(neu: Analysten, Zitate aus der Bilanz-PK, Aktienkurs aktualisiert)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE
Infolge des extremen Winterwetters im US-Bundesstaat Texas mit Winterstürmen und Eisregen waren Windkraftanlagen teilweise ausgefallen. "Wir hatten Strom zum Teil schon auf Termin verkauft", erläuterte Finanzvorstand Markus Krebber in einer Telefonkonferenz vor Journalisten. Deshalb musste RWE kurzfristig Strom zu extrem hohen Preisen zukaufen. "Die dadurch entstandenen Verluste summieren sich nach aktuellem Kenntnisstand auf etwas über 400 Millionen Euro", erläuterte Konzernchef Rolf Martin Schmitz. Eine konkrete Höhe der entstandenen Kosten war bisher nicht bekannt. Im Februar hatte es geheißen, RWE von einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag aus.
Analysten zeigten sich vom Ausblick auf 2021 nicht sonderlich überrascht. Vincent Ayral von der US-Bank JPMorgan schätzt jedoch, dass die entstandenen Verluste durch den Wintereinbruch in Texas noch etwas höher ausfallen könnten. Jefferies-Analyst Ahmed Farman schrieb, die Konzernprognose liege bereinigt um die negativen Auswirkungen des widrigen Wetters in Texas im Rahmen der Konsenserwartungen.
RWE stellt für das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) einen Rückgang auf 2,65 bis 3,05 Milliarden Euro in Aussicht. Beim bereinigten Ebit geht das Management von 1,15 bis 1,55 Milliarden Euro aus.
Die Dividende will der Konzern wegen der guten Finanzlage im laufenden Jahr allerdings erhöhen: Die Aktionäre sollen für 2021 je Aktie 90 Cent und damit etwas mehr als zuletzt erhalten. "Unsere Finanzlage hat sich 2020 weiter verbessert", erklärte Finanzchef Krebber. Das liege an einem starken operativen Geschäft aber auch an der getätigten Kapitalerhöhung.
Das abgelaufene Geschäftsjahr hatte RWE besser beendet als vom Unternehmen zunächst erwartet. Vor allem der Energiehandel hatte zum Jahresende noch mal Fahrt aufgenommen. Wie RWE bereits mit den vorläufigen Zahlen Anfang Februar mitgeteilt hatte, lag das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Jahr 2020 bei 3,2 Milliarden Euro. Das Management hatte zuvor mit maximal 3 Milliarden Euro gerechnet. So viel hatte der Konzern ein Jahr zuvor auf Proforma-Basis erzielt.
Das bereinigte Ebit stieg auf 1,8 Milliarden Euro. Das lag ebenfalls über den Unternehmenserwartungen von höchstens 1,5 Milliarden Euro, nach ebenfalls 1,5 Milliarden Euro 2019 auf pro Forma Basis. Auch beim Gewinn lief es für RWE 2020 mit 1,2 Milliarden Euro deutlich besser als gedacht. Eine Vergleichszahl für das Vorjahr liegt allerdings nicht vor. RWE vergleicht die Ergebnisse mit Pro-Forma-Zahlen weil sich die Struktur des Konzerns nach dem Deal mit Eon und der Zerschlagung der früheren Tochter Innogy verändert hatte.
"Corona trifft RWE so gut wie gar nicht", erläuterte Konzernchef Schmitz während seiner letzten Bilanzpressekonferenz. Schmitz gibt Ende April den Vorstandsvorsitz an Finanzchef Krebber ab. Dieser räumte ein: Coronabedingt habe sich die Inbetriebnahme einiger Anlagen und damit auch das erwartete Hochlaufen des Ergebnisses verzögert.
Im vergangenen Jahr stand für RWE auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien im Fokus. Bis Ende 2022 will das Unternehmen sein Portfolio an Windkraft- und Solaranlagen von über 9 Gigawatt (GW) auf mehr als 13 GW erweitern, erklärte RWE. Gleichzeitig schreite der Ausstieg aus der Kohle konstant voran./knd/tav/zb
Quelle: dpa-Afx