weil die Löhne kräftig steigen.“

Die US-Inflationsrate für Dezember wird am kommenden Donnerstag (11. Januar) veröffentlicht. Auch hier schließt die Commerzbank nicht aus, dass die Rate vor allem aufgrund kräftig steigender Mieten noch einmal leicht ansteigen könnte – von 3,1 Prozent im November auf 3,2 Prozent im Dezember. Tendenziell sollten die Daten aber bestätigten, dass der Inflationsdruck weiter abnehme, wenngleich kein klares Signal zu erwarten sei, dass dies rasch geschehe, heißt es bei den Commerzbank-Experten.

Derweil rechnen die Finanzmärkte schon fast sicher mit ersten Zinssenkungen der US-Notenbank Fed im Frühjahr. Laut dem Fedwatch-Tool der US-Terminbörse CME wird die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung auf der März-Sitzung der Fed derzeit auf 66 Prozent taxiert. Für die Mai-Sitzung liegt die Wahrscheinlichkeit bei 91 Prozent (Stand der Prognosen: 5. Januar). Die jüngsten Inflationsdaten haben allerdings die Zinssenkungsspekulationen etwas gedämpft. So lagt die CME-Erwartung für Zinssenkungen der Fed im März am Vortag (4. Januar) noch bei über 70 Prozent.

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