MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der TÜV Süd hat keine sicherheitstechnischen Bedenken gegen einen Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Isar 2 über das Jahresende hinaus. Auch eine Wiederinbetriebnahme des Blocks C in Gundremmingen sei "aus technischer Sicht möglich", heißt es in einem vom bayerischen Umweltministerium in Auftrag gegebenen Gutachten, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das Schreiben stammt vom 14. April, wurde aber erst jetzt bekannt. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) liebäugelt angesichts der hohen Energiepreise mit einer kurzfristigen Laufzeitverlängerung, von anderer Seite wird sie abgelehnt.
In dem siebenseitigen Schreiben des TÜV Süd gehen die Experten davon aus, dass der Weiterbetrieb beziehungsweise die Wiederaufnahme des Betriebs für einige Monate mit bereits vorhandenen Brennelementen möglich wäre. Für Isar 2, das eigentlich zum Jahresende vom Netz gehen soll, sehen sie dabei Potenzial, bis August 2023 zusätzlich 5160 Gigawattstunden Strom zu produzieren. In Gundremmingen sei es aus Sicht des TÜV Süd "plausibel", mit vorhandenen Brennelementen einen Reaktorkern zusammenzustellen, der für etwa 6 Monate laufen und 4900 Gigawattstunden Strom erzeugen könnte. Zum Vergleich: Zusammen wären das etwa 2,4 Prozent des vergangenen Jahres in ganz Deutschland ausgelieferten Stroms.
Für Isar 2 wäre laut TÜV Süd sogar eine Nachbestellung von Brennelementen binnen 12 Monaten möglich - das wäre noch rechtzeitig vor dem Ende der als möglich eingeschätzten Stromproduktion bis Ende August 2023. Auf Bundesebene haben sich Wirtschafts- und Umweltministerium sowie Kanzler Olaf Scholz (SPD) bereits gegen längere Laufzeiten für Kernkraftwerke ausgesprochen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat sich dagegen zuletzt offen für eine Debatte über Laufzeitverlängerungen gezeigt.
Von Preussenelektra, dem Betreiber von Isar 2, der 75 Prozent am Kraftwerk hält, hieß es, man wolle sich nicht mehr zur andauernden Debatte äußern. Man habe aber "in den vergangenen Wochen klargemacht, dass ein Weiterbetrieb von Isar 2 möglich wäre, wenn unser Kraftwerk gebraucht würde". Preussenelektra gehört zum Energiekonzern Eon
Quelle: dpa-Afx