Silberpreis: Profis wieder optimistischer
· Börse Online RedaktionEinmal pro Woche verfolgen Silberfans gebannt den Bericht über die aktuelle Stimmung an der Terminbörse Commodity Exchange, wo der Silberpreis maßgeblich beeinflusst wird. Hier erfahren sie, welche Stimmungstendenzen bei Silber-Futures auf Wochensicht zu beobachten waren. So zeigt zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) an, ob das allgemeine Interesse an Silber-Futures auf Wochensicht zugenommen oder eher abgenommen hat. Wichtig zu wissen: Ein Terminkontrakt auf Silber repräsentiert papiermäßig den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber. Beim Commitments of Traders-Report interessieren sich Anleger erfahrungsgemäß aber vor allem dafür, welche Transaktionen unter den verschiedenen Gruppen von Marktakteuren im Berichtszeitraum zu beobachten waren. Daraus lässt sich dann ein besseres Bild über die aktuelle Stimmungslage unter den kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), den Großspekulanten (Non-Commercials) und den Kleinspekulanten (Non-Reportables) ableiten und man erfährt dadurch, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
Von Mitte November bis Mitte Dezember gab es bei großen Terminspekulanten (Non-Commercials) eine heftige Verkaufswelle zu beobachten. Bis zum 19. Dezember hat diese besonders wichtige Gruppe von Marktakteuren innerhalb von fünf Wochen mehr als 20.000 Silber-Futures verkauft und zugleich ihr Short-Exposure um 46.000 Kontrakte nach oben gefahren, was bei deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) zu einer regelrechten Implosion von 69.200 auf 2.500 Futures (-96,4 Prozent) geführt hat. In der Woche zum 26. Dezember drehte die Stimmung der Großspekulanten jedoch wieder, was sich bei der Netto-Long-Position in einem kräftigen Anstieg von 2.500 auf 4.600 Futures (+84,0 Prozent) niedergeschlagen hat. Fazit: Das Schlimmste scheint erst einmal überstanden zu sein.
Besonders interessant: Kleine Terminspekulanten sind seit Mitte November deutlich optimistischer geworden. Sie haben ihre Netto-Long-Position - bedingt durch ein kräftiges Aufstocken der Long-Seite (plus 4.600 Kontrakte) - per Saldo von 11.300 auf 16.100 Futures (+42,5 Prozent) deutlich nach oben gefahren. Sie drehen an den Terminmärkten zwar nicht "das ganz große Rad", sind in der Vergangenheit aber immer wieder durch ihre gegenüber den Großspekulanten konträren Marktmeinung aufgefallen. Im Dezember dürften sie dank der kräftigen Erholung des Silberpreises mit ihrer Einschätzung einen relativ guten Schnitt gemacht haben.
Auf Seite 2: Silber - 200-Tage-Linie in Reichweite
Bei Silber war im Dezember das Verteidigen der massiven Unterstützung unterhalb von 16 Dollar besonders wichtig. Seit dem Frühjahr 2016 drehte hier das Edelmetall mittlerweile viermal nach oben und bescherte dem Silberpreis nachfolgend Wertsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich. In der Spitze war im Sommer 2016 sogar ein Plus von 28 Prozent erzielt worden. Der im Dezember zu beobachtende Rebound in Richtung 17 Dollar hat somit die charttechnische Spannung deutlich erhöht.
Nunmehr befindet sich der Silberpreis nur noch knapp unter der mittelfristigen 100-Tage- sowie der langfristigen 200-Tage-Linie. Ein nachhaltiges Überwinden wäre aus charttechnischer Sicht mit einem zweifachen Kaufsignal verbunden. Zusätzliches Kaufinteresse könnte entstehen, wenn beide Durchschnittslinien vom Seitwärts- in den Aufwärtsmodus wechseln sollten. In der Chartlehre wird ein solches Szenario nämlich als Trendwechselsignal interpretiert. Doch derzeit sind nicht alle charttechnischen Indikatoren positiv zu sehen. Oberhalb von 17 Dollar wachsen nämlich die charttechnischen Widerstände. Die nächsten Hürden könnten dann bei 18 Dollar und 20 Dollar den Aufwärtsdrang von Silber bremsen bzw. beenden. Nun dürfen Anleger aber erst einmal auf weitere Gewinne hoffen, schließlich entwickelte sich das Edelmetall in den vergangenen vier Jahren zum Jahresstart stets besonders erfreulich.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.