Vor der Entscheidung der US-Notenbank Fed über die weitere Geldpolitik in der weltgrößten Volkswirtschaft haben die Anleger an den europäischen Aktienbörsen am Mittwoch einen Teil ihrer Vortagesgewinne mitgenommen. Der Dax verlor bis zum frühen Nachmittag 0,9 Prozent auf 9481 Punkte, der EuroStoxx50 büßte ein Prozent auf 3017 Zähler ein. Am Vortag hatten beide Indizes je mehr als zwei Prozent gewonnen. Weiter im Blick hatten Anleger die Lage in Russland. Die Zentralbank will zur Stütztung des Rubel Devisenreserven verkaufen. Die russische Währung und die Börse in Moskau holten einen Teil ihrer Vortagesverluste auf.
Für die Wall Street signalisierten die US-Futures einen leichten Kursanstieg zu Handelsbeginn.
Insgesamt gingen an den Märkten die Umsätze gegenüber dem Vortag spürbar zurück. Mit Spannung warteten die Anleger auf die Entscheidung der Fed nach Handelsschluss in Europa am Abend (20:00 MEZ) und die anschließende Pressekonferenz von Fed-Chefin Janet Yellen. Die Investoren erhofften sich von den Notenbankern Hinweise auf eine bevorstehende Leitzinserhöhung, sagte Analyst Christian Henke von IG Markets. "Dass die Fed diesen geldpolitischen Schritt gehen wird, gilt als recht wahrscheinlich. Nur der genaue Zeitpunkt steht noch in den Sternen." Daher gilt der Hauptfokus der Anleger der Formulierung zum Zinsausblick. "Wenn daran etwas geändert wird, ist das ein Signal für eine nahende Zinswende", sagte ein Börsianer. Hierauf setzte die Mehrheit der Devisen-Anleger: Der Dollar holte zum Yen auf, und der Euro verbilligte sich auf 1,2450 Dollar nach 1,2509 Dollar am Vorabend.
Etwas entspannt präsentierten sich die Börsen in Moskau. Der Leitindex zog um 6,4 Prozent an, nachdem er am Vortag um 12,4 Prozent abgestürzt war. Anlagestratege Cristian Maggio von TD Securities warnte wegen der anhaltenden Ölpreis -Schwäche und nach der jüngsten Zinserhöhung vor einer deutlichen Rezession in Russland. Er rechne daher mit einer Herabstufung der Bonität des Landes.
Neben den Sanktionen des Westens wegen seiner Ukraine-Politik gilt der Preisverfall an den Ölmärkten als Hauptgrund für die Probleme des Landes, das seine Einnahmen zu 40 Prozent aus Erdölexporten bestreitet. Vor allem dank des Schieferölbooms in Nordamerika gibt es derzeit ein Überangebot an Öl. Seit dem Sommer ist der Preis um fast 50 Prozent gefallen. Am Mittwoch notierte Nordseeöl der Sorte Brent mit rund 59 Dollar je Barrel (159 Liter) 1,5 Prozent im Minus, US-Leichtöl der Sorte WTI lag mit 54,50 Dollar 2,5 Prozent im Minus.
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MILLIARDENÜBERNAHME KOMMT BEI PHILIPS-EIGNERN NICHT GUT AN
Im Dax zählten die Favoriten des Vortages wie Lufthansa - die Titel verloren knapp zwei Prozent - zu den Schlusslichtern. Die Versorger E.ON und RWE gaben 0,7 beziehungsweise 1,4 Prozent nach. Die Bundesregierung will einem Zeitungsbericht zufolge die Betreiber von Atomkraftwerken zwingen, für den Abriss und die Entsorgung ihrer Meiler ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen. Die Summe von etwa 36 Milliarden Euro sei zwar nicht neu, allerdings zeigten die Pläne, dass Zweifel an der Ertragskraft der Versorger bestünden, sagte ein Händler.
An der Amsterdamer Börse rutschte Philips um 3,6 Prozent ab. Den Aktionären ist die Übernahme des US-Anbieters von medizinischen Ultraschall-Geräten Volcano zu teuer.
In Paris legten Hermes nach dem Ende eines jahrelangen Streits mit dem Großaktionär LVMH um sieben Prozent auf 296,50 Dollar zu.
Reuters