Auch 2015 wird das klassische Geschäft mit der Stromerzeugung wenig Freude machen. Der Ausbau des Ökostroms und die Überkapazitäten an Kraftwerken haben die Strom-Großhandelspreise auf den tiefsten Stand seit Jahren purzeln lassen. E.ON droht wegen hoher Abschreibungen sogar ein Rekordminus von mehreren Milliarden Euro.

Schon im vergangenen Jahr präsentierte RWE-Chef Terium bei der Bilanz-Pressekonferenz einen Nettoverlust von 2,8 Milliarden Euro. Dies war der höchste Fehlbetrag eines börsennotierten deutschen Energiekonzerns überhaupt. Ursache waren hohe Abschreibungen auf die Kraftwerke. 2014 könnte es unter dem Strich zwar zu einem Gewinn von rund einer Milliarde Euro reichen, schätzen Analysten. Das operative Ergebnis dürfte aber um 25 Prozent auf 4.04 Milliarden Euro fallen. Die Dividende soll nach Reuters-Informationen erneut bei einem Euro liegen.

2015 kommt den Essenern der Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea an eine russische Investorengruppe für 5,1 Milliarden Euro zugute. Allerdings fällt mit Dea auch einer der wenigen Gewinnbringer ab. 2013 hatte die Tochter mit rund 500 Millionen Euro ein Zehntel des Betriebsergebnisses gestemmt. Terium setzt auf das Netz-, Vertriebs- und Handelsgeschäft sowie Energiedienstleistungen. Die Zahlen für das abgelaufene Jahr legt er am 10. März vor.

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E.ON DROHT REKORDVERLUST - WAS WIRD AUS TEYSSEN?

Während Terium gerade eine Vertragsverlängerung bis 2021 bekommen hat, ist die Zukunft von E.ON -Chef Johannes Teyssen offen. Ob und welche Rolle der 55-Jährige nach der für 2016 geplanten Aufspaltung des Konzerns in einen Versorger mit Atom- und Kohlekraftwerken und einen anderen für das Ökostromgeschäft hat, ist offen. Teyssen führt seit 2010 den Konzern. Die E.ON-Vorstände Leonhard Birnbaum und Klaus Schäfer werden für die Führung der künftigen Unternehmen gehandelt. Die künftigen Posten dürften bei der Bilanzvorlage am 11. März aber noch nicht verteilt werden.

Was den Nettoverlust im Geschäftsjahr betrifft, könnte Teyssen diesmal von Terium die "Rote Laterne" für den letztplatzierten Versorger übernehmen. Der Preisverfall beim Strom macht auch den Düsseldorfern zu schaffen. Im Russlandgeschäft kommt wegen der Rubelschwäche in Euro weniger an. Das mit über einer Milliarde Euro aufgebaute Brasiliengeschäft läuft ohnehin nicht. In der Ökostromsparte sieht es zwar besser aus, jedoch kann dies die Einbußen nicht wettmachen.

Bereits nach neun Monaten hatte E.ON einen Nettoverlust von 835 Millionen Euro eingefahren. Ende November hieß es, das Management rechne mit einem "erheblichen Konzernfehlbetrag" im gesamten Geschäftsjahr. Zu den bereits in den ersten neun Monaten ausgewiesenen Wertberichtigungen von 700 Millionen Euro kämen nochmal Abschreibungen von 4,5 Milliarden Euro hinzu. Laut "Handelsblatt" hat E.ON 2014 unter dem Strich einen Verlust von rund 3 Milliarden Euro verbucht. Von Reuters befragte Analysten rechnen mit 3,26 Milliarden Euro.

Das vom Konzern stets hervorgehobene und für die Dividende entscheidende nachhaltige Nettoergebnis - also bereinigt um außergewöhnliche Effekte wie Abschreibungen und einmalige Sonderbelastungen - soll nach den Berechnungen der Experten bei 1,67 Milliarden Euro liegen. Die Dividende hat E.ON bereits festgelegt. Sie soll sowohl für 2014 als auch für 2015 bei 50 Cent je Aktie liegen. Für 2013 waren es 60 Cent gewesen, für 2012 hatte der Konzern noch 1,10 Euro gezahlt.

Reuters