Europas Aktienanleger bleiben nervös: Neuerliche Kursverluste an der chinesischen Börse haben am Montag auch den Dax und den EuroStoxx50 auf Talfahrt geschickt. Zudem verunsicherte die Investoren die Unklarheit über die künftige Geldpolitik in den USA. "Die Zeit, in der man am Aktienmarkt schnell zu Geld kam, sind vorbei", sagt Koen De Leus von der KBC Bank. Die Marktturbulenzen dürften erst einmal anhalten.

Der Dax verlor zu Wochenbeginn 1,3 Prozent auf 10.166 Zähler, der EuroStoxx50 gab 1,2 Prozent nach. Seit Monatsbeginn haben sie jeweils knapp neun Prozent an Wert eingebüßt, weil Anleger nach einer Reihe enttäuschender Konjunkturdaten eine ausgeprägte Wachstumsdelle in China fürchten. Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft ist ein wichtiger Absatzmarkt für Europa. Der Shanghai-Composite fiel am Montag zeitweise um knapp vier Prozent - aus dem Handel ging er 0,8 Prozent schwächer. Im August ist der chinesische Leitindex um 12,5 Prozent eingebrochen, er gab damit den dritten Monat in Folge nach.

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ANLEGER RÄTSELN ÜBER ZEITPUNKT DER US-ZINSWENDE



Für Unruhe sorgten am Markt aber auch die Äußerungen vom Vize-Präsidenten der US-Notenbank Fed, Stanley Fischer. Sie deuteten darauf hin, dass eine Zinserhöhung in den USA im September auch nach den jüngsten Börsenturbulenzen noch nicht vom Tisch ist. "Wir beobachten immer noch, wie sich das entwickelt", sagte er am Freitag dem Fernsehsender "CNBC". Zuletzt hatten viele Anleger darauf gesetzt, dass die US-Notenbank Fed die geplante Zinswende nach hinten schieben wird, um die Konjunktur in den USA nicht abzuwürgen. Die Verunsicherung der Investoren war auch am Devisenmarkt zu spüren: Der Euro fand am Montag nur schwer eine Richtung und pendelte um die Marke von 1,12 Dollar. Die Fed berät am 16. und 17. September über die Leitzinsen, die schon seit Ende 2008 auf dem Rekordtief nahe null Prozent liegen. Die ultralockere Geldpolitik in den USA hatte die Aktienmärkte in den vergangenen Jahren stark in die Höhe getrieben.

SPEKULATIONEN UM DIVIDENDENKÜRZUNG BELASTEN RWE



Unter den Einzelwerten mussten vor allem die Versorger Federn lassen. Spekulationen auf eine Dividendenkürzung drückten RWE 3,5 Prozent ins Minus. Die Titel bildeten das Schlusslicht im Dax. Die Städte Duisburg und Essen stellen sich einem Medienbericht zufolge auf eine weitere Dividendenkürzung des Energieversorgers ein. Auch Analysten rechnen damit, dass der von der Energiewende gebeutelte Versorger für das laufende Jahr seine Dividende kürzt. Nach Daten der Nachrichtenagentur Reuters liegen die Schätzungen der Experten im Schnitt bei einer Ausschüttung von 75 bis 85 Cent je Aktie. Einige rechnen mit 50 Cent. Für 2014 hatte RWE noch einen Euro ausgeschüttet. Für 2008 waren es 4,50 Euro. Die Aktien des Konkurrenten E.ON verloren 2,7 Prozent.

Reuters