Adidas-Chef Herbert Hainer krönt seine letzte Jahresbilanz mit unerwartet starkem Wachstum. Weil Fußballausrüstungen und Sportmode der Marke mit den drei Streifen sich noch besser verkauften als geplant, übertrafen Umsatz und Gewinn 2015 mit Zuwächsen im zweistelligen Prozentbereich die selbstgesteckten Ziele. "Wir sind gut in Form", sagte Hainer, der die Prognose erst im November angehoben hatte, am Donnerstag. Angesichts der Fußball-Europa-Meisterschaft in Frankreich und der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro erwartet er im Rennen mit Weltmarktführer Nike auch 2016 zweistelliges Wachstum - mehr als bisher angekündigt.

An der Börse kamen die Zahlen gut an. Die Adidas-Aktie war mit einem Plus von einem Prozent der einzige Gewinner im Leitindex Dax. Dass Adidas bereits im Februar seine Prognose für 2016 erhöhe, sei ein positives Signal, kommentierte Branchenexperte Mark Josefson vom Bankhaus Equinet. Seit Jahresbeginn stemmt sich der Titel gegen den Abwärtstrend des Dax und schlug sich auch besser als die Aktie des Erzrivalen Nike.

Nun kann Hainer hoffen, auch die letzten Monate seiner gut 15-jährigen Karriere als Vorstandschef als Wachstumsgeschichte zu präsentieren. Dabei hatte der heute 61-Jährige wegen Problemen in Russland und den USA in den vergangenen Jahren mehrfach die Erwartungen der Aktionäre enttäuscht. Hainer übergibt im Oktober den Stab an den acht Jahre jüngeren Henkel -Chef Kasper Rorsted.

WIRTSCHAFTSKRISEN IN RUSSLAND UND BRASILIEN BREMSEN ADIDAS



Der Umsatz stieg im abgelaufenen Jahr operativ um zehn Prozent auf 16,9 Milliarden Euro. Getrieben wurde das Wachstum von guten Geschäften in Westeuropa, Lateinamerika, China und weiteren Ländern in Asien und Nahost. Zusätzlich profitierte Europas größter Sportausrüster vom starken Dollar, so dass die Erlöse effektiv sogar um 16 Prozent zulegten. In Aussicht gestellt hatte Hainer zuletzt ein Umsatzplus im hohen einstelligen Prozentbereich. Der Gewinn legte um zwölf Prozent auf 720 Millionen Euro zu, angekündigt waren zehn Prozent. Herausgerechnet hat Adidas sowohl bei der Prognose als auch beim veröffentlichten Gewinn den Verkauf der Schuhmarke Rockport im vergangenen Jahr sowie Belastungen in Russland und Lateinamerika.

Beide Regionen zählen zu den Sorgenkindern des Herzogenauracher Konzerns. Wegen der Wirtschaftskrisen in Russland und Brasilien schreibt Adidas dort erneut Firmenwerte ab. Dadurch wird der Gewinn um 34 Millionen Euro geschmälert. Eine Baustelle bleibt auch das US-Geschäft, wo die Golfsparte wegen verpasster Trends sogar zum Sanierungsfall wurde. Im weltweit größten Sportartikelmarkt hatte Adidas nach mehreren vergeblichen Angriffen auf den Platzhirschen Nike zuletzt aber Hoffnungszeichen ausgemacht. Nun wuchs die aus den USA stammende Fitnessmarke Reebok das elfte Quartal in Folge, blieb allerdings mit einem Umsatzplus von sechs Prozent im Gesamtjahr unter dem Konzerndurchschnitt.

STARKER DOLLAR MACHT ADIDAS ZU SCHAFFEN



Verschärften Gegenwind erwartet Adidas durch den starken Dollar. Nachdem die Kursentwicklung sich im vergangenen Jahr noch überwiegend positiv auf der Erlösseite niederschlug, steigen nun zunehmend die Ausgaben, da der Dollar auch die wichtigste Einkaufswährung der Branche ist. Auch die Lohnkosten klettern. Hainer ließ deshalb trotz der Wachstumspläne offen, ob der Konzern im laufenden Jahr profitabler wirtschaften kann als bisher. Die operative Rendite werde 2016 "mindestens stabil" bleiben, erklärte Adidas. Die Bruttomarge, eine wichtige Kennziffer der Branche, werde sogar sinken. Um das Wachstum voranzutreiben, steigerte Adidas 2015 seine Marketingausgaben um ein Fünftel. Endgültige Zahlen will Hainer zur Bilanzpressekonferenz am 3. März vorlegen.

Reuters