Die Online-Auktions- und Handelsplattform Ebay hat Investoren zuletzt mehrfach enttäuscht. Während der Rest der Internetbranche haussierte, sank die Notiz im vergangenen Jahr bereits, bevor die Korrektur an der Nasdaq einsetzte. Das Unternehmen hinke nicht nur Wettbewerbern hinterher, sondern auch hinter dem Gesamtmarkt, monieren die Hedgefondsspezialisten von Elliott Management um Börsenstar Paul Singer.

Unter der Regie von Elliott-Manager Jesse Cohn investierte die US-Investmentgesellschaft rund eine Milliarde Dollar in den Onlinehändler. Cohn bewies schon öfters ein glückliches Händchen bei der Aktienauswahl und eine harte Hand, wenn es darum geht, seine Forderungen umzusetzen. Nicht umsonst gilt Elliott als besonders aggressiv.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Aktivisten ihre Pläne bei Ebay durchsetzen. 2014 forderte Carl Icahn die Abspaltung des Bezahldiensts Paypal. Damals notierte die Ebay-Aktie bei rund 20 Dollar. Nur ein Jahr später, als Paypal an die Börse ging, stand die Ebay-Aktie bei knapp 30 Dollar. Die ganz großen Gewinner aber waren die Aktionäre. Sie hatten mit Paypal auf einmal eine Kursrakete im Depot, deren Wert sich seit ihrem Börsenstart mehr als verdoppelt hat.

Aus eins soll drei werden



Und diese Dynamik ist nun wieder möglich. Seit mehr als 20 Jahren bringt Ebay als Online-Marktplatz Käufer und Verkäufer zusammen. Rund zehn Prozent des Angebots werden versteigert. Weniger als 20 Prozent der verkauften Ware ist Secondhand. Lässt man China außen vor, hat sich Ebay heimlich zum zweitgrößten Onlinehändler weltweit entwickelt, lobt Cohn in seinem Brief. Wie viele andere habe sich auch Cohns Mutter über den Marktplatz ein erfolgreiches Onlinegeschäft auf-gebaut, schmeichelt er dem Ebay-Chef Devin N. Wenig. Sein Fazit: Die treibende Kraft sind die Käufer und Verkäufer. Doch Potenzial liege brach.

Unverhohlen fordert Elliott die Ebay-Führung auf, die operative Effizienz zu verbessern und sich vom Ticketvermarkter StubHub und auch vom Kleinanzeigengeschäft zu trennen. Die Rechnung, die Cohn aufmacht, klingt logisch. Unterschiedliche Geschäftsbereiche unter einem Dach konkurrieren um die Finanzmittel. Oft landet das Geld dann nicht in dem Bereich mit den besten Aussichten, sondern dort, wo Probleme bereinigt werden sollen. Das hat für die Anteilseigner zwei entscheidende Nachteile. Zum einen repräsentiert die Börsenbewertung bestenfalls den Durchschnitt der Bewertungen der einzelnen Bereiche. In vielen Fällen orientieren sich Investoren bei einer unklaren Gemengelage sogar am schwächsten Glied der Kette. Gleichzeitig senken Investitionen in die schwächeren Bereiche die Kapitalrendite und damit den Wert der Gesellschaft.

Weg mit den Kleinanzeigen



Auf dieser Überlegung baut Cohn den Wertsteigerungsplan für Ebay auf. Kerngeschäft soll der Handelsplatz sein, auf dem Kunden Waren kaufen oder verkaufen können. Der Bereich Kleinanzeigen, zu dem auch die Autohandelsplattform Mobile.de gehört, sowie der Ticketvermarkter StubHub sollen abgespalten oder verkauft werden. Gemessen an ähnlichen Transaktionen aus der jüngeren Vergangenheit kann für die beiden Bereiche ein Wert von rund dem 20-Fachen des Betriebsergebnisses kalkuliert werden. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass die Werte etwa durch ein Gebot eines Wettbewerbers höher ausfallen könnten. Immerhin nehmen beide Bereiche führende Marktpositionen ein. Durch die schlankere Aufstellung könnte Ebay mehr in den Marktplatz investieren und das Wachstum beschleunigen. Was sich in einem höheren Wert der Aktie niederschlagen würde.

Aber schon ohne diese Maßnahmen zeigt die reine Arithmetik das Aufwertungspotenzial. Ebay wird an der Börse mit 31 Millionen Dollar bewertet. Zieht man die von Cohn vorsichtig gerechneten 14 Milliarden Dollar für die Sparten Kleinanzeigen und StubHub ab, bleiben 17 Milliarden Dollar Wert für den Rest. Dem steht ein erwartetes Betriebsergebnis von drei Milliarden Dollar gegenüber. Ebay zählt zu den weltweit führenden Internetfirmen und wird gerade einmal mit dem gut Fünffachen des Ergebnisses bewertet. Ziemlich niedrig, findet Cohn.

Würde man den Faktor zehn ansetzen, ergäbe sich ein Wertsteigerungspotenzial von 15 Milliarden Dollar. Umgerechnet auf die Aktien des Konzerns in der aktuellen Aufstellung würde allein der Umbau ohne Wertsteigerungsmaßnahmen beim verbleibenden Ebay-Geschäft 55 Dollar pro Aktie rechtfertigen. Gemessen am aktuellen Kurs wäre das ein Wertsteigerungspotenzial von 70 Prozent.