Der DAX hat am Freitag seinen Rekordlauf fortgesetzt. Neue Höchststände erreichten zudem der MDax und der SDax. Die steigenden Zahlen der Neuansteckungen mit dem Coronavirus gerieten bei den Anlegern in den Hintergrund. Dafür rückte die Bilanzsaison verstärkt in den Fokus der Aktionäre.
Das Coronavirus hinterlässt nach Einschätzung von Experten Spuren in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Im ersten Quartal dürfte das Wachstum nur noch bei 4,5 Prozent liegen und damit so gering ausfallen wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Das geht aus einer Reuters-Umfrage unter 40 Ökonomen weltweit hervor.
Der Euro fiel zeitweise auf ein Drei-Jahres-Tief von 1,0826 Dollar. Zum Schweizer Franken notierte er mit 1,0607 Franken auf dem niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren. Einen Hauptgrund für die Kursverluste sieht Commerzbank-Analystin Antje Praefcke in der schwächelnden europäischen Konjunktur. Diese leiste Spekulationen auf eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) Vorschub. "Zumal die USA mit eher freundlichen Daten punkten können, zuletzt sogar mit einer wieder steigenden Inflationsrate." In Deutschland stagnierte die Wirtschaft wegen sinkender Exporte zum Jahresende 2019. "Die Aussichten für 2020 sind alles andere als gut", sagte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der LBBW.
Als stärkster DAX-Wert ging MTU gefolgt von Vonovia und RWE ins Wochenende. Die Aktien von Wirecard gaben 2,3 Prozent nach und lagen damit am DAX-Ende. Nach einem Gewinnsprung im vergangenen Jahr verspricht der Zahlungsdienstleister weitere Zuwächse und bestätigte seine Prognose. In der Vergangenheit hat Wirecard seine Gewinn- und Umsatzprognosen mehrfach im Jahr erhöht. Analysten schließen nicht aus, dass Wirecard auch im Laufe von 2020 optimistischer wird.
Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war
Wirecard wächst unbeirrt weiter - Keine Aussagen zu Sonderprüfung
Der Online-Shoppingboom hält den Zahlungsdienstleister Wirecard trotz der massiven Vorwürfe rund um seine Bilanzierung auch weiter in der Wachstumsspur. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres machte der Dax-Konzern sogar überraschend viel Tempo und schlug die Erwartungen von Experten deutlich. Wirecard-Chef Markus Braun sprach von einem starken Ergebnis. "Es ist vor allem ein sehr deutlicher Beleg für die nachhaltige Ertragsstärke unseres Geschäftsmodells", sagte der Manager am Freitag. Aussagen zur laufenden Sonderprüfung der Bücher vermied er jedoch.
Amazon-Klage: Gericht stoppt Pentagon-Auftrag an Microsoft vorläufig
Der Cloud-Großauftrag des US-Verteidigungsministeriums an Microsoft ist aufgrund der Klage des Mitbewerbers Amazon vorläufig gestoppt worden. Das zuständige Gericht gab einem Antrag von Amazon auf eine einstweilige Verfügung am Donnerstag statt. Wegen der Vergabe des zehn Milliarden Dollar schweren Auftrags an Microsoft läuft schon seit Monaten ein erbitterter Streit zwischen dem Amazon-Konzern des laut "Forbes" reichsten Menschen der Welt, Jeff Bezos, und der US-Regierung.
Kreise: Kone erhöht Gebot für Aufzugsparte von Thyssenkrupp
Der finnische Aufzughersteller Kone hat im Bieterkampf um die Fahrstuhlsparte von Thyssenkrupp Kreisen zufolge sein Gebot erhöht. Es liege nun bei mehr als 17 Milliarden Euro, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die drei anderen jeweils von Finanzinvestoren angeführten Bietergruppen böten jeweils fast 16 Milliarden Euro.
IPO: Medienkonzern Vivendi plant Börsengang seiner Musiksparte
Der französische Medienkonzern Vivendi plant einen Börsengang seiner profitablen Musiksparte Universal Music Group (UMG). Der IPO sei für Anfang 2023 angedacht, teilte das Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage der Jahresbilanz in Paris mit. Der Börsengang würde dem geplanten Verkauf von bis zu 20 Prozent der UMG-Anteile an den chinesischen Internetkonzern Tencent folgen. Weitere Informationen zu den Plänen teilte Vivendi zunächst nicht mit.
VW-Dieselkunden sollen trotz geplatzten Vergleichs Geld bekommen
Volkswagen will den klagenden Dieselkunden trotz des geplatzten Vergleichsverfahrens mit Verbraucherschützern eine Entschädigung zahlen. Die bereits ausgehandelten 830 Millionen Euro sollen "auch ohne die Unterstützung des Verbraucherzentrale-Bundesverbands" angeboten werden, teilte das Unternehmen nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung am Freitag mit. Über den Schritt des Konzerns hatte zuvor auch das digitale Wirtschaftsmagazin "Business Insider" berichtet.
Britische Bank RBS vor Namenswechsel - Geschäft unter Druck
Die auch mehr als ein Jahrzehnt nach der Weltfinanzkrise noch verstaatlichte Royal Bank of Scotland will ihre turbulente Vergangenheit mit einem Namenswechsel hinter sich lassen. Im Jahresverlauf soll der Name in NatWest Group geändert werden, wie das britische Geldhaus am Freitag mitteilte. Damit wird die RBS den Namen der im Jahr 2000 gekauften National Westminster Bank, kurz NatWest annehmen. Die erst seit November amtierende RBS-Chefin Alison Rose will damit den Umbau der Bank auch nach außen sichtbar machen.
Volkswagen-Auslieferungen in China brechen ein
Der Ausbruch des Coronavirus und das in diesem Jahr frühere chinesische Neujahrsfest haben die Verkäufe des Autobauers Volkswagen im Januar deutlich belastet. In China, dem wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns, brachen die Auslieferungen aller Marken an Kunden im Vorjahresvergleich um 11,3 Prozent auf 343 400 Fahrzeuge ein, wie der Konzern am Freitag in Wolfsburg mitteilte. Weltweit sorgte das für einen Rückgang der Verkäufe um 5,2 Prozent auf 836 800 Fahrzeuge. China steht für gut 40 Prozent der Auslieferungen auf Konzernebene.
Pharmakonzern Astrazeneca rechnet mit Dämpfer wegen Coronavirus
Der britische Pharmakonzern Astrazeneca rechnet wegen des Coronavirus mit negativen Folgen für sein Geschäft in China im laufenden Jahr. Der aktuelle vorsichtige Ausblick auf das laufende Jahr sorgt für wenig Freude bei den Analysten. Die Aktie steht im Vormittagshandel deutlich unter Druck und verlor zeitweise über sechs Prozent. Zudem haben die Ergebnisse zum vierten Quartal am Markt für Enttäuschung gesorgt.
Großaktionär Marzotto erhöht Anteil an Hugo Boss
Der italienische Großaktionär Marzotto hat seinen Anteil am Modekonzern Hugo Boss kräftig aufgestockt. Per 7. Februar erhöhten die Italiener über ihre Zignago Holding ihre Beteiligung auf mehr als 15 Prozent, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Stimmrechtsmitteilung hervorgeht. Zuvor hatte sie bei gut 10 Prozent gelegen. Marzotto ist der einzige Großaktionär bei Hugo Boss, der Rest der Aktien befindet sich im Streubesitz.
Rodungen auf Tesla-Gelände sollen bis Ende Februar abgeschlossen sein
Die Rodung des Waldes auf dem Tesla-Gelände in Grünheide bei Berlin wird voraussichtlich bis Ende Februar dauern. Man gehe von einem Zeitraum von etwa zwei Wochen aus, sagte Brandenburgs stellvertretende Regierungssprecher, Simon Zunk, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Tesla hatte am Vorabend mit der Abholzung von etwas mehr als 90 Hektar Wald begonnen, der für den Bau eines Produktionswerks von Elektro-Autos weichen soll.
Keine Tabus: Renault will nach Verlust Milliarden sparen
Renault ist erstmals seit zehn Jahren in die roten Zahlen gerutscht und will nun massiv sparen. Die Kosten sollen um mehr als zwei Milliarden Euro sinken, ein Plan dafür ist im Mai geplant, wie Interimschefin Clotilde Delbos am Freitag sagte. Dabei stehen auch Fabriken in Frankreich und in der ganzen Welt auf dem Prüfstand. "Wir haben kein Tabu, wir schließen nichts aus", sagte die Generaldirektorin bei der Vorlage der Geschäftszahlen in Boulogne-Billancourt bei Paris.
Corona-Krise bringt Luftverkehr Umsatzverlust in Milliardenhöhe Der Ausbruch des neuartigen Corona-Virus führt bei den Fluggesellschaften zu milliardenschweren Umsatzausfällen. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO geht in einer ersten Schätzung von 4 bis 5 Milliarden Dollar (3,7-4,6 Mrd Euro) für das erste Quartal aus. Die ökonomischen Auswirkungen dürften damit nach Einschätzung der UN-Sonderorganisation stärker ausfallen als bei der Sars-Epidemie im Jahr 2003.
Knorr-Bremse weist Wettbewerbsvorwürfe von Haldex zurück
Der Bremsenspezialist Knorr-Bremse hat die von dem schwedischen Nutzfahrzeugzulieferer Haldex erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. "Knorr-Bremse hat sich als Anteilseigner immer verantwortungsvoll verhalten", sagte Vorstandsmitglied Peter Laier am Freitag in München laut Mitteilung. Laier leitet die Sparte mit Systemen für Nutzfahrzeuge. "Es liegen aus unserer Sicht keine Behinderungen durch Knorr-Bremse weder der wettbewerblichen Aktivitäten noch der Beteiligung anderer Anteilseigner an Haldex vor." Haldex hatte Knorr-Bremse in einer Beschwerde an die EU-Kommission und die brasilianischen Wettbewerbsbehörden vorgeworfen, den Wettbewerb beeinträchtigt zu haben.
rtr/dpa-AFX/iw