(neu: Aussagen aus Analystenkonferenz zu Kohleausstieg, Details zu Segmenten, aktualisierte Aktienreaktion)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE
Positiver Treiber bei RWE war der Energiehandel. Dieser gehört zum Kerngeschäft, zu dem der Konzern außerdem die Segmente Off- und Onshore von Wind und Solar sowie Wasser, Biomasse und Gas zählt. Während im vergangenen Jahr wegen der Corona-Krise weniger Strom benötigt wurde, stiegen die Erzeugungsmengen nun deutlich. Zudem setzte RWE höhere Preise durch. Entsprechend kräftig stieg der Umsatz im Energiehandel.
Auch das Teilsegment Onshore Wind und Solar erholte sich weiter und erreichte wieder einen operativen Gewinn. Hier hatte vor allem das Extremwetter in Texas zu Jahresanfang zu hohen Einmalbelastungen im ersten Quartal geführt und das Ergebnis verhagelt. Außerdem bietet 2021 eher schwache Wetterbedingungen für Windenergie, nachdem 2020 überdurchschnittlich günstig war. Nach neun Monaten steht bei RWE deshalb nun immer noch ein Ergebnisrückgang im gesamten Kerngeschäft von elf Prozent zu Buche.
Der Konzern profitierte unterdessen von einer verbesserten Marge in der Erzeugung von Strom aus Kohle und Kernenergie. Dieses Segment zählt nicht zum Kerngeschäft von RWE und machte in den ersten neun Monaten rund 30 Prozent des operativen Ergebnisses aus.
Finanzchef Michael Müller wollte sich in einer Telefonkonferenz mit Analysten nicht zu den Auswirkungen eines möglichen früheren Kohleausstiegs äußern, wie er in den vergangenen Wochen immer wieder in der Politik diskutiert wurde. Man müsse die weitere Entwicklung abwarten, dann werde es Gespräche geben, sagte er. Es sei noch zu früh für Spekulationen. Unter anderem hatte NRW-Regierungschef Hendrik Wüst gesagt, dass sein Bundesland zu einem Ausstieg aus der Kohle auch schon 2030 bereit sei. Er wolle "alles dafür tun, dass uns das gelingt". Der bisher geltende Kohlekompromiss sieht einen Ausstieg erst bis zum Jahr 2038 vor.
Der Überschuss stieg vor allem dank der deutlich höheren Bewertung von Absicherungsgeschäften gegen Preisrisiken und Vorräten um rund drei Viertel auf 2,8 Milliarden Euro. Bereinigt um die Sondereffekte - und damit im operativen Geschäft - blieb in den ersten neun Monaten unter dem Strich ein Gewinn von einer Milliarde und damit 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Gesamtjahr soll dieses Ergebnis 1,05 bis 1,4 Milliarden Euro erreichen. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) peilt das Management 3 bis 3,4 Milliarden Euro an.
Aus Sicht von Jefferies-Analyst Ahmed Farman hat der Konzern die Erwartungen im dritten Quartal "durch die Bank übertroffen". Das zeigte sich auch im Aktienkurs. Zum Handelsstart legten die Papiere bis zu knapp drei Prozent zu. Das Niveau konnte die Aktie aber nicht lange halten, der Kurs rutschte zwischenzeitlich ins Minus. Zuletzt stand er mit 0,82 Prozent im Plus bei 32,33 Euro.
Der RWE-Kurs bewegt sich seit einiger Zeit in einer Spanne zwischen 30 und 35 Euro, nachdem er im Januar noch auf ein Mehrjahreshoch von 38,65 Euro geklettert war. Mit einem Kursverlust von knapp sieben Prozent seit Ende 2020 zählt die Aktie im bisherigen Jahresverlauf zu den größten Verlierern im Dax, der seitdem rund 17 Prozent zugelegt hat. 2020 hatte das Papier mit einem Plus von 26 Prozent den Leitindex und die meisten anderen Standardwerte übertroffen.
Für John Musk von der kanadischen Bank RBC steht nun der Kapitalmarkt-Tag des Konzerns im Blick. Diesen will RWE an diesem Montag (15. November) abhalten und weitere Details zur neuen Strategie vorlegen. Experten erwarten die Bekanntgabe längerfristiger Finanzziele sowie Prognosen für das Wachstum der Kapazitäten bei den Erneuerbaren Energien. Adam Dickens von der britischen Investmentbank HSBC sieht den Kapitalmarkttag als Gelegenheit für das RWE-Management, eine Wachstumsstory basierend auf finanzieller Stärke und Disziplin aufzuzeigen. Dies könnte seiner Meinung nach auch die Stimmung gegenüber der Aktie aufhellen./lew/stw/zb
Quelle: dpa-Afx