LONDON/EXETER (dpa-AFX) - Die Sonne dürfte britischen Wissenschaftlern zufolge noch vor 2050 zur weltweit wichtigsten Energiequelle werden. Das geht aus einer Analyse technologischer und ökonomischer Daten der Universität Exeter und des University College London hervor, die in dieser Woche im Fachmagazin "Nature Communications" veröffentlicht wurde.
Demnach hat dieser Energiesektor womöglich einen Wendepunkt erreicht, bei dem ein sich selbst verstärkender "Positiv-Kreislauf" in Gang gesetzt wurde zwischen dem Einsatz von Solartechnologie und dem Lernprozess von Unternehmen, diese günstiger zu machen. Der Weg der Solarenergie zur wichtigsten Energiequelle sei demnach auch ohne die Unterstützung durch eine ehrgeizigere Klimapolitik vorgezeichnet.
"Der Fortschritt der erneuerbaren Energien hat zur Folge, dass von fossilen Brennstoffen dominierte Projektionen nicht mehr realistisch sind", sagte die beteiligte Forscherin Femke Nijsse von der Universität Exeter einer Mitteilung der Uni zufolge. Es gebe die wachsende Überzeugung, dass die drastisch gesunkenen Kosten bei den erneuerbaren Energien die Kohlenstoffreduktion in Entwicklungsländern sehr erleichtern werde, heißt es in der Mitteilung.
Die Wissenschaftler identifizierten jedoch auch vier Bereiche, die den Übergang zur Dominanz der Solarenergie hemmen könnten. Das sei die Verfügbarkeit stabiler Stromnetze, die Finanzierung von Solarenergie in Entwicklungsländern, die Kapazitäten von Lieferketten und politischer Widerstand in Regionen mit Jobverlusten.
Regierungen sollten sich daher weniger auf den Umstieg auf Solarenergie selbst, als darauf konzentrieren, diese vier Hemmnisse zu beseitigen, empfehlen die Forscher. Dazu gehöre, die Energieversorgung sicherzustellen, wenn die Sonne nicht scheine, beispielsweise durch Windkraft und Übertragungsleitungen zwischen Regionen.
Insbesondere afrikanische Länder bräuchten zudem Zugang zu Finanzmitteln, um die Umstellung auf Solarenergie zu bewältigen. Die Lieferketten, besonders für kritische Rohstoffe wie Lithium und Kupfer, die zur Herstellung von Batterien gebraucht würden, müssten gestärkt werden. Zudem müssten der Verlust von Arbeitsplätzen in der fossilen Brennstoffindustrie und daran anschließenden Industriezweigen, von denen der Lebensunterhalt von schätzungsweise weltweit 13 Millionen Menschen abhänge, abgefedert werden./cmy/DP/zb
Quelle: dpa-Afx