Die Hoffnung auf eine rasche Erholung der Konjunktur hat dem DAX am Montag Schub gegeben. Der chinesische Caixin-Index, der die Stimmung der kleinen und privaten Industrieunternehmen spiegelt legte überraschend zu. Auch die Industrie in der Euro-Zone erholte sich zu Beginn des zweiten Halbjahrs. Der Einkaufsmanagerindex in Deutschland stieg auf den höchsten Stand seit Ende 2018.
Laut Marktbeobachter Timo Emden von Emden Research witterten Schnäppchenjäger wieder Chancen. Etwa 1000 Punkte hatte der Dax im Vorwochentief eingebüßt im Vergleich zum Zwischenhoch von Mitte Juli bei knapp 13 313 Punkten. Das hatte er allen Virus-Sorgen zum Trotz erklommen. Auf dem nun ermäßigten Niveau griffen die Anleger aber wieder beherzt zu.
Positiv aufgenommene Geschäftszahlen ließen zum Wochenauftakt etwas Kauflaune an der US-Börse aufkommen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte eröffnete 0,5 Prozent fester bei 26.543 Punkten."Die Geschäftszahlen haben uns schön überrascht", sagte Stephanie Link, Portfoliomanagerin bei Hightower Advisors. Zahlreiche Unternehmen haben die - zuvor drastisch gesenkten - Erwartungen übertroffen. Zugleich gilt aber das zweite Quartal als der Zeitraum, in dem die Corona-Krise besonders tiefe Einbrüche ausgelöst hatte.
Hierzulande stand auf Unternehmensseite MTU im Fokus der Anleger. Der Triebwerksbauer litt im zweiten Quartal stärker unter dem Einbruch des Flugverkehrs als zuvor erwartet worden war. Vor allem das lukrative Geschäft mit Ersatzteilen darbt, weil Fluggesellschaften in der Krise viele Flugzeuge am Boden lassen und ältere Jets oft ganz ausmustern. Angesichts schwarzer Zahlen und komfortabler Finanzlage sieht MTU-Chef Reiner Winkler den Konzern jedoch "gut positioniert, die anstehenden Herausforderungen zu meistern". Er erwartet auch im laufenden Jahr schwarze Zahlen. Anleger an der Börse konnte er damit bei der Vorlage der Quartalszahlen am Montag jedoch nicht überzeugen. Die Aktie brach zwischenzeitlichum mehr als sechs Prozent ein. Unsere Einschätzung zu den MTU-Quartalszahlen lesen Sie hier.
Was am Montag an der Börse sonst noch wichtig war
Insider - Tiktok-Eigentümer will US-Geschäft ganz abgeben
New York: Der chinesische Eigentümer der populären Kurzvideo-Plattform Tiktok ist Insidern zufolge bereit, deren US-Aktivitäten komplett zu verkaufen. Nach dem Vorschlag von Bytedance solle Microsoft die Verwaltung der auf Tiktok gesammelten US-Nutzerdaten übernehmen. Die US-Regierung hat Sicherheits- und Datenschutzbedenken gegen die vor allem bei jungen Leuten bliebte App. Am Freitag hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, er wolle Tiktok in den USA verbieten.
Siemens Healthineers mit Rekordzukauf auf Dax-Kurs - Aktie verliert
Bayer schließt Verkauf der Tiermedizin-Sparte an Elanco ab
Nordex will Projektportfolio an RWE verkaufen - Aktie hebt ab
Commerzbank will Führungskrise lösen - Aufsichtsratschef gesucht
Corona-Krise trifft HSBC mit voller Wucht - Aktie auf Tief seit 2009
rtr/dpa-AFX/fh
Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers will sein Geschäft mit der Krebsforschung und -therapie durch eine milliardenschwere Übernahme deutlich ausbauen. Dazu strebt Healthineers den Kauf des US-Konzerns Varian
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer hat den Verkauf der Tiermedizin an das US-Unternehmen Elanco abgeschlossen. Zum Vollzug der Transaktion erhielt Bayer laut einer Mitteilung vom Montag 5,17 Milliarden US-Dollar (4,39 Mrd Euro) vor Steuern in bar sowie 72,9 Millionen Stammaktien von Elanco. Die damit einhergehende Beteiligung in Höhe von 15,5 Prozent an Elanco soll später verkauft werden, unterliegt aber zunächst bestimmten Haltefristen bis Mitte 2021. Eine strikte Haltefrist gilt dabei für die ersten 90 Tage.
Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex will Wind- und Solarprojekte in Europa an RWE verkaufen. Daraufhin hob die Aktie der Hamburger am Montagvormittag regelrecht ab und stieg um knapp 19 Prozent auf 10,44 Euro. Die Commerzbank hält die Vertragsbedingungen für äußerst attraktiv und sieht eine deutliche Stärkung der Kennzahlen dadurch. Auch bei RWE-Aktien stieß der Deal an der Börse auf Zustimmung. Der Kurs gewann 1,6 Prozent auf 32,50 Euro.
Die Commerzbank will mit einem neuen Aufsichtsratschef einen ersten Schritt aus ihrer Führungskrise gehen. Doch dabei stößt das Frankfurter Geldhaus auf Widerstand von Großaktionär Cerberus. Vor dem Treffen des gesamten Aufsichtsrats, der am Montagnachmittag zusammenkommt, brachte sich der Finanzinvestor in Stellung gegen den Kandidaten Hans-Jörg Vetter.
Die britische Großbank HSBC rechnet wegen den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie mit einer Belastung von bis zu 13 Milliarden Dollar durch Kreditausfälle. Die Risikovorsorge für faule Kredite und Abschreibungen auf Darlehen dürfte im laufenden Jahr 8 bis 13 Milliarden US-Dollar (bis zu 11 Mrd Euro) erreichen, teilte die stark in Asien engagierte britische Großbank am Montag in London mit. 2019 hatte dieser Posten die Bilanz lediglich mit rund 2,8 Milliarden Dollar belastet. Für 2020 hatte das Management bisher keine konkrete Prognose genannt, aber Ende April lediglich einen Anstieg auf bis zu elf Milliarden für realistisch gehalten. Der Kurs der HSBC-Aktie sackte am Montag deutlich ab.