Überraschend gute deutsche Handelsdaten haben Anlegern am Dienstag Lust auf Aktien gemacht. Der Dax kletterte bis zum Nachmittag in der Spitze um 2,6 Prozent auf 10.371 Punkte, der EuroStoxx50 stieg um 2,4 Prozent. Während die deutschen Importe und Exporte überraschend stark waren, gingen die Aus- und Einfuhren in China zurück. "Der Kontrast zwischen dem, was in der deutschen und der chinesischen Handelsbilanz passiert, ist schon sehr interessant und spricht für die europäische Wirtschaft", sagte KBC-Aktienstratege Piet Lammens.

Die deutschen Exporte hatte im Juli trotz Griechenland-Krise und schwächelnder chinesischer Konjunktur neue Rekorde geknackt. Die Wirtschaft in der Euro-Zone wuchs im zweiten Quartal um 0,4 Prozent, das war etwas besser als bislang angenommen.

In China - der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft - waren die Ausfuhren dagegen stark geschrumpft. Die Anleger in Shanghai quittierten das aber nur zeitweise mit Verkäufen, denn die Regierung in Peking will zehn Milliarden Euro in die heimische Infrastruktur investieren, um die Wirtschaft wieder ans Laufen zu bringen. Börsianern zufolge setzten Investoren darauf, dass weitere Programme folgen. Die Börse in Shanghai schloss knapp drei Prozent im Plus.

Unterstützung für Europas Aktien kam auch von der Börse in New York: Die US-Futures signalisierten nach der Feiertagspause am Montag (Labor Day) einen freundlichen Start in die Handelswoche mit Kursgewinnen von knapp zwei Prozent. Händler waren mit Blick auf die Diskussion um eine baldige Zinswende der US-Notenbank Fed aber skeptisch. Einige erwarten schon für die kommende Woche die erste Zinserhöhung seit Ausbruch der Finanzkrise 2007/08. Andere halten dies erst im Dezember für wahrscheinlich.

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Bei den deutschen Aktienwerten ragten RWE mit einem Plus von bis zu 7,7 Prozent heraus. Anleger nutzten einen positiven Kommentar von Kepler Cheuvreux für den Wiedereinstieg bei dem Versorger. In den vergangenen vier Wochen waren RWE-Aktien wegen wachsender Zweifel an der Zukunftsstrategie des Konzerns um rund 30 Prozent auf das niedrigste Niveau seit mindestens 25 Jahren gefallen.

Eine Kaufempfehlung von JP Morgan schob die Aktien der Commerzbank um bis zu acht Prozent ins Plus.

Ebenfalls im Plus notierten die Aktien der Lufthansa, die mit rund zwei Prozent etwa so viel wie der Dax gewannen. Der Arbeitskampf mit den Piloten und der Ausfall vieler Flüge setze aber der Reputation des Unternehmens zu, erklärte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp.

Im MDax zogen Metro um 3,4 Prozent an. Der Handelsriese schmiedet mit dem chinesischen Amazon-Konkurrenten Alibaba ein Bündnis, um den chinesischen Verbrauchern den Zugriff auf Produkte aus Deutschland zu erleichtern. An der Mailänder Börse legten Banca Monte dei Paschi di Siena 4,3 Prozent zu. Einem Insider zufolge steht das älteste Geldhaus der Welt vor dem Verkauf eines 1,8 Milliarden Euro schweren Pakets fauler Kredite.

Reuters