Der anhaltend geringe Preisanstieg in der Euro-Zone stützte die Spekulationen auf eine Ausweitung und Verlängerung der milliardenschweren Anleihekäufe durch die EZB. Zudem könnte die Notenbank den Einlagezins für Banken, der schon bei minus 0,2 Prozent liegt, tiefer in den negativen Bereich drücken. Doch sei das Enttäuschungspotenzial hoch, warnte Henke. "EZB-Chef Mario Draghi muss am morgigen Donnerstag sehr viel tun, um die Märkte nicht zu enttäuschen", stimmte Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets, zu.
Die Aussicht auf eine noch größere Euro-Schwemme hat den Dax in den letzten drei Monaten schon um rund zwölf Prozent in die Höhe getrieben. Der Euro notiert bei rund 1,06 Dollar und damit in Reichweite seines Mitte März erreichten Zwölf-Jahres-Tiefs von 1,0456 Dollar. Der im Gegenzug hohe Dollar macht dagegen den US-Unternehmen zu schaffen, so dass einige Konjunkturdaten zuletzt enttäuscht hatten. Dennoch gehen die meisten Anleger davon aus, dass die Fed schon in Kürze erstmals seit 2006 die Zinsen anheben wird.
Grund dafür ist die bessere Lage am Arbeitsmarkt, von der die Fed eine Zinswende abhängig gemacht hat. So wuchs die Zahl der Stellen in der US-Privatwirtschaft dem Dienstleister ADP stärker als erwartet. Das gilt als gutes Omen für die am Freitag anstehenden amtlichen Arbeitsmarkt-Daten. Doch bleibe die Nervosität hoch, sagten Händler. Die US-Futures signalisierten für die Eröffnung kaum veränderte Kurse.
VW WIEDER IM RÜCKWÄRTSGANG
Kasse machten die Anleger erneut bei VW, nachdem der Autobauer am Vortag einen Einbruch bei den US-Verkäufen gemeldet hatte. Zudem senkte die US-Ratingagentur ihre Bonitäts-Note. Laut Insidern hat sich VW mit mehreren Banken auf einen milliardenschweren Überbrückungskredit geeinigt, um die Kosten des Skandals abzufedern. Die Aktien verloren 4,6 Prozent. Zuletzt hatten laut Händlern vor allem Hedgefonds die Titel gekauft, die in den vergangenen fünf Handelstagen über zwölf Prozent zugelegt hatten.
Gewinnmitnahmen drückten bis zum Mittag die Aktien von RWE um 1,4 Prozent ins Minus. Die Aussicht auf eine Aufspaltung des Traditionskonzerns hatte am Vortag die Titel um fast 17 Prozent emporschnellen lassen. Allerdings stießen die Pläne bei Analysten auf ein geteiltes Echo, so dass Händler mit größeren Schwankungen rechneten.
Auf Talfahrt blieben nach dem 14-prozentigen Kurssturz vom Vortag im Sog einer Prognose-Senkung Linde, die weitere 2,7 Prozent einbüßten. Zu den Schlusslichtern im Dax zählten auch K+S mit einem Abschlag von rund vier Prozent. Die Analysten der HSBC hatten die jüngste Kursrally wegen Übernahmegerüchten für übertrieben gehalten.
Reuters