Deshalb steht jetzt ein Kahlschlag an. Zur Höhe des Stellenabbaus wollte sich der Konzern zwar noch nicht äußern. Die Gewerkschaft UNISON bezifferte ihn aber auf rund 4500. Damit bliebe von dem seit Jahren Verluste schreibenden Unternehmen mit 5800 Mitarbeitern kaum etwas übrig.
Teyssen hatte schon vor Monaten mit Blick auf die Übernahme der RWE-Tochter Innogy klar gemacht, dass er bei Verlustbringern nicht lange fackeln wird. Während E.ON im eigenen Haus das britische Vertriebsgeschäft durch verschiedene Maßnahmen noch in der Gewinnzone halten kann, kam Npower trotz mehrerer Managementwechsel nicht aus den roten Zahlen. E.ON kämpft auf der Insel selbst um die Gunst der Kunden und gehört dort wie Npower, SSE, Centrica, EdF und Iberdrola zu den "Big Six" - den sechs größten Versorgern.
Der Markt in Großbritannien sei seit Jahren schwierig, erklärte Teyssen. "Die Wechselraten sind sehr hoch, die Margen gering, und die in diesem Jahr eingeführten Preisobergrenzen haben die Situation noch einmal verschärft." Dies hätten alle Unternehmen zu spüren bekommen. Bei Npower kamen noch IT-Probleme und Schwierigkeiten mit den Abrechnungen hinzu. Der frühere Innogy-Chef Peter Terium hatte vergeblich versucht, als Weg aus der Krise ein Bündnis mit dem Konkurrenten SSE zu schmieden. Die Gespräche wurden wegen geringer Erfolgsaussichten abgebrochen. Allein in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres fuhr Npower nun einen Verlust von 167 Millionen Euro ein.
SANIERUNG KOSTET EINE HALBE MILLIARDE
E.ON will das britische Geschäft bis 2022 auf Vorderman bringen, wie Finanzchef Marc Spieker ankündigte. Dann solle das kombinierte Geschäft jährlich einen operativen Gewinn von 100 Millionen Pfund einfahren. Allerdings wird das für E.ON zunächst einmal teuer: Rund 500 Millionen Pfund hat der Konzern für die Restrukturierungen auf der Insel eingeplant. Die Haushalts- und kleineren Gewerbekunden (B2C) von Npower sollen künftig auf der IT-Plattform von E.ON UK geführt werden. "Der Betrieb von nur noch einer statt bislang von zwei Kundenserviceplattformen würde erhebliche Synergien schaffen", betonten Innogy und E.ON gemeinsam. Das profitable Npower-Geschäft mit Industrie- und großen Gewerbekunden (B2B) soll ausgegliedert werden. Hierfür würden alle Optionen geprüft.
An der Börse kamen die Pläne gut an. Die E.ON-Aktie legte zeitweise um mehr als zwei Prozent auf 9,40 Euro zu. Die Pläne seien ein gutes Zeichen angesichts der schwachen Marktaussichten von Npower, erklärten die Experten von Jefferies.
E.ON bekräftigte am Freitag auch, für 2019 eine Dividende von 46 Cent je Aktie ausschütten zu wollen. Der Konzern fuhr in den ersten neun Monaten einen operativen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro ein - sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Allerdings hob E.ON zugleich - angetrieben von der Übernahme der Innogy-Geschäfte - seine Prognose an. Erwartet wird nun für das laufende Jahr ein bereinigtes Ebit von 3,1 bis 3,3 Milliarden Euro, bislang waren es 2,9 bis 3,1 Milliarden Euro.
rtr